Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Theocoles, die Säule der Verdammnis!
Der Chor erschallte immer wieder, bis Theocoles stehen blieb und die lärmende Bewunderung zur Kenntnis nahm. Er sah sich aufgewühlt um, warf seinen Kopf zurück, streckte die Arme aus und genoss den Applaus.
»Was tut sie da?«, fragte Bodhi und trat neben mich.
Ich schüttelte den Kopf. Das Wort Enttäuschung reichte nicht annähernd aus, um zu beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte.
»Aber die wichtigere Frage ist, was du tust«, fuhr er fort und musterte mich aufmerksam.
Ich sah ihn verwirrt an, nicht sicher, was er damit meinte.
»Du überlässt deinen Seelenfang einem Geist, der dich ausgetrickst hat?« Er runzelte die Stirn. »Die Riley Bloom, die ich kenne, würde so etwas niemals zulassen. Sie würde nicht einmal daran denken, auf diesen Ruhm zu verzichten.«
Ach so, das.
Ich nickte und zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich hielt ich es einfach für das Richtige. Du weißt schon, für reifes Verhalten. Aber möglicherweise habe ich sie falsch eingeschätzt.«
Ich schloss meine Augen, um mich besser auf die Stimme in meinem Kopf konzentrieren zu können. Auf die Stimme, die mich wegen meiner Dummheit schalt und mir vorwarf, dass ich jemandem vertraut hatte, der mich bereits mehrere Male hereingelegt hatte. Aber plötzlich tauchte ein neuer Gedanke auf und brachte die Stimme zum Schweigen.
Was ich gerade tat, war das Gleiche, was Theocoles seit vielen Jahrhunderten tat. Ich konzentrierte mich auf meinen verletzten Stolz, mein angeschlagenes Ego, mein beschädigtes Selbstbild und meine gekränkte Eitelkeit – und ich war so fixiert darauf, dass ich die stille Wahrheit, die darunter verborgen war, ignorierte. Und sobald ich den Lärm in meinem Kopf abgestellt hatte, hörte ich, dass sich auch der Lärm in der Arena gelegt hatte.
Messalina hatte schließlich doch meinen Rat angenommen.
Theocoles stolperte taumelnd über den Sand und suchte nach seinem Helm, seinem Schwert und seinem Schild, bereit, seine endlose Routine wieder aufzunehmen.
Aber als er nach seinen Sachen griff, ließ Messalina einen Gegenstand nach dem anderen verschwinden, bis
er sich verwirrt um seine eigene Achse drehte und nicht wusste, was er nun tun sollte.
»Ich weiß, du möchtest sie gern hören«, flüsterte sie und deutete auf das Publikum. Schnell füllte sie die Ränge mit einer jubelnden, klatschenden Menge und beobachtete, wie Theocoles’ Augen bei diesem Anblick und dem Geräusch aufleuchteten. Und als sie die Menge wieder verschwinden ließ, erlosch dieser Ausdruck in seinen Augen sofort. »Aber ich habe dir viel zu lange nachgegeben, und nun hoffe ich, dass du mir statt ihnen zuhörst.«
Er ging an ihr vorbei und rempelte sie dabei an, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Sie wandte sich mir zu. Ihr Gesicht wirkte verzweifelt, und sie suchte nach Ermutigung und Zustimmung, die sie sofort von mir bekam.
»Ich habe so lange versucht, dich zu erreichen«, fuhr sie fort. »Es gibt so vieles, was ich dir sagen möchte – über die vielen Dinge, die dir etwas bedeutet haben, die Ziele, für die du gekämpft hast. Und obwohl du sie anscheinend vergessen hast, dich davon abgewandt hast und dich nicht mehr dafür zu interessieren scheinst, möchte ich dich wissen lassen, dass ich nach deinem Tod für die Freilassung deines Bruders gesorgt habe. Ich habe dir gesagt, dass ich das Geld dafür aufbringen würde, und dass du nicht dafür kämpfen musst, und ich habe meine Versprechen gehalten. Ich habe ihn aus den Minen herausgeholt, und ich freue mich, dir sagen zu können, dass Lucius ein langes und erfülltes Leben hatte. Ich habe auch
ein Denkmal zu deinen Ehren errichten lassen. Eine Büste von dir mit einer Namensplakette darunter, damit niemand vergaß, wer du warst – der ehemals amtierende Champion des Kolosseum. Sie stand sehr lange außerhalb dieser Mauern, Hunderte Jahre. Leider ist sie kurz nach dem Untergang umgestürzt. Ja, das Reich ist gefallen.« Sie lächelte. »Vieles hat sich geändert. Manche Teile Roms sind nicht mehr wiederzuerkennen, und andere sind immer noch wie damals. Du hast zwar außer dem Ludus nie viel gesehen, aber du bist nicht mehr gezwungen, hierzubleiben. Die Entscheidung liegt bei dir. Aber wenn du beschließt, hierzubleiben, dann musst du das alleine tun.« Sie warf mir über die Schulter einen Blick zu und fuhr fort. »Ich habe genug von dieser ewigen, langweiligen Routine. Es tut mir leid, dass du dich nie dazu überwinden konntest,
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