Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
kämpfen?« »Ich habe vieleicht eine große Klappe, aber ich bin kein Idiot«, bemerkte ich sarkastisch. »Nein. Und schon gar nicht, wenn er vorgewarnt ist.« »Schade.« Starr blickte zu den beiden Männern. »Los.«
Der Kampf begann ohne Umschweife. Der große Riese war schnell, seine riesigen Fäuste wirbelten mit so viel Kraft durch die Luft, dass Rhoan wie eine Kugel durch den Raum geschossen wäre, wenn sie ihn denn erwischt hätten. Doch dazu kam es nicht. Selbst wenn mein Bruder sich nur auf seine Werwolffähigkeiten verlassen konnte, war er schnell genug, um den Schlägen auszuweichen. Bislang schlug er nicht zurück, sondern beobachtete den Riesen aus der Distanz, um Zeit zu gewinnen.
Ein Kribbeln lief über meine Haut, und ich wusste ohne hinzusehen, dass Starr mich erneut beobachtete. Ich musste mich zwingen, mich zurückzulehnen und Desinteresse zu heucheln, da ich nichts lieber getan hätte, als Rhoan anzufeuern. Ich nahm mein Glas und trank langsam von dem kühlen, bitteren Wein. Vielleicht war er auch süß, und meine Geschmacksnerven versagten vor lauter Angst. »Wenn das Ihre Vorstellung von Frühstücksunterhaltung ist, möchte ich ganz bestimmt keine Einladung zum Abendessen erhalten.« »Wenn ich will, dass du kommst, kommst du«, erklärte Starr leise und bedrohlich. »Genau wie du diesen Kampf ansehen wirst, wenn ich es will.« Ich erwiderte seinen Blick. »Nur, wenn Sie mich festbinden und mir die Augenlider aufhalten.« »Nichts ist unmöglich, wenn man es nur stark genug will, meine Liebe.«
Während er die Worte aussprach, spürte ich ein brennendes Kribbeln am Rande meiner Gedanken, und seine blutunterlaufenen Augen schienen immer größer zu werden, bis er mich mit seinem Blick zu verschlingen schien. Er versuchte, in mein Bewusstsein einzudringen und meine Gedanken zu lesen. Ich verwendete meine ganze Kraft darauf, meine Schutzschilde zu schließen, und versuchte die Drohung zu ignorieren. Zum Glück war er kein Vampir und konnte das schnelle Schlagen meines Herzens nicht hören. Aber er, oder der Mann, der Starrs Identität angenommen hatte, war ein Wolf. Er konnte meine Angst riechen, wenn auch nichts anderes.
Doch vieleicht war das gut so. Nur ein Verrückter hätte in dieser Situation keine Angst gehabt, egal wie gut er sich schützen konnte.
Das Summen wurde lauter, und ich schüttelte mich, weil mein Rückgrat von der schlechten Energie vibrierte. Unter normalen Umständen hätte ich mir keine Sorgen gemacht. Ich arbeitete mit Vampiren zusammen und wusste aus Erfahrung, dass sie meinen Schutz nicht durchbrechen konnten. Aber diese Situation und dieser Mann waren nicht normal. Ich wusste nicht, ob meine Schutzschilde stark genug waren, um einem so konzentrierten Angriff standzuhalten, weil das einfach noch niemand versucht hatte. Gautier probierte es zwar jedes Mal, wenn er mir begegnete, aber das gehörte mittlerweile schlichtweg dazu. Er tat es mehr, um mich zu ärgern, denn wir wussten beide, dass er eigentlich nicht die Kraft besaß, an meinen Schutzschilden vorbeizukommen.
Starr jedoch war ein absolut anderer Fall. Der Angriff wurde immer heftiger, so dass schließlich mein ganzer Körper von der Energie summte. Es war ein schreckliches Gefühl, so als hätte ich einen Elektrozaun angefasst, nur dass die Energie, die durch Muskeln und Nerven strömte, zusätzlich stank. An meinem Haaransatz bildeten sich Schweißtropfen, und irgendwo hinter meinen Augen spürte ich Schmerzen. Zweimal ertönte ein Stöhnen. Der Riese krachte auf den Tisch, donnerte mit dem Kopf auf das Holz und zertrümmerte mit seinen herumwirbelnden Armen Gläser und Teller.
Starr fluchte, sprang auf, schleuderte seinen Stuhl nach hinten und versuchte, sich vor dem umherspritzenden Rotwein und den Scherben in Sicherheit zu bringen. Das Summen hörte auf, und ich keuchte leise. Mein Blick begegnete dem von Rhoan. Er hob fragend eine Braue, und ich nickte, um ihm zu signalisieren, dass ich in Ordnung war. Bis jetzt zumindest.
Der Riese richtete sich auf und stürzte sich brüllend wieder in den Kampf. Rhoan wich zur Seite aus und verpasste ihm einen üblen Schlag. Wieder ruderte der Riese mit den Armen in der Luft herum. Ich runzelte die Stirn und hoffte inständig, dass mein Bruder nicht zu sehr seine Vampirkräfte einsetzte.
»Für einen mickrigen Werwolf hat er aber ganz schön Kraft«, bemerkte Merle gedehnt. »Nicht viele schaffen es, Middy so durch die Gegend zu schleudern.« »Nein.« Starr
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