Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
über und kribbelte auf meiner Haut. Etwas flackerte in ihren blinden Augen, und nur für einen kurzen Augenblick wirkte sie leicht angespannt. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte; ich würde sie später auf jeden Fall danach fragen.
»Ich sehe große Wut.« Sie zögerte. »Sie hat bereits gegen einige Frauen gekämpft und wird mit weiteren kämpfen, bevor ihre Zeit hier vorüber ist. Eine auffällige Charaktereigenschaft von ihr ist ihre Aufsässigkeit.« »Klar. Schließlich ist sie als Hure für die Arena hier«, schnappte Starr. »Sag mir, wer und was sie ist.«
Ich erstarrte. Wenn sein Instinkt ihm sagte, dass ich eine Betrügerin war, wieso wollte er mich dann nicht einfach loswerden? Das hier ergab keinen Sinn. Aber seit wann benahmen sich Psychopathen vernünftig?
Dia drückte aufmunternd meine Finger: »Sie ist ein Werwolf, der von seiner Familie verstoßen worden ist. Sie hat um ihr Überleben gekämpft und wird noch mit vielen Veränderungen in ihrem Leben konfrontiert werden. Sie wird es nicht leicht haben.« »Ich will lwissen, wer sie ist, Dia. Hör auf, um den heißen Brei herumzureden.«
Dia zögerte, und einen Augenblick war ich so sicher, dass sie mich verraten würde, dass mir das Herz bis zum Hals schlug und ich mich darauf vorbereitete, gleich aufzuspringen. »Sie ist, was sie zu sein behauptet«, erklärte Dia leise. »Eine nichtsnutzige, verlogene Diebin. Pass auf deine Wertsachen auf, Merle. Sie hat bereits die goldene Uhr auf deinem Nachttisch registriert.« Starr lachte. Es war ein hässliches Geräusch, das mir unangenehm in den Ohren klang. »Dann leidet die Diebin an schlechtem Geschmack. Diese Uhr ist total kitschig.« »Auf der Straße ist sie offenbar einiges wert.« Dia ließ meine Hand los und trat zurück. Das elektrisierende Kribbeln ließ augenblicklich nach. Ich wusste nicht, ob ich darüber glücklich oder traurig sein sollte. Ihre Berührung hatte mir in diesem eiskalten Raum wenigstens etwas Trost gespendet.
Sie rieb sich ermattet die Stirn und blickte zu Starr. »Ist das Alles?« »Für den Augenblick ja. Ich bin später dran. Nachdem wir unseren kleinen Spaziergang gemacht haben.« Obwohl sich ihre Miene nicht veränderte, schwappte eine Welle von Wut und Hass über mich hinweg, in der ich beinahe ertrank. Dia spielte keine Spiele, nicht mit mir jedenfalls. Sie würde alles tun, um ihr Kind zu befreien und diesen Mann zu vernichten. Sie nickte und ging zurück zur Tür. Nachdem sie verschwunden war, wandte Starr mir seinen Blick zu.
»Vieleicht sollten wir uns während des Essens ein kleines Unterhaltungsprogramm gönnen?« Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern klatschte wieder in die Hände. Er spielte die Rolle des Königs bis zur Perfektion. Zu unserer Linken wurde ein Vorhang zur Seite geschoben, und zwei Männer erschienen. Der eine war ein schwarzer Riese, der so groß war, dass er sich beinahe ducken musste, um durch den Türrahmen zu kommen. Er war außerdem ziemlich breit, seine Hände und Füße waren groß wie Schaufeln, seine Schenkel dick wie Baumstämme, und seine Schultern schienen kein Ende zu nehmen. Leider traf der alte Spruch, dass große Hände auf einen großen Schwanz schließen lassen, bei ihm nicht zu. Da war mein Daumen ja noch größer. Vieleicht war er deshalb so ein Muskelprotz geworden, weil er die Witzeleien leid war.
Obwohl auch nicht gerade klein, wirkte der andere Mann dagegen wie ein Zwerg. Er war schlank, aber muskulös und bewegte sich leichtfüßig und unauffällig wie ein Raubtier auf der Jagd. Seine braune Haut schimmerte in dem Dämmerlicht wie dunkler Honig, und seine Miene wirkte selbstbewusst, als hätte er Vertrauen in seine Kraft und seine Stärke … Als er näher kam, erlitt ich einen Schock. Es war kein Fremder. Da stand mein Bruder.
Wieder sank mir der Magen in die Kniekehlen, und ich empfand nichts als unendliche Angst. Wieso war er hier? War das lediglich ein Zufall oder ahnte Starr nicht nur, wer ich war – sondern auch, wer Rhoan war? Aber wie? Was hatte dieser Mann in unserem Leben für eine Rolle gespielt, dass er dieser Mann in unserem Leben für eine Rolle gespielt, dass er Verdacht geschöpft hatte? Und wenn er uns verdächtigte, wieso zog er die Sache derart in die Länge? Wollte er sehen, wie weit er gehen musste, bis wir unsere Deckung preisgaben?
Ich riss meinen Blick von Rhoan los und sah zu Starr. Er machte einen selbstzufriedenen Eindruck und schien voller Vorfreude. Wahrscheinlich
Weitere Kostenlose Bücher