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Ring frei fuer die Liebe

Ring frei fuer die Liebe

Titel: Ring frei fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shari Low
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ganz anders sah.
    »Kein Telefonsex, kein Skype-Sex und keine Chance, sich zu echtem Sex zu verabreden! Die Ärmste! Ich gebe ihr einen Monat, dann organisiere ich einen Helikopter mit einer Hilfslieferung Männer und Schminkzeug. Fliss wird beides dringend brauchen.«
    »Klar. Das wird ihr bei ihrem täglichen Kampf gegen Krankheiten, Infektionen und mangelhaften sanitären Einrichtungen, bei ihren Sprachproblemen und der Herausforderung, nur mit einem Stück Kreide hundert Kinder mit Bildung zu versorgen, bestimmt hilfreich sein.«
    Talli grinste und griff nach ihrer schwarzen Mulberry-Daria-Tasche, die auf dem Fußboden stand. Es war ein Erbstück von Dessi, aber das störte sie nicht. Siebenhundert Pfund für eine Handtasche auszugeben erschien ihr absurd.
    »Was hast du vor?«
    »Ich treffe mich mit Domenic zum Mittagessen, danach bin ich mit Edwina verabredet. Sie arbeitet irgendwo in Essex, ich brauche also ein bisschen, bis ich bei ihr bin.«
    »Ruf doch den Fahrdienst an«, schlug ihre Schwester vor, als wäre dies das Normalste von der Welt.
    Talli ignorierte sie, stibitzte eine dicke Erdbeere aus Dessis Schüssel und ging zur Tür. Als sie an dem alten venezianischen Spiegel im Flur vorbeikam, fragte sie sich kurz, ob sie sich etwas sorgfältiger hätte kleiden sollen. Sie trug ihr Standard-Outfit: graue Skinny-Jeans, weißes T-Shirt, Biker Boots und schwarzer Cardigan. Er war von Nicole Farhi, aber sie hatte ihn schon ewig, und er war definitiv nicht mehr ganz en vogue.
    Ein klickendes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Es kam aus dem Arbeitszimmer ihres Vaters. Seltsam, sie hatte gedacht, er wäre wie üblich schon vor Stunden zur Arbeit gefahren.
    Sie stieß die Tür auf und sah ihn an seinem Schreibtisch sitzen. Erstaunt schaute er sie an. Bildete sie sich das ein, oder war er rot geworden? Sein hektisches Klicken mit der Computermaus bestätigte ihren Verdacht nur noch. O Gott, sie hatte ihn beim Surfen auf einer Pornoseite erwischt, das war die einzige Erklärung für seine Verlegenheit. Ihre Mutter war gerade mal zwei Stunden zuvor in Richtung Alpen aufgebrochen, und schon amüsierte sich ihr Vater auf Playboy.de.
    »Talli, Darling, ich … ich hab dich gar nicht gehört«, stammelte er.
    Giles Gaston-Jones war früher ein attraktiver Mann gewesen, doch davon war nicht mehr allzu viel übrig. Jahrelanges Mittagessen in Clubs, viele Stunden in der Bank und mangelnde Bewegung hatten seinen Hüften ordentlich zugesetzt. Und seine auf Wasser und Seife beschränkte Hautpflege hatte ihm so manche Falte eingebracht. Jedenfalls konnte er seine fünfundsechzig Jahre nicht verbergen. Talli war sicher, dass ihre Mutter regelmäßig versuchte, ihm im Schlaf Hyaluron zu injizieren.
    »Gehst du weg?«
    Seine gezwungene Jovialität rührte Talli. Ihr Daddy machte das egoistische Gehabe und die anstrengende Art ihrer Mutter mit seiner selbstverständlichen Liebe und seinem Stolz tausendmal wieder wett. Die Ehe ihrer Eltern war Talli ein ständiges Rätsel. Sie konnte sie sich nur so erklären, dass ihre Mutter auf Aufregung und Leidenschaft verzichtete, weil es viele Vorteile hatte, mit ihrem Vater verheiratet zu sein.
    Bei den Caston-Jones handelte es sich um eine sehr alte Londoner Familie, die sich Jahrhunderte zurückverfolgen ließ. Die männliche Linie hatte sich sowohl durch Reichtum als auch durch Menschlichkeit einen geradezu legendären Ruf erworben. Nur Simmy war aus dieser Tradition ausgebrochen, seit er für Edwinas Vater bei Gambond Paper arbeitete. Dad störte das nicht, er war keiner, der Forderungen an seine Kinder stellte. Er war glücklich in seinen Clubs und mit seinem geregelten Leben – das er seiner glamourösen Ehefrau zu verdanken hatte, die es mit militärischer Präzision organisierte. Und seit er beschlossen hatte, beruflich einen Gang herunterzuschalten, hatte er offenbar neue Betätigungsfelder gefunden.
    »Ja, Daddy, ich treffe mich mit Dom. Kann ich vorher noch was für dich tun?«
    Wieder überzog eine feine Röte sein Gesicht.
    »Äh … nein. Danke, Schatz. Ich habe alles, was ich brauche. Danke. Amüsier dich gut.«
    Sie machte einen Schritt nach vorn, um ihn zu küssen, entschied sich dann jedoch dagegen. Vielleicht hatte er ja einen Stapel Pornomagazine unter seinem Schreibtisch liegen. Sicherheitshalber hielt sie daher Abstand und warf ihm nur ein Luftküsschen zu.
    Das Taxi brachte Talli zur Kensington High Street, und sie betrat die Bon Auberge mit nur zehn Minuten

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