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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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berichten, wie er einmal das TD der Schule neu verdrahtet hatte, so daß er und seine Klassenkameraden die Unterrichtsübertragung auf ganz besondere Weise hatten sehen können: die Bilder standen auf dem Kopf und waren zudem von innen nach außen verzerrt gewesen. Matt erzählte von der Probenflasche voll Apfelsaft, den er in die Medcheck-Station von Gamma geschmuggelt hatte, und berichtete, was er damit gemacht hatte. Ein anderer Gast, der dem Gespräch bis jetzt höflich schweigend gelauscht hatte, erwähnte, daß er einst den Wagen einer Crew-Familie auf dem Beta-Plateau gestohlen hatte. Er hatte den Autopiloten so eingestellt, daß der Wagen in konstant tausend Fuß Höhe über dem Rand der Leere gekreist war. Fünf Tage lang hatte der Wagen dort seine Kreise gezogen, bis er schließlich unter den Augen von Dutzenden von Vollstreckungspolizisten in den Nebel gestürzt war.
    Matt beobachtete, wie Jay Hood und Laney miteinander redeten. Laney hatte Hood den Arm um die Schultern gelegt; Hood reichte ihr nur knapp bis zum Kinn. Beide redeten entweder gleichzeitig oder schnitten sich gegenseitig das Wort ab. Sie rasten von einer Erinnerung zur anderen; Anekdote folgte auf Anekdote und Scherz auf Scherz. All das teilten sie mit der Gruppe und sprachen doch nur miteinander.
    Es war nicht Liebe, was er da beobachtete, entschied Matt, auch wenn es dieser ähnelte. Vielmehr empfanden Hood und Laney eine ungeheure Befriedigung, daß sie einander kannten. Befriedigung und Stolz. Matt fühlte sich mit einem Mal sehr einsam.
    Nach einer gewissen Zeit bemerkte Matt, daß Laney ein Hörgerät trug. Es war so klein und geschickt gefärbt, daß es in ihrem Ohr nahezu unsichtbar war. Tatsächlich hätte Matt nicht unbedingt darauf wetten wollen, daß es sich wirklich dort befand.
    Wenn Laney ein Hörgerät brauchte, war es schade, daß sie es nicht besser verbergen konnte. Seit Jahrhunderten ließen sich zivilisierte Leute kleine Teilchen aus lameliiertem Plastik über dem Mastoxidknochen unter die Haut setzen. Auf Mount Lookitthat existierten solche Dinge jedoch nicht. Ein Crewmitglied hätte sich allerdings für ein defektes Ohr schlicht Ersatz aus den Organbanken geholt …
    Die Gläser waren leer, und einer von Laneys großen Begleitern brachte Ersatz. Mit der typischen Wechselhaftigkeit einer Cocktailparty wuchs und schrumpfte die Gruppe, teilte sich auf und wuchs wieder zusammen. Kurz ließen die anderen Matt und Jay Hood in einem Wald aus Rücken und Ellbogen allein. Hood fragte: »Möchtest du ein schönes Mädchen kennen lernen?«
    »Immer.«
    Hood drehte sich um und ging voraus, und Matt bemerkte die gleiche seltsame Färbung im Ohr seines Schulkameraden wie in Laneys. Seit wann war Hood denn schwerhörig? Aber vielleicht hatte sich Matt ja getäuscht; vielleicht war das alles nur Einbildung – schließlich hatte er ja schon mehrere Wodka-Soda getrunken. Allerdings war es auch ungewöhnlich, daß die winzigen Geräte in beiden Fällen viel zu tief implantiert zu sein schienen, als daß man sie wieder hätte entfernen können.
    Doch ob er sich das Gerät nun eingebildet hatte oder nicht: Es hatte exakt die richtige Größe besessen, daß es sich dabei um den Gegenstand gehandelt haben konnte, den Harry Kane Jay Hood zusammen mit dem Drink zugesteckt hatte.
     
    »Das ist die einfachste Art zuzuschlagen, Sir.« Respektvoll beugte sich Jesus Pietro auf seinem Stuhl vor, faltete die Hände auf dem Tisch und vermittelte so den Eindruck eines hochintelligenten Mannes, der sich voll und ganz seiner Arbeit widmete. »Wir wissen, daß die Mitglieder das Kane-Haus immer zu zweit oder zu viert verlassen. Wir werden sie uns vor dem Haus schnappen. Wenn keiner mehr aus dem Haus kommt, wissen wir, daß sie etwas bemerkt haben. Dann werden wir hineingehen.«
    Hinter seiner respektvollen Maske war Jesus Pietro verärgert. Zum ersten Mal seit vier Jahren hatte er wieder eine große Razzia gegen die Söhne der Erde geplant, und Miliard Parierte hatte sich ausgerechnet diese Nacht ausgesucht, um dem Hospital einen Besuch abzustatten. Warum ausgerechnet heute? Er kam ohnehin nur alle zwei Monate vorbei – Dank sei den Nebeldämonen. Der Besuch eines Crewmitglieds brachte Jesus Pietros Männer stets aus der Fassung.
    Aber zumindest war Parlette zu ihm gekommen. Einmal hatte Parlette ihn zu sich nach Hause bestellt, und das war schlimm gewesen. Hier jedoch war Jesus Pietro in seinem Element. Sein Büro war Ausdruck seiner Persönlichkeit.
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