Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
und angeschwollene Gelenke und am ganzen Leib keine Spur von Fett. »Er sieht jetzt schon aus wie ein tanj Skelett!« brummte Louis.
Bram schien zu schlafen.
»Wenn Bram glaubt, es sei genügend Zeit dazu, dann hat er wahrscheinlich recht. Hinterster, laß uns Akolyth aus dem Autodoc holen, damit ich mich hineinlegen kann.«
Der Puppenspieler pfiff, und ein neues Fenster entstand. »Louis, die Nanotechs sind noch immer mit den Schäden an seinem Rückenmark beschäftigt. Es wird noch ein paar Stunden dauern.«
»Tanj!«
»Soll ich ihn drin lassen?«
»Jepp.« Louis rollte sich auf seinem Wasserbett zusammen. »Ich werde eine Mütze voll Schlaf nehmen.«
KAPITEL DREISSIG
KING
Louis erwachte. Er bewegte sich nur vorsichtig. Schmerz ist ein großartiger Lehrer. Trotzdem fühlte er sich schon viel besser als in den letzten vier Tagen.
Das Medikit hatte ihn mit Nahrungszusätzen versorgt, die Schmerzmittelzugabe hatte er abgestellt. Louis löste sich ganz von der Apparatur und trat zur vorderen Wand.
Im Fenster: Bram, im Speisesaal der Hidden Patriarch. Er sprach zu den Städtebauern. Die Web-Fenster an den Wänden des Speisesaals waren aktiv, und in einem war das gleiche zu sehen wie im zweiten Fenster vor Louis Wu …
Darin: das weite Sims des Raumhafens. Der nahezu vollendete Korrekturmotor war verschwunden. Man hatte ihn fertig gestellt und an einen anderen Ort geschafft. Nun kam ein riesiger schwebender Schlitten mit skelettartigen Türmen und Alien-Waldos an den Kanten vorbei. Ein Turm mit einer spiralförmigen Verzierung … mehr als eine Verzierung. Der Turm stand schräg über einem silbernen Tentakel, dessen Spitze in einer Schlinge auslief. Die Schlinge verlief um die auf der Seite liegende Hülle eines Städtebauerraumschiffs und hielt es in der Schwebe.
Hinter dem Rand des Simses befand sich eine Reihe senkrecht stehender Ringe: die magnetische Verzögerungsanlage für einlaufende Schiffe.
Nur undeutlich zu erkennen: der Maglevstrang. Die Sterne schimmerten schwach hindurch. Wisper mußte ihren Schlitten in Bewegung gesetzt haben, erkannte Louis. Sie hatte beträchtliche Geschwindigkeit erreicht, während er geschlafen hatte. Es mußte Wisper sein; wer sonst hätte ein Web-Auge sprayen können?
Durch die filigrane Konstruktion des Maglevstrangs hindurch: eine träge dahingleitende Sternenlandschaft und … ein winziger blinkender grüner Lichtzeiger. »Ich habe ein Raumschiff entdeckt«, sagte der Hinterste.
»Zeig her.«
Der Puppenspieler sang, und das Bild zoomte heran. Eine verschwommene Konstruktion wurde sichtbar, die eher an eine Brechstange als an ein Raumschiff erinnerte. Kleine stummelflügelige Jäger saßen über die gesamte Längsseite verankert wie Blattläuse auf einem Zweig. Am der Ringwelt zugewandten Ende war ein gewaltiger Antriebskonus sichtbar: Fusionsmotor oder Plasmakanone, je nach Standpunkt.
»Noch ein ARM-Schiff«, sagte Louis. »Guter Fang.«
Bram hatte den Speisesaal der Hidden Patriarch verlassen.
Der Hinterste entdeckte Bewegung entlang dem Maglevstrang. Er läutete, und die Kamera von Wispers Web-Auge drehte sich um einhundertachtzig Grad nach hinten.
Das war nicht der Schlitten, den Wisper benutzt hatte. Es war eine ausgedehnte, schwarze Fläche. Kabelstränge unterschiedlicher Dicke wölbten sich um und über die Fläche wie Tentakel.
In der Mitte des Schlittens erhob sich eine schlanke Säule.
Wisper hielt sich am dünnsten der Kabel fest. Sie schwebte nah im Vordergrund, und das Kabel war so dick wie ihre Faust.
Es war eine Szene wie auf einem antiken Buchumschlag. Reinste Fantasy. Der einzige Gegenstand, den Louis erkannte, war direkt hinter Wisper angeschweißt: die Stepperscheibe, die von der Treibstoffsonde des Hintersten stammte.
Louis bemerkte, daß er sich kaum konzentrieren konnte. Er benötigte ein Frühstück.
Sämtliche Muskeln in seinem gemarterten Körper protestierten, als er sich erhob und zur Küchenautomatik ging. Einen Kzin zu tragen, selbst wenn er noch nicht völlig ausgewachsen war … »Vergeßt nicht, ich bin ein trainierter Profi«, brummte er leise. »Und versucht nicht, das zu Hause unter normaler Gravitation nachzumachen, Kinder.« Er tastete sich ein Pasticcioomelett, dazu Papaya und Grapefruit zusammen mit Brot.
»Louis?«
»Nichts. Ist Akolyth endlich soweit?« Der Hinterste sah nach. »Ja …«
»Warte noch.« Louis tastete einen weiteren Befehl ein. »Wir wollen ihn mit einer saftigen Keule
Weitere Kostenlose Bücher