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Riley  - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley  - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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verraten. Ich meine, ich hätte ihn jetzt vorwarnen können, dass ihm ein erleuchtender, aber auch peinlicher Rückblick auf sein Leben bevorstand, dass er sich darauf gefasst machen musste, in gewisser
Weise bewertet zu werden, und dass die Ewigkeit nichts damit zu tun hatte, dass man sich auf Wolken räkelte und Harfe spielen lernte, so wie viele Menschen sich das vorstellten. Aber je länger ich darüber nachdachte, umso deutlicher wurde mir bewusst, dass er das damit nicht gemeint hatte. An dieser Art von Details war er nicht interessiert.
    Er machte sich Sorgen über die Entscheidungen, die er oftmals getroffen hatte – über die Art und Weise, wie er sein Leben gelebt hatte. Dieser Mann hatte etliche Leichen in der Arena hinterlassen, und nun befürchtete er, dass er dafür auf irgendeine Weise bezahlen musste.
    »Alles, was ich sicher weiß, ist, dass dir Mitgefühl, Liebe und Verständnis im Übermaß geschenkt werden wird«, erklärte ich schließlich. Ich dachte daran, wie mein eigenes Leben vor mir wie in einem Film abgelaufen war und wie ich als Einzige meine Handlungen anschließend hatte beurteilen müssen. Ich war die einzige Person gewesen, der das Geschehen auf der Leinwand peinlich gewesen war – der große Rat hatte lediglich gewollt, dass ich mein Handeln so deutlich wahrnahm, wie sie es taten.
    Theocoles überlegte einen Augenblick lang, wandte sich dann dem Kolosseum zu, schloss die Augen, warf seinen Kopf zurück und breitete die Arme aus, so wie er es nach jedem seiner Siege getan hatte.
    Aber dieses Mal ging es ihm nicht um den Applaus oder um die lautstarken Zuneigungsbekundungen, nach
denen er sich stets so gesehnt hatte, sondern jetzt lauschte er gespannt und horchte auf die Wahrheit, die in seinem Herzen ruhte.
    Und als er bereit war und mir mit einem Nicken seine Zustimmung bedeutete, ließ ich den schimmernden goldenen Vorhang vor ihm erscheinen und winkte ihn durch. Dann wandte ich mich an Messalina und gab ihr ein Zeichen, ihm zu folgen. Und es erschütterte mich bis ins Mark, als sie keine Anstalten machte, ihm hinterherzugehen.
    »Messalina gehört nicht zu unserem Auftrag«, sagte Bodhi, als würde das alles erklären. »Wir sind nicht damit beauftragt, sie über die Brücke zu führen.«
    Der Vorhang flatterte vor meinen Augen und zog sich mit jeder Sekunde ein Stück weiter zu. »Aber wenn sie die Brücke überschreiten will ? Aus freiem Willen, verstehst du? Ich meine, du willst doch weiterziehen, oder? Du hast Tausende Jahre auf diesen Moment gewartet!«
    Als sie ihren Blick auf Bodhi richtete, stöhnte ich unwillkürlich auf. Ich wandte mich angespannt und verärgert ab. Großartig , dachte ich. Das ist wirklich toll. Jetzt geht das schon wieder los. Noch ein wunderschönes Mädchen, das für meinen Führer schwärmt. Stell dich hinten an!
    Ich meine, im Ernst. Das stellte sich ja als tolle Liebesgeschichte heraus. Sie schwärmt Jahrhunderte für Theocoles und lässt ihn dann vor dem Vorhang im Stich, weil Bodhi mit seinen grünen Augen auftaucht.
    Ich fühlte mich wie ein Totalversager.

    Wie der gutgläubigste Geist in der gesamten Truppe.
    Ich hatte ihr ihre Geschichte geglaubt, keinen Augenblick an dieser Romanze gezweifelt – und nun stellte sich heraus, dass sie ein ebensolcher Schwindel war wie der, auf den ich selbst hereingefallen war.
    »Keine Angst«, tröstete Bodhi mich. »Auf Theocoles warten etliche Leute, die ihm helfen werden, sich zurechtzufinden, also mach dir keine Sorgen. Es wird ihm gut gehen. Und auch Messalina wird die Brücke noch überqueren, aber wir haben unsere Pläne ein wenig geändert.«

FÜNFUNDZWANZIG
    W ir beschlossen nicht zu fliegen. Genauer gesagt, Bodhi und Messalina entschieden sich dagegen, und Buttercup und ich waren gezwungen, uns ihrem Wunsch zu fügen.
    Wie sich herausstellte, konnte Messalina nicht fliegen. Und obwohl ich ihr anbot, es ihr beizubringen – ich hatte es Buttercup gezeigt, also konnte ich es jeden lehren –, erhob Bodhi Einspruch. Er meinte, wir müssten uns beeilen und hätten dafür keine Zeit mehr, also stiegen wir in einen Zug.
    Ich saß schmollend am Fenster und verbrachte den Großteil der Fahrt damit, Bodhi und Messalina verstohlene Blicke zuzuwerfen. Sie steckten pausenlos ihre Köpfe zusammen, flüsterten miteinander und schenkten mir keine Aufmerksamkeit. Nach dreieinhalb Stunden auf den Schienen hielt der Zug endlich an, und ich sprang sofort auf. Ich seufzte tief und schüttelte den Kopf, als

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