Ringwelt 11: Die Flotte der Puppenspieler
geplant hat«, sagte Nessus. »Wenn ich schon nichts anderes tun kann, stelle ich mich wenigstens als Zeuge zur Verfügung.«
In den zusammengesetzten Panoramaaufnahmen, die ihnen die zahlreichen Kameras am Schiffrumpf lieferten, konnten sie deutlich erkennen, an welcher Stelle die drei breiten Doppel-T-Träger zusammenliefen, die gemeinsam die Long Pass stützten. Einer der Träger trug auch die Gangway. Und alle drei dieser Stützen führten zu dem breiten Träger, durch den der Ramjet in der Mitte des gewaltigen Hohlraums der Preserver festgehalten wurde – schließlich herrschte dank des entsprechenden Generators an Bord dieses Schiffes auch hier im Frachtraum Schwerkraft. Wimmelnde Schatten an den Seitenwänden der riesigen Halle verrieten, dass sich jetzt unterhalb aller drei Träger Roboter näherten. Dort konnte der Komm-Laser sie nicht erwischen, ohne gleichzeitig die Träger zu durchtrennen und die Long Pass hinabstürzen zu lassen.
»Omar, Sven, Nessus!«, rief Eric. »Geht an Bord der Explorer. Ich denke, ihr werdet eine Gelegenheit finden zu entkommen.«
»Dann kommt ihr beide aber mit!«, fauchte Omar.
»Ich muss hier bleiben, um euch diese Gelegenheit zu verschaffen!«, erklärte Eric. »Kirsten, bei den dreien bist du sicherer.«
Doch Kirsten massierte ihm nur die völlig verspannten Schultern. »Ich bleibe bei dir.«
»Wo wäre ich am hilfreichsten?«, erkundigte sich jetzt Nessus.
»Hier an Bord der Long Pass.« Eric aktivierte ein weiteres Display. Ein Drahtgerüstmodell der Preserver, dachte Kirsten. Auf dem Rumpf des Schiffes pulsierte ein kleiner roter Punkt – doch was er bedeutete, erschloss sich Kirsten nicht.
»Sven! Omar! Los!«, schrie Eric. »In ungefähr einer Minute wird hier die Hölle losbrechen! Dann aktiviert sich euer Autopilot. Und das ist eure Chance!«
Kirsten schaute ihnen hinterher, als sie aus dem Tagesraum verschwanden. Nessus blieb zurück und trommelte mit dem Huf immer wieder auf das Deck.
»Du hattest recht, wir sind hier eingekeilt«, meldete sich Omar einen Augenblick später. »Sitzen direkt neben dem Rumpf der Preserver fest. Ich wüsste nicht, wie uns der Autopilot da weiterhelfen soll.«
Auf der gegenüberliegenden, geschwungenen Wand der riesigen Halle schienen die huschenden Schatten jetzt langsam näher zu kommen. Schon bald würden sie damit beginnen, sich ihren Weg in den Schiffsrumpf freizuschneiden.
Nicht eine Sekunde lang wandte Eric den Blick von seiner Tastatur. Jetzt erschien die Long Pass im Inneren der Drahtgerüstmodelldarstellung, und zwischen dem Ramjet und dem winzigen roten Punkt auf dem Rumpf war eine hauchdünne Linie zu erkennen.
»Jetzt werden wir ja sehen, ob ich deiner würdig bin.« Noch während Eric sprach, flammte am Bug der Long Pass erneut der Kommunikations-Laser auf, ungleich greller als zuvor. Grell genug, stellte Kirsten fest, um sogar die Sterne zu erreichen. Der Strahl durchdrang die Wand der Preserver, als bestünde der ganze Rumpf nur aus dünnem Papier. Geschmolzenes Metall tropfte vom Rand des Loches herab. Und als der Strahl dann langsam eine Spirale beschrieb, wurde das Loch größer und größer. Immer wieder brachen Stücke der Decke und des Deckenbelags herab.
Endlich blickte Eric zu Kirsten hinüber. »Erinnerst du dich noch an diese Produktionsanlage von General Products? Erinnerst du dich noch, wie unglücklich Baedeker mit meinen ganzen Fragen war?«
Durch den dichten Metalldampf und diesen Mahlstrom herabstürzender Trümmer konnte Kirsten jetzt einen Tunnel erkennen, dessen Ausgang im Rumpf der Preserver selbst klaffte. Dort verschwand das rubinrote Licht; da es im Vakuum des Alls nichts gab, woran sich der Lichtstrahl hätte brechen können, wurde er unsichtbar.
»Baedeker?«, wiederholte Kirsten verständnislos. »Der hat doch überhaupt nichts über Licht gesagt. Außerdem wissen wir doch, dass der Rumpf sichtbarem Licht gegenüber durchlässig ist. Wie soll uns der Laser denn hier helfen?«
Die Schatten hatten den Rumpf der Long Pass fast erreicht.
»Denk mal daran, was Baedeker sich geweigert hat zu erklären. Nessus hat gesagt, in jeden Rumpf sei eine autonome Energieversorgungsanlage eingebaut. Diese Anlage verstärkt die interatomaren Bindungen des GP-Zellen-Supermoleküls. Und die hab ich gefunden. Die GP-Zelle – das Supermolekül – ist sichtbarem Licht gegenüber durchlässig.
Kirsten, wir wissen, dass wir die Erde nicht finden können. Wir müssen uns darauf konzentrieren, was
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