Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Ich drehte mich im Fallen, so dass ich auf der Seite landete, und schob einen Arm unter Neridas Leiche. Ich spürte den Gewehrkolben, und als sich meine Finger um den Griff der Waffe legten, brannte das Silber in meiner Hand.
Ich hörte, wie Moss zum nächsten Schlag ausholte, zog die Waffe hervor, zielte auf Starr und pustete ihm das Gehirn weg. Beinahe gleichzeitig ertönte ein zweiter Schuss, und Moss fiel rücklings auf den Boden. Mitten auf seiner Stirn prangte ein kleines Loch. Quinn hatte die Sache zu Ende gebracht.
Ich atmete tief ein und stieß die Luft langsam wieder aus. Es war vorbei. Erledigt. Moss war tot, Starr war tot, und in der Arena brach heftiger Tumult aus.
Und ob es nun gut war oder nicht, ich hatte soeben die Grenze überschritten und war ein vollwertiger Wächter geworden.
16
Ich zog den geliehenen Mantel fest um mich und beobachtete, wie sich mit einem rotgoldenen Streifen am Horizont der Morgen ankündigte.
Von meinem Platz neben den Stallungen aus hatte ich alles im Blick. Das Haus wirkte wie ein Bienenschwarm. In der Auffahrt standen diverse Lastwagen in einer Reihe hintereinander, und Leute liefen hin und her. Die meisten führten Gefangene ab, manche trugen Kisten und Akten.
Ich rieb mir erschöpft die Stirn. Das Bild kam mir sehr bekannt vor, und wie beim letzten Mal wollte ich nur nach Hause, ein ausgiebiges Bad nehmen und diese ganze, verdammte Geschichte vergessen. Endlich konnte ich nach Hause gehen und war in Sicherheit, aber vergessen würde ich das alles nicht. Was hier geschehen war, hatte mein Leben für immer verändert. Okay. Ich hatte meine Rache bekommen, aber die Rechnung dafür war noch offen.
Meine Haut kribbelte angenehm warm, und ich drehte mich um. Aus dem Wald kam Quinn und setzte sich neben mich. »Wie fühlst du dich?« »Beschissen.« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber ein paar Hektoliter Kaffee, ein ausgiebiges heißes Bad und ein paar Tage Schlaf, und es geht mir sicher schon viel besser.« Er lächelte, und als sich um seine Augen kleine Lachfalten bildeten, reagierten meine Hormone entsprechend. »Das habe ich mir gedacht.« Er zauberte hinter seinem Rücken einen Porzellanbecher hervor. »Er ist zwar nicht mit Haselnussgeschmack, aber er ist heiß.« »Mein Gott, ich glaube, ich liebe dich.« Ich schloss meine eiskalten Hände um den Becher und roch daran. »Wunderbar, auch ohne Haselnuss.« »Wenn wir dieses Wochenende ausgehen, besorge ich dir welchen mit Haselnuss.« Ich grinste. »Wann gehen wir denn aus? Habe ich da nicht auch ein Wörtchen mitzureden?«
»Du darfst Tag und Uhrzeit bestimmen. Aber du darfst nicht ablehnen.« Er wirkte entschlossen und strahlte zugleich eine Wärme aus, die seltsame Dinge mit meinem Herzen anstellte. »Denn ansonsten werde ich dich erlegen, über meine Schulter werfen und dich entführen.«
Der Vampir hatte sich der Jagd auf mich angeschlossen und wollte es Kelen nicht gerade leicht machen. Ich mochte ein moderner Werwolf sein, aber diese Vorstellung versetzte mein Blut in Wallung. »Ist dir klar, dass ich es überaus reizvoll fände zu testen, ob du deine Drohung wirklich wahr machst?« Er zuckte mit den Schultern. »Ich halte mich nicht mehr an die Spielregeln. Ich spiele, um zu gewinnen.« »Liebe ist kein Spiel.« Er hob erstaunt eine Braue. »Das Leben an sich ist das Spiel. Die Liebe ist der Hauptgewinn, der mir viel zu lange vorenthalten wurde.«
Das klang ja ganz nett, aber irgendwie konnte ich es nicht so recht glauben. »Woher kommt dieser Sinneswandel, Quinn? Wieso kannst du mich auf einmal nehmen wie ich bin, nachdem du es monatelang nicht konntest? Du weißt, ich kann mich nicht ändern.« »Es sei denn, du triffst deinen Seelenverwandten. Dann versprichst du dir und ihm das Blaue vom Himmel.« Er legte einen Finger unter mein Kinn und hielt es fest, während er sich nach vorn beugte und mir einen zärtlichen Kuss gab. »Ich werde dir beweisen, dass ich dieser Mann bin.« »Du bist kein Werwolf.« »Du auch nicht. Jedenfalls nicht ganz.« »Aber ich wünsche mir, was sich alle Werwölfe wünschen. Einen Werwolfpartner. Ein Zuhause. Kinder.« »Wir wissen beide, dass es Träume gibt, die sich nicht verwirklichen lassen.« »Aber ich habe immer noch Hoffnung, Quinn.« Ich befreite mein Kinn aus seinem Griff und wandte den Blick ab. »Und meine Träume gebe ich nicht auf. Nie.« »Dann muss ich an deiner Seite bleiben, bis sich diese Träume in Luft aufgelöst haben oder du dich damit abfindest,
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