Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
und Wagen. Versteht ihr denn nicht, daß die Vampire euch nicht riechen dürfen?«
Oh? dachte Valavirgilin.
»Der Treibstoff ist das Nadelöhr«, sagte Chitakumishad gerade. »Die Roten brauen ein Bier, aus dem wir Treibstoff destillieren könnten …«
»Von mir aus zieht mit Hilfe des Gebräus der Roten in den Krieg. Wir können ihnen durch geheime Kanäle die Pläne für eure Destillationsapparate schicken. Morgen sind sie da. Laßt sie dort Treibstoff herstellen, während ihr hier eure eigenen Destillen mit gärendem Gras füttert. Ihr werdet das Schattennest frühestens in einem Falan von heute an angreifen.«
Chit nickte. Sein Verstand schmiedete emsig Pläne. »Treibstoff, um zwei Prärieschoner zum Unterschlupf der Vampire und zurück zu bringen …«
»Ihr müßt die Flammenbarriere überqueren. Ich glaube, eure Prärieschoner können das schaffen. Es gibt Pässe.«
»Dann benötigen wir mehr Treibstoff.«
»Treibstoff für Erkundungsfahrten, für die Tücher, für Flammenwerfer – kommt darauf an, was ihr habt. Was soll das? Nur wenn ihr siegreich seid, benötigt ihr Treibstoff zur Rückkehr. Dann kann euch euer dritter Prärieschoner entgegenkommen, oder ihr laßt einen zurück.
Nehmt nur verheiratete Paare mit«, schloß Harfner. »Trauriges Rohr und ich reisen zusammen. Thurl, wir kennen eure Bräuche, aber von Zeit zu Zeit teilt sich dein Stamm. Mach es auf diese Weise. Tegger, du und Warvia glauben, daß ihr den Vampiren widerstehen könnt. Vielleicht mag es tatsächlich so sein, aber was ist mit den anderen? Sie sollen sich paaren, wenn sie müssen, und kein Rishathra mit Blutsaugern begehen. Anakrin, Chaychind, ihr besitzt keine Partner. Ihr solltet nach Hause gehen …«
Die Diskussion war in vollem Gange. Keiner der anwesenden Hominiden war bereit, ohne jede Kritik den Plan eines Ghoules für ihren Krieg zu akzeptieren. Valavirgilin schwieg die ganze Zeit über. Sie wußte, daß sie gewonnen hatte.
Sie sind auf unserer Seite. Sie sind wirklich auf unserer Seite! Und sie werden baden …
KAPITEL FÜNF
DER WEB-BEWOHNER
Stadt der Weber, A. D. 2892
Niemand wußte, wie lange der Zauberer schon dort gewesen war. Die älteren Kinder waren in den Großen Wald gegangen, um sich im Fangen von Vögeln zu messen. Parald warf mit auffälliger Eleganz; sein Netz behielt länger die Form und flog am weitesten, obwohl er am Ende nur zwei Vögel gefangen hatte. Strill überlegte, wie sie Parald in ein Gespräch verwickeln konnte, und blickte rein zufällig nach oben.
Der Zauberer war draußen über dem Fluß. Er schwebte hoch über dem silbrigen Wasser, auf einem dicken, münzenförmigen Ding, das nicht viel breiter war als ein Mann groß.
Die Kinder riefen und winkten ihn zu sich herunter. Als er sie bemerkte, beendete er seinen majestätischen Flug und schwebte langsam zwischen den Baumwipfeln hernieder. Er lächelte und sprach in einer unbekannten Sprache. Der größte Teil seines Körpers war unbehaart, aber das war bei Besuchern nichts Außergewöhnliches.
Sie führten ihn nach Hause. Die ganze Zeit über redeten sie. Einige der Jungs testeten sein Wissen mit Beleidigungen. Strill mißbilligte das, und bald wußte sie, daß sie recht gehabt hatte.
Der Zauberer lernte nie ihre Sprache. Er behielt ein paar Brocken, grundlegende Worte wie ›Flup‹ und ›Rishathra‹, doch er legte noch, bevor sie das Dorf erreichten, ein Halsband um, das wie ein Lehrer sprach.
Jeder Besucher, der einer fremden Spezies angehörte, mochte ein Lehrer sein. Ein Zauberer, der flog und dem obendrein ein magischer Übersetzer diente, hatte sicher eine ganze Menge zu lehren.
Neun Jahre war es her, daß Louis Wu Kawaresksenjajok und Harkabeeparolyn verlassen hatte; zehn, seit Chmeee zur Erdkarte aufgebrochen war. Elf Jahre, seit sie an Bord der Hidden Patriarch Segel gesetzt hatten. Zwölf seit ihrer Rückkehr zur Ringwelt. Einundvierzig Jahre, seit Louis Wu und seine buntgemischte Mannschaft das erste Mal auf der Ringwelt gelandet waren, eingehüllt in einen Stasiskokon und mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 770 Meilen pro Sekunde.
Die ersten Hominiden, denen sie damals begegnet waren, waren kleine, pelzige religiöse Fanatiker gewesen.
Die fröhlich schnatternden Jugendlichen hier gehörten wahrscheinlich zur gleichen oder einer ähnlichen Spezies. Sie reichten Louis bis ans Kinn und waren am ganzen Leib mit flauschigem blondem Pelz bedeckt. Sie trugen Kilts in gedeckten Brauntönen. Sie
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