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Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt

Titel: Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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selbst verkrochen. »Wie lange ist es her, dass er das letzte Mal etwas gegessen hat?«, fragte Louis jetzt.
    »Zwei Tage. Zum Essen wacht er auf.«
    »Weck ihn!«
    »Wie soll ich ihn wecken, ohne dass er ein Trauma davonträgt?«
    »Ich habe mal einen Tanz von ihm gesehen. Schalt diese Aufzeichnung an! Und mach ihm was zu essen!«

 
KAPITEL ZWEI
DER HINTERSTE
     
     
    Der Hinterste träumte von absoluter Sicherheit.
    Er träumte nicht davon, wieder der Hinterste zu sein, der Herrscher über eine Billion seinesgleichen. Es war verrückt, so ehrgeizig gewesen zu sein. Er hatte schon immer gewusst, dass das kein wirklich stabiler Zustand gewesen war, dass seine Experimentalisten-Fraktion jederzeit die Macht würde verlieren können. Und genauso war es dann auch gekommen.
    Er träumte, er sei wieder jung. Das war so lange her, dass alle Details aus dieser Zeit in seinem Denken und Fühlen geglättet worden waren: Er konnte sich nur noch an ein allgemeines Gefühl erinnern, klein zu sein, beschützt und einzigartig.
    Er träumte, dass er sich niemals an einem Werkzeug die Hand aufgerissen hätte.
    Und dann begann der Tanz …
    Die Illusion war überwältigend.
    Louis stand in einem großen Saal. Der Boden bestand aus lauter breiten, flachen Stufen. Eintausend Aliens bewegten sich um ihn herum; zweitausend Kehlen brachten orchestrale Musik hervor, die zugleich auch Konversation war, fast unerträglich komplex. Wolfgang Amadeus Mozart wäre verrückt geworden. Die Beatles … hatten verrückt angefangen, aber, Futz!, das Gleiche galt schließlich auch für Mozart.
    Kick, seit, linker Kopf streift Fingerlippen; Hinterbein Kick, er vor, Partner rück. Der Hinterste führte den Kick aus. Ein flacher, einäugiger Kopf tauchte unter seinem Torso auf. Drehung, Kick; taumelnd verlagerte der Hinterste sein Gewicht auf die Vorderbeine und versuchte sich dabei zu drehen. War das hier noch Tanz oder schon Kampfsport?
    Der Hinterste pfiff. Vorbei war der Tanz, die Illusion löste sich auf. »Louis«, sagte der Puppenspieler.
    »Wie lange warst du außer Gefecht?«
    »Ich schlafe viel. Wo ist Tonschmied?«
    »Der führt gerade einen Krieg, glaube ich.«
    Ein Kopf wandte sich zu dem Display um, das den Meteoriten-Abwehr-Raum zeigte. »Ich habe ihn dabei beobachtet, wie er dieses Fahrzeug konstruiert hat. Der Randzonenkrieg tritt immer mehr in eine heiße Phase ein. Sind sie bereits in die Ringwelt eingedrungen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Hinterster, wie kommt es, dass die Needle sich in diesem desolaten Zustand befindet?«
    »Erinnere dich daran, dass Tonschmied mich auf deinen Rat hin als seinen Lehrer angenommen hat!«
    Tonschmied, der Ghoul-Musiker, war als Protektor gerade neugeboren worden und dürstete nun nach Dingen, die er lernen konnte. »Er brauchte Übung, und das schnell«, sagte Louis. »Ich dachte, je mehr er von uns erführe, desto eher würden wir auch voraussehen können, was er beabsichtigt. Hast du versucht, bestimmte Geheimnisse für dich zu behalten?«
    »Ja.«
    »Und du hast ihn natürlich davon abgehalten, das Steuerhaus zu betreten.«
    »Allerdings«, gab der Puppenspieler zu. »Ich habe ihn mit Hilfe deiner Displays in den Mannschaftsquartieren unterrichtet. Ich war ihm ein guter Lehrer, aber er lernte immer schneller, schneller und noch schneller. Er verlangte, auf meine Werkzeuge zugreifen zu dürfen. Ich verweigerte ihm den Zugriff. Sechs Tage, nachdem du dich in den ’Doc gelegt hast, stand er plötzlich hier vor mir, obschon ich dachte, dass er mich hier nicht würde erreichen können. Ich habe ihm alles gegeben, was er verlangte.«
    »Wann hat er dein Schiff zerlegt?«
    »Irgendwann später. Ich habe elf Tage im Angstkoma gelegen. Ich erwachte und fand hier alles so vor, wie du es jetzt siehst. Denn seitdem hat sich wenig geändert. Louis, er hat den Hyperantrieb repariert!«
    »Na, das bringt ja eine ganze …«
    »Er wird das Schiff wieder zusammensetzen! Wenn er das tut, dann muss ich von hier fliehen. Du solltest dann an Bord sein.«
    »Wann?«
    Die beiden Augen des Puppenspielers blickten einander an.
    Das bedeutete Verwirrung oder Belustigung – oder jede andere Form eines inneren Konflikts. Louis fragte: »Was hat er denn gemacht? Er hat einen Kriegsraumer gebaut …«
    »Ja, und den Randzonenkrieg im Auge behalten, die Geheimnisse meiner Maschinen ergründet – er hat sich nicht darauf verlassen, dass ich ihm alles zeigen würde – und sich meiner und deiner Verbündeten entledigt. Das

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