Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Monate vergangen, seit man mir zum ersten Mal das Fruchtbarkeitsserum injiziert hatte. Wenn das auf mich so wirkte wie auf andere Mischlinge, würden sich bald Veränderungen einstellen.
Gautier schlenderte gemächlich auf mich zu. Ich drehte weiter an meinem Handtuch und beobachtete ihn mit leicht gerunzelten Augenbrauen. Ich konnte ihn nicht besiegen, das war klar, aber ich würde kämpfen. Er blieb auf halbem Weg in der Arena stehen. »Bist du bereit?« Ich hob eine Braue und gab mich selbstbewusster, als ich mich fühlte. Was ziemlich egal war, denn als Vampir konnte er meinen Herzschlag spüren. Er wusste, dass mein Herz wohl eher vor Angst als vor Aufregung raste.
Doch die Angst und ich waren alte Bekannte. Sie hatte mich bisher nicht aufhalten können und würde es auch heute nicht.
»Warnst du alle deine Zielpersonen vor?« »Ja.« Wie er so vollkommen reglos dastand, erinnerte er mich an eine Schlange kurz vor dem Angriff. Allerdings ängstigte er mich mehr, als eine echte Schlange es je vermocht hätte.
»Wieso machst du das?« »Weil mich der Geruch von Angst genauso anregt wie der Geschmack von Blut.« Er blieb stehen und atmete genüsslich ein. Seine dumpfen Augen strahlten verzückt, und die eisigen Schauer, die mir über den Rücken liefen, wuchsen zu Sturzbächen an. »Ich rieche deine Angst, Riley, und sie riecht ganz köstlich.«
»Du bist krank. Ist dir das eigentlich klar?« »Sicher. Und ich bin sehr, sehr gut in meinem Job.« Seine Augen versprachen den Tod. Mir war klar, dass wir diesen Kampf sehr bald irgendwo bis zum bitteren Ende austragen würden. Nicht hier, nicht in der Abteilung, aber irgendwo auf seinem Terrain und nach seinen Regeln. Der Gedanke verursachte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper, aber ich unterdrückte den Drang, meine Arme zu reiben. Offenbar entwickelte ich zunehmend hellseherische Fähigkeiten, worauf ich liebend gern verzichtet hätte.
Insbesondere, wenn ich derartiges Unheil auf mich zukommen sah.
Gautier ließ kurz seine Finger knacken, dann war er aus meinem Blickfeld verschwunden. Er bewegte sich federleicht meinem Blickfeld verschwunden. Er bewegte sich federleicht über die Matte, seine Schritte waren nur als leises Flüstern auszumachen. Ich wünschte, ich könnte etwas Vergleichbares über seinen Geruch sagen. Gautier stank heftig nach Tod. Es war so widerlich, dass es mir den Atem nahm und ich mich kaum konzentrieren konnte.
Wenn ich mich aber nicht konzentrierte, konnte das hier sehr, sehr übel enden. Nicht, dass es das nicht sowieso tun würde.
Ich blinzelte, schaltete auf Infrarotsicht und beobachtete den rötlichen Fleck, der sich auf mich zubewegte. Im letzten Moment schleuderte ich das Handtuch in sein versteinertes Gesicht und rannte davon, so schnell ich konnte.
Er folgte mir nicht, sondern blieb einfach stehen und hob eine Hand zu seinem Gesicht. Ich hatte auf seine Augen gezielt, jedoch seine Wange erwischt und zwar so heftig, dass sie blutete. Das war wahrscheinlich nicht meine klügste Tat, aber der Anblick seines Blutes baute mich ein bisschen auf.
Ich würde eventuell besinnungslos geschlagen werden, aber zumindest hatte ich etwas geschafft, das noch keinem Wächter vor mir gelungen war. Ich hatte den großen Gautier verletzt. Andererseits waren nur wenige Wächter verrückt genug, sich Gautier nur mit einem Handtuch bewaffnet zu stellen.
Er fuhr mit dem Finger über die Wunde. Selbst aus dieser Entfernung konnte ich das Blut auf seinen Fingerspitzen erkennen. Unsere Blicke begegneten sich, und wieder sah ich dem Tod ins Auge.
Für zwei Sekunden dachte ich daran wegzulaufen. Ich wollte aus dieser Arena flüchten, weg von diesem Psychopathen. Aber wenn ich das tat, verlor ich den Auftrag. Und im Moment waren meine Rachegelüste größer als meine Angst vor Gautier.
Gautier leckte das Blut von seinen Fingerspitzen und sagte mit ausdrucksloser, tödlicher Stimme: »Dafür wirst du bezahlen.« »Oh, da habe ich aber Angst.« Was absolut der Wahrheit entsprach. Niemand, der nur einigermaßen bei Verstand war, würde jetzt mit mir tauschen wollen. Außer vieleicht mein Bruder.
Bei dem Gedanken wurde ich stutzig. Rhoan wusste, was vor sich ging, zumindest musste er meine Angst spüren. Wieso war er nicht hier, um mir zu helfen?
Gautier lächelte mich an, als wäre er eine Katze und ich eine niedliche kleine Maus, die er gleich verspeisen wollte , dann verschwand er wieder aus meinem Blickfeld. Ich verfolgte ihn verschwand er wieder
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