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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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das hier ein Rebellennest war, dann hatten sie sich zumindest eine gute Tarnung zugelegt. Viele der Feiernden trugen keine Hörgeräte, und das waren ausnahmslos jene, die niemanden hier zu kennen schienen … wie Matt. Inmitten des typischen Partylärms lauschten einige offenbar auf etwas, das nur sie hören konnten.
    Matt ließ seiner Fantasie freien Lauf. Irgendwo hier mußte es einen Notausgang geben – für die Angehörigen des ›inneren Kreises‹ –, und sollte die Polizei auftauchen, würden sie den Ausgang benutzen, während die ›ahnungslosen‹ Gäste in Panik ausbrachen. Matt und die anderen Mitglieder des ›äußeren Kreises‹ waren entbehrlich.
    »Aber warum sollten alle okkulten Kräfte mit dem Lesen von Gedanken in Verbindung stehen? Ergibt das etwa einen Sinn für dich, Jay?«
    »Sicher. Versteht ihr denn nicht, daß Telepathie eine überlebenswichtige Fähigkeit ist? Als die Menschen Psikräfte entwickelten, mußten sie notwendigerweise als erstes lernen, Gedanken zu lesen. Alles andere kam später, da man diese Fähigkeiten nicht unbedingt dazu braucht, um einer Gefahr zu entkommen …«
    Matt dachte nicht daran zu gehen. Es wäre natürlich sicherer gewesen … oder? Klar. Aber Matt konnte hier eine Zeit lang den Minenwürmern, ihren korrupten Crewzüchtern und seinem ganzen langweiligen Leben entkommen, und außerdem war mittlerweile seine Neugier geweckt. Er wollte wissen, wie diese Leute hier dachten, wie sie arbeiteten, wie sie sich schützten und was sie im Schilde führten. Er wollte wissen …
    Er wollte Polly Tournquist näher kennen lernen – jetzt mehr denn je. Sie war klein, zierlich und schier unglaublich hübsch, und sicherlich verspürte jeder Mann, der sie sah, das Verlangen, sie zu beschützen. Was dachte sich so ein Mädchen nur dabei, einfach so ihr Leben wegzuwerfen? Und nichts anderes tat sie hier. Irgendwann würden den Organbanken die Lebern, die Haut oder die Därme ausgehen und zwar zu einer Zeit, da es kaum Straftaten zu verfolgen gab, und dann würde die Vollstreckungspolizei zuschlagen, und Polly würde in ihre Einzelteile zerlegt werden.
    Matt verspürte das plötzliche Verlangen, ihr das auszureden, sie dazu zu bewegen, mit ihm von hier zu verschwinden und auf die andere Seite des Plateaus zu ziehen. Aber war es überhaupt möglich, sich auf so kleinem Raum zu verstecken? Vermutlich nicht, aber …
    Sie wußte noch nicht einmal, daß er ihr Spiel durchschaut hatte. Falls sie es herausfände, würde ihn dieses Wissen vermutlich das Leben kosten. Er mußte seine Zunge im Zaum halten, oder besser noch … Sicherheitshalber sollte er überhaupt nicht mehr reden.
    Das verdarb alles. Hätte Matt den Beobachter spielen können, den Mann, der nur schweigend zusah … Aber er war kein Beobachter. Er war in die Sache verstrickt. Er kannte Jay, und er mochte ihn. Er mochte auch Laney Mattson und Harry Kane, obwohl er beide nur vom Sehen kannte, und in Polly Tournquist hätte er sich verlieben können. Diese Leute riskierten ihr Leben. Und seins auch! Und er konnte nichts dagegen tun.
    Der etwas ältere Mann mit dem Bürstenhaarschnitt redete noch immer auf Hood ein. »Jay«, sagte er in aufgesetzt geduldigem Tonfall, »du versuchst uns zu sagen, daß man auf der Erde Psikräfte bereits unter Kontrolle hatte, als die Gründerväter aufgebrochen sind. Nun, was haben sie seitdem gemacht? Sie haben alle möglichen Fortschritte in der Biotechnologie erreicht. Ihre Schiffe werden ständig verbessert. Jetzt können die Rammroboter schon allein wieder zurückfliegen. Und was haben sie mit diesen Psikräften gemacht? Nichts. Einfach gar nichts. Und warum?«
    »Weil …«
    »Weil das alles nichts als Aberglaube ist. Hexerei. Mythen.«
    Oh, halt doch das Maul, dachte Matt. Die ganze Feier sollte doch lediglich verbergen, was hier wirklich vor sich ging. Matt verließ den Kreis und hoffte, daß niemand es bemerkte – außer Polly. Und tatsächlich bemerkte ihn niemand. Er drängelte sich zur Bar durch, um sein Glas wieder füllen zu lassen.
    Harry Kane war verschwunden. An seiner Stelle bediente nun ein Teenager, kaum jünger als Matt; allerdings würde der Junge höchstens noch eine halbe Stunde durchhalten, wenn er weiter von jedem Getränk kostete, das er ausschenkte. Matt trank einen Schluck von seinem neuen Drink und stellte fest, daß ihm der neue Barkeeper fast ausschließlich Wodka eingeschenkt hatte. Als Matt sich schließlich umdrehte, lachte ihm Polly in sein überraschtes
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