Ringwelt 04: Brennans Legende
Füßen zu haben.«
»Das läßt sich kaum bestreiten.« Roys Grinsen wirkte ausgehungert. »Nicht, daß ich deine Gesellschaft nicht genossen hätte.«
Home leuchtete auf dem Sichtschirm. Der Planet sah aus wie die Erde: ein tiefes Blau mit weißen, frostigen Wolkenwirbeln. Die Umrisse der Kontinente waren fast unsichtbar. Roy spürte einen Kloß in der Kehle. Im vergangenen Jahr hatte er nur Panoramen von Home auf seiner Holowand gesehen.
»Hör zu«, sagte er, »warten wir auf die Fähren oder landen wir einfach?«
»Ich dachte, ich parke die Protektor in einem weiten Orbit, bevor wir mit deinem Frachter landen. Wahrscheinlich müssen wir die Protektor neu auftanken. Die Homer haben noch nicht angefangen, ihre Asteroiden zu nutzen. Möglicherweise besitzen sie überhaupt keine Frachter.«
»In Ordnung. Warum gehe ich nicht nach drüben und checke den Frachter durch, bevor du den interplanetaren Antrieb aktivierst?«
Brennan musterte ihn einen langen Augenblick. Es war genau die Art von abschätzendem Blick, die Roy oft hatte denken lassen, einen ausgesprochen dummen Vorschlag gemacht zu haben. Aber: »Also schön, meinetwegen. Das spart uns einige Zeit. Ruf mich, sobald du an Bord bist.«
Home war bereits mit bloßem Auge sichtbar, ein weißer Punkt nicht weit von Epsilon Indi. Roy glitt in die Luke, schälte sich aus seinem Druckanzug, schwebte zu den Kontrollen und meldete sich bei Brennan. Kurze Zeit später setzten die Antriebe wieder ein und bremsten die Protektor mit einem Schub von 1g.
Roy begann seine Inspektion bei den Lebenserhaltungssystemen. Alles in Ordnung. Das Antriebssystem ebenfalls, jedenfalls, soweit es die Instrumentenanzeigen betraf. Roy befürchtete, daß das Fusionsrohr vielleicht durch die Gravitation von Phssthpoks Stern verzogen worden sein könnte. Sie hatten keine Gelegenheit gehabt, das herauszufinden. Sie würde erst kommen, wenn sich der Frachter von der Protektor löste.
Es gab keine Landevorrichtung, die es zu inspizieren galt. Sie würden auf dem Wasser landen und einen Hafen ansteuern. Der Frachter konnte schwimmen.
Roy investierte zwölf Stunden in eine gründliche Inspektion, dann legte er sich zu einem Nickerchen hin. Inzwischen würde Brennan längst die Raumhäfen angefunkt haben oder das, was auf Home als Raumhafen betrachtet wurde. Noch weitere zwölf Stunden …
Er benötigte weniger Schlaf unter der geringeren Gravitation Homes. Er erwachte in dämmrigem Licht und erinnerte sich an seine seltsamen Verdächtigungen gegenüber Brennan. Auf seinem Gesicht stand ein geistesabwesendes Lächeln.
Er ging seine Vermutungen noch einmal durch … in der Erwartung, daß er ihre Lächerlichkeit erkannte. Wahrscheinlich hatte er damals an übertriebenem Verfolgungswahn gelitten. Menschen waren nicht geschaffen, um sechs Jahre auf engstem Raum mit einem nicht mehr ganz menschlichen Wesen zu leben …
Er dachte über seine Vermutungen nach, und sie waren noch immer schlüssig. Die Vorstellung war zwar scheußlich, doch er entdeckte keinen logischen Fehler.
Das bereitete ihm Kopfzerbrechen.
Außerdem wußte er immer noch nicht, was Brennan mit Home vorhatte.
Er stand auf und durchstöberte den Frachter. Er entdeckte etwas, das Alice vor langer Zeit an Bord verstaut hatte: Farben, um einen Druckanzug zu bemalen. Roy hatte nie ein Bild auf der Brust seines Anzugs getragen. Er breitete den Anzug über einen Stuhl und stand davor, während er auf eine Eingebung wartete. Doch die Eingebung, die ihm schließlich kam, fluoreszierte wie lebendig und ließ sich nicht übersehen.
Verdammter Mist!
Wenn er recht hatte – aber er mußte sich irren.
Er rief Brennan. Besser, jetzt darüber zu reden …
»Hier ist alles in Ordnung«, meldete Brennan. »Wie steht’s bei dir?«
»Alles im grünen Bereich, soweit ich es beurteilen kann, ohne das Schiff tatsächlich zu steuern.«
»Gut.«
Roy bemerkte, daß er hartnäckig versuchte, einen Ausdruck in Brennans reglosem Gesicht zu entdecken. »Brennan, mir ist vor einer Weile so ein Gedanke gekommen. Ich habe ihn nie erwähnt …«
»So ungefähr vor zweieinhalb Jahren? Ich dachte mir bereits, daß dir etwas Kopfzerbrechen bereitet. Außer dem Mangel an weiblicher Gesellschaft, meine ich.«
»Vielleicht bin ich ja verrückt geworden«, sagte Roy. »Vielleicht war ich schon damals verrückt, aber mir ist der Gedanke gekommen, daß es wesentlich leichter wäre, die Bevölkerung Homes dazu zu bringen, deinen Krieg zu
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