Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Das Lied des Hintersten klang so rein und sauber wie ein Glockenspiel. »Du hast meine Programmiersprache kopiert!«
Bram steckte seelenruhig das Instrument weg. »Unser Vertrag verbietet das nicht.«
»Ich bin beunruhigt!«
»Hast du verstanden, was du gesehen hast? Nein? Wir haben Lovecraft und Collier getötet. Sie gehörten zu Mary-Shelleys Brut. Colliers Diener haben uns verraten, daß Lovecrafts Diener bereit sind, Fracht aufzunehmen. Wir gehen davon aus, daß sie uns helfen werden. Jetzt bleibt nur noch King übrig. Sobald King tot ist, wird Wisper wieder den Randwall kontrollieren und ich das Reparaturzentrum, und dann können wir endlich etwas bewirken.«
Die Küchenautomatik warf einen Trinkballon aus, und Bram schluckte in tiefen Zügen. Louis bemerkte, daß der Vampir-Protektor die schwere Lichtwaffe mit sich führte. Dieses Ding würde wahrscheinlich jeden im Raum umbringen, wenn es hier drin abgefeuert wurde.
»Was würdest du jetzt an meiner Stelle tun, Louis Wu?« Bram starrte ihn an.
»Nun, als nächstes wird sie wohl King töten, nicht wahr? Es ist zu spät, um noch etwas anderes zu versuchen. Was ich tun würde? Mein Druckanzug würde mich zwei Falans lang am Leben halten. Ich müßte nicht an Bord eines Schlittens steigen und auf siebenhundertsiebzig Meilen in der Sekunde beschleunigen, um anschließend King die Gelegenheit zu geben, auf mich zu feuern. Ich würde zu dieser Seite des Randwalls zurückkehren und von hier aus hinaufklettern.«
»Du würdest jedes Überraschungsmoment verlieren.«
»Trotzdem …«
Bram winkte ab. »Annes Druckanzug reicht nicht lange genug.«
»Hmmm.« Fracht, hatte Bram gesagt. »Nun, wenn ich etwas hätte, das King haben will, dann würde ich es mit auf meinen Schlitten nehmen. Natürlich würde ich dafür sorgen, daß er weiß, wo es ist. Was will er?«
»Schon gut, Louis. Ich dachte, vielleicht bringt mich eine zweite Meinung ein Stück weiter.« Bram stieß einen Pfiff aus, trat auf die Stepperscheibe und entmaterialisierte.
»Wo ist er denn jetzt schon wieder hin? Hinterster, bist du immer noch von deinem Stepperscheibennetz ausgesperrt?«
»Ich kann es nicht benutzen. Aber ich kann Bram finden.«
»Dann tu’s.«
Zwei der Fenster zeigten Moiremuster: Web-Augen, die während des Kampfes zerstört worden waren. Der Hinterste sang, und die Fenster verschwanden. Dann öffnete er an ihrer Stelle ein neues. Er schaltete der Reihe nach durch die anderen Web-Augen. Die Stadt der Weber. Die Hidden Patriarch: Das Krähennest auf dem Fockmast.
Der Hinterste sang Flöte und Pauke. Dann wandte er sich an Louis: »Ich habe ein Suchprogramm gestartet. Sobald sich Eindringlinge in bekannten Raumfahrzeugen nähern, werden wir es wissen.«
»Gut.«
Louis zeigte auf ein Fenster, das von dem neuen halb verdeckt wurde. »Ich hoffe, du hast alles aufgezeichnet.«
»Selbstverständlich.«
Das gestohlene Web-Auge hatte inzwischen das Raumhafensims erreicht. Winzige, sternenbeschienene Gestalten in Druckanzügen gingen durch das Vakuum auf ein Gebilde zu, das zu groß war, um seine Umrisse ganz zu zeigen. Sie schienen Ewigkeiten zu benötigen, um es zu umrunden.
Noch größer: Ein Paar goldener Toroide, die auf riesigen Rampen montiert waren. Es dauerte einen Augenblick, bis Louis den Rest erkannte.
Kabel sprossen aus den Toroiden, verteilten sich wie das Wurzelsystem einer wachsenden Pflanze und verjüngten sich an den Enden zu unsichtbar dünnen Drähten.
»Stet. Sie produzieren tatsächlich neue Motoren.«
»Ich habe mich gefragt, ob die Drahtkonstruktionen vielleicht eine Neuerung darstellen«, sagte der Hinterste. »In meinen Aufzeichnungen sind lediglich die Toroide zu sehen.«
»Interessanter Gedanke. Vielleicht haben die Städtebauer lediglich die Toroide ausgebaut. Die Drahtkonstruktionen wären ziemlich hinderlich, wenn man ein Raumschiff landen will.«
Das Fenster zeigte jetzt einen Ausblick vom hinteren Krähennest der Hidden Patriarch, dann die Küche mit den beiden erwachsenen Städtebauern und ihren drei Kindern. Wo haben sie die anderen Kinder die ganze Zeit über versteckt, fragte sich Louis, daß ich sie nicht zu Gesicht bekommen habe?
Sie gingen alle zur Tür hinaus und kamen wenige Augenblicke später zurück, wobei sie sich angeregt mit Bram unterhielten, der sich in ihrer Mitte befand.
Bram hatte seinen Druckanzug abgelegt. Er streckte sich auf einer Bank aus. Harkabeeparolyn und Kawaresksenjajok fingen an, ihn zu massieren.
Knochen
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