Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
wischte rote Flecken von seinem Hemd, richtete seinen Stuhl auf und nahm wieder Platz. Erstaunlicherweise kam niemand, um das Chaos zu beseitigen. Erst als Starr mit den Fingern schnippte, eilten die Kellner im Lendenschurz an den Tisch. Starr fügte hinzu: »Hat er denn keine Militärausbildung genossen?« »Doch, aber ich habe noch nicht viele Soldaten gesehen, die sich so bewegen wie dieser Werwolf.« »Verbringst du denn viel Zeit mit Werwölfen?«, fragte ich vorsichtig. Merle grinste voller Vorfreude, als er den Blick kurz von dem Kampf abwendete. »Nein, aber bald.«
Mein Blick glitt an seinem Körper hinunter. Der Kampf hatte ihn erregt. Ich sah unweigerlich eine weitere langweilige Sexsession auf mich zukommen. Na, toll. Obwohl ich gern ein ganzes Wochenende uninspirierten Sex in Kauf genommen hätte, wenn ich dafür keinen Moment länger in Starrs Gesellschaft hätte verbringen müssen.
»Unter den Werwölfen gibt es zwei Arten von Männern: die Alphatiere, Rudelführer oder Möchtegernrudelführer – und die Betatiere, die Rudelmitglieder. Alphas sind nicht etwa Anführer, weil sie stark und schnell sind, sondern weil sie zum Äußersten bereit sind, um Rudel und Familie zu schützen. Ich wette, dass dieser Wolf ein Alphatier ist.« »Er muss hier aber kein Rudel beschützen«, bemerkte Starr. Ich beobachtete ihn. Seine Miene gab nicht viel preis, aber sein Misstrauen schwappte über meine »anderen« Sinne hinweg. Ich zwang ein Lächeln auf mein Gesicht. »Man kann auch ein Rudel beschützen, das aus einer Person besteht.« »Betrachtest du dich selbst etwa als weibliches Alphatier?« Ich hob eine Braue. »Darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber vielleicht bin ich das.« »Vieleicht sollten wir dich mit diesem Werwolf kämpfen lassen und sehen, was passiert.«
Ich musste unwillkürlich in Rhoans Richtung sehen und wurde erneut von Angst und Sorge ergriffen. Rhoan musste das gespürt haben, denn er taumelte kurz, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dafür gab, und konnte sich gerade noch rechtzeitig fangen, um einem weiteren Schlag auszuweichen.
»Er ist ein Soldat. Ich habe nur auf der Straße trainiert. Ich denke kaum, dass das ein fairer Kampf wäre, oder?« Starrs Grinsen ließ mich frösteln. »Du musst eine Sache lernen, Mädchen. Ich bekomme immer, was ich will.«
Das dachten die meisten kleinen beschissenen Diktatoren, bis sie dem Tod ins Auge sahen und ihnen ihr faules, verkommenes Herz herausgerissen wurde. Ich wünschte mir mehr und mehr, den Moment selbst zu erleben, wenn nicht sogar, es selbst zu tun. Ich wollte zwar auf lange Sicht nicht töten, in diesem Fall aber schon. Damit konnte ich umgehen. Aber wieso wollte er uns gegeneinander kämpfen sehen? Worum ging es ihm? wollte er nur sehen, ob wir bereit waren, uns gegenseitig zu Tode zu prügeln? Ich stutzte.
Genau darum ging es. Es war lediglich ein weiterer Test. Eine weitere Möglichkeit zu überprüfen, ob er mit seinem Verdacht richtig lag. Mist, Mist, Mist. Starr klatschte in die Hände, und der Riese hielt blitzartig inne.
Rhoan schaltete etwas langsamer und brachte den plötzlich still stehenden Riesen mit einem Tritt in die Kniekehlen zu Fall. Es war deutlich zu hören, dass er ihm dabei einen Knochen gebrochen hatte, woraufhin der Riese wie ein Stein zu Boden fiel und dabei sein Bein umklammerte. Er gab zwar keinen Laut von sich, doch nach dem Blick zu urteilen, den er Rhoan zuwarf, sollte der sich lieber nicht mehr in seine Nähe wagen. Ich vermutete, dass Rhoan das Klatschen sehr wohl verstanden hatte, aber sicherstellen wollte , dass der Riese unschädlich gemacht war. Dafür war ich ihm überaus dankbar.
Nach meinen Bemerkungen über die spärliche Ausstattung des Riesen hätte Starr ihm sicherlich erlaubt, sich auf mich zu stürzen. Das wäre überhaupt nicht lustig gewesen.
»Planänderung, meine Herren«, erklärte Starr. »Die Dame zu meiner Rechten hat ihr Interesse bekundet, in den Ring zu steigen.« »Die fragliche Dame hat nichts dergleichen geäußert.« Das wusste Starr ganz genau. Ich sagte es nur für Rhoan, damit er mich nicht für einen vollkommenen Trottel hielt. »Eine überflüssige Bemerkung. Es reicht, dass ich es wünsche. Merle, bring sie zur Arena.«
Mist. Was sollte ich denn jetzt tun? Logischerweise war ich in der Lage, mich gegen meinen Bruder zu verteidigen, aber ich spielte mich ja hier nicht selbst. Poppy war eine Schlägerin von der Straße, die es keine drei Minuten mit einem
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