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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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ein Geheimnis zu haben, dachte Matt. Sie redete nicht; sie hörte zu.
    »Parapsychologische Fähigkeiten sind kein Mythos«, erklärte Hood gerade. »Als die Max Planck die Erde verlassen hat, gab es bereits alle möglichen psionischen Geräte, um diese Fähigkeiten zu verstärken. Telepathie war fast zuverlässig geworden. Sie …«
    »Was heißt ›fast zuverlässig‹?«
    »Zuverlässig genug, um es speziell dafür trainierten Leuten zu ermöglichen, die Gedanken von Delphinen zu lesen. Zuverlässig genug, um Telepathen als Gutachter in Mordprozessen zuzulassen. Zuverlässig genug …«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Matt. Zum ersten Mal an diesem Abend sah er Hood so erregt. Aus dem Verhalten der Umstehenden schloß Matt, daß Hood häufig über sein Steckenpferd zu referieren pflegte. Er fragte: »Und wo sind sie jetzt? Deine Hexen meine ich.«
    »Sie sind keine Hexen! Schaut mal … Kell, Matt … Jede dieser so genannten Psikräfte ist auf die eine oder andere Art mit Telepathie verbunden. Das ist bewiesen. Nun, wißt ihr, wie man eure Vorfahren getestet hat, bevor man sie auf einen Einunddreißig-Jahre-Trip ohne Rückfahrkarte schickte?«
    Irgendjemand antwortete: »Man hat sie eine Zeit lang in die Erdumlaufbahn gebracht.«
    »Ja. Vier Kandidaten in einer Fähre, die einen Monat lang die Erde umkreist hat. Kein Telepath hätte das ausgehalten.«
    Polly Tournquist verfolgte das Gespräch wie ein Zuschauer ein Tennismatch und drehte den Kopf stets dem jeweiligen Sprecher zu. Ihr Grinsen wurde breiter, und ihr Haar schwang hypnotisierend hin und her; es war das reinste Vergnügen, sie anzusehen. Sie wußte, daß Matt sie beobachtete. Gelegentlich warf sie ihm einen kurzen Blick zu, als wolle sie ihn dazu einladen, einen Scherz mit ihr zu teilen.
    »Warum nicht? Wenn er doch Gesellschaft hat?«
    »Aber nur die falsche Gesellschaft. Auf der Erde ist ein latenter Telepath jederzeit von Zehntausenden denkender Individuen umgeben. Im Weltraum hat er nur drei, und einen Monat lang kann er nicht von ihnen weg! Nicht mal für eine Stunde!«
    »Woher weißt du das alles, Jay? Aus Büchern? Ich bin verdammt sicher, daß du hier nicht einen finden würdest, mit dem du experimentieren könntest.«
    Pollys Augen funkelten, während sie dem Gespräch folgte. Hoods Ohrläppchen wurden rot. Pollys rabenschwarzes Haar schwang zur Seite und gab kurz den Blick auf ihr rechtes Ohr frei. Matt sah genau hin und war nun fast vollkommen sicher, daß sie ein winziges, nahezu unsichtbares Hörgerät trug.
    Also hatte sie wirklich ein Geheimnis. Und schließlich glaubte Matt auch zu wissen, welches.
     
    Vor dreihundert Jahren war die Max Planck mit fünf Crewmitgliedern, die fünfzig Passagiere in künstlichem Tiefschlaf überwachten, nach Mount Lookitthat gekommen. Auf allen historischen Bändern war die Geschichte nachzuschlagen, wie der runde, fliegende Flügel in die Atmosphäre getaucht und stundenlang über undurchdringlichen Nebelschwaden gekreist war. Die Instrumente stuften die Schwaden als giftig und tödlich heiß ein. Und dann war eine riesige Masse am Horizont erschienen, ein steiler, flacher Berg, achtzig Kilometer hoch und Hunderte von Kilometern im Durchmesser. Er wirkte wie ein neuer Kontinent, der aus einem unfaßbaren weißen Meer emporragte. Die Crew hatte das Phänomen mit aufgerissenen Mündern angestarrt. Schweigen hatte geherrscht, bis Captain Parlette – ein gebürtiger Engländer – ausgerufen hatte: »Lookitthat!«
    Die Geschichte der Landung war zwar nicht aufgezeichnet, doch weithin bekannt. Die Passagiere waren einer nach dem anderen von der Crew geweckt worden und fanden sich beinahe augenblicklich in einer Diktatur wieder. Jene, die sich dagegen auflehnten – es waren nur wenige – starben. Als vierzig Jahre später die Arthur C. Clarke landete, wiederholte die Crew dieses Verfahren. Seitdem hatte sich nichts geändert; nur die Bevölkerungszahl war in den vergangenen dreihundert Jahren drastisch angestiegen.
    Von Anfang an hatte es eine kleine Gruppe von Revolutionären gegeben. Ihr Name hatte sich mehrmals geändert, und Matt hatte keine Ahnung, wie sich die Gruppierung im Augenblick nannte. Er hatte nie einen Revolutionär kennen gelernt, und er verspürte auch kein großes Verlangen danach. Sie erreichten nichts, sondern füllten nur die Organbanken des Hospitals. Wie hätte es auch anders sein können, solange die Crew jede Waffe und jedes Watt Energie auf Mount Lookitthat kontrollierte?
    Wenn

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