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Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Titel: Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hollow Skai
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ohne dass Parteien sich vorne dranhängen, die PDS eingeschlossen. Von oben funktioniert so was nicht.« Die Basis müsse sich schon selbst gegen die Dampfwalze aus dem Westen zur Wehr setzen.
    Auch sonst engagierte Rio sich, wo er nur konnte. Politisch wie künstlerisch. Im Berliner Renaissance-Theater stand er erstmals nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder auf der Bühne. In der Aids-Burleske Ein ungelegener Besuch des argentinischen Schriftstellers und Karikaturisten Copi, der in dieser wüsten Farce seinen eigenen Tod behandelte und zwei Monate vor der Premiere in Paris an der Immunschwächekrankheit gestorben war, spielte er einen ergebenen Verehrer und sang eine Arie aus Beethovens Fidelio .
    Mit der Neonazi-Band Störkraft diskutierte er in der Sat1-Sendung Einspruch über die Ursachen des Rechtsradikalismus und warnte sie vor dem »Ritt auf dem Tiger«. Laut Gert Möbius bewirkte dieses Gespräch vor laufenden Kameras »einiges« bei der Gruppe. Nach der Sendung seien sie »ganz lieb« zu ihm gewesen, hätten erklärt, alles gar nicht so gemeint zu haben, sich entschuldigt und versprochen, sich zu ändern.
    In der Sendung Zeil um Zehn des Hessischen Rundfunks, die von Alice Schwarzer moderiert wurde, stritt er im Dezember 1992 mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bötsch, dem früheren Verfassungsrichter Helmut Simon und der Liedermacherin Ina Deter darüber, ob man rechtsradikale Musik verbieten solle. Rio hielt davon nichts, weil solch ein Verbot nichts nütze, ereiferte sich aber vor allem über Bötsch, der das Problem des Rechtsradikalismus herunterspielte. Empört erinnerte er daran, dass nach den Ausschreitungen von Rostock, wo Neonazis und brave Bürger ein Asylantenheim im Stadtteil Lichtenhagen abgefackelt hatten, als Erstes daran gedacht wurde, das Asylgesetz zu ändern, dass man dann Angst vor der Reaktion des Auslands gehabt, sich aber nicht bei den Asylanten entschuldigt habe, die dabei fast ums Leben gekommen waren.
    Zwei Tage später nahm er schließlich an einem Rockkonzert gegen Ausländerhass teil, das in Frankfurt stattfand und von der Phono-Akademie der deutschen Musikwirtschaft unter dem Motto Heute die! Morgen du! organisiert wurde. Rio trat dabei gleich zweimal auf. Einmal begleitete er Marianne Rosenberg, als die den Scherben-Titel Der Traum ist aus piepste, und dann sang er gemeinsam mit Ulla Meinecke den Song 13. Dezember , auch unter dem Titel Die Zeitreise bekannt, den sie extra für dieses Konzert geschrieben hatten.
    Seine Band war inzwischen wieder in alle Winde zerstreut und das Album Durch die Wand gewaltig gefloppt. George Glueck versuchte deshalb, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen und seine Karriere voranzutreiben. Als Produzentin schlug er Annette Humpe vor, die nicht nur ebenfalls bei ihm unter Vertrag stand, sondern auch sein bislang erfolgreichstes Album Rio I. coproduziert hatte. Nach ihren Erfolgen mit Ideal, DÖF und den Prinzen galt sie in der Branche als »Trüffelschwein«, gegen das natürlich auch die Sony nichts einzuwenden hatte, wo man besorgt all die Investitionen betrachtete, die bislang nichts gebracht hatten.
    Angeblich war Rio von Annette Humpes Produktionskünsten nicht sonderlich überzeugt und hätte lieber wieder unter der Regie von Udo Arndt das neue Album aufgenommen, gab dann aber klein bei. Wenn er »die« – Annette Humpe, George Glueck und die Sony – alles machen lasse, könnten sie ihm hinterher den Misserfolg nicht ankreiden, begründete er sein Einverständnis gegenüber Lutz Kerschowski.
    Der Weg des geringsten Widerstandes kam ihm äußerst gelegen. Er brauchte nur zu singen, musste sich nicht mit den Musikern auseinander setzen, die einander im Hamburger Boogie-Park-Studio ohnehin nicht begegneten, und konnte alle Entscheidungen Annette Humpe überlassen. Statt sich einzumischen, kochte er lieber für die Studio-Crew und gelegentliche Gäste; das Geld für den Kauf der teuren Küchenmaschinen zweigte er vom Produktionsetat ab.
    Den Song Wohin gehn wir hatte er bereits 1968 geschrieben, für das Fernsehmusical Drehorgelwalzenwelthit , nur hieß er damals noch Words Mean Nothing . Irrenanstalt war 1977 unter dem Titel Kommen Sie schnell (Hallo, hallo) schon mal veröffentlicht worden – auf der Brühwarm-LP Mannstoll . Und Matth. XI, 15. war ein auf dem Cover vermerkter »hidden track«, der ebenfalls schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte – Rio hatte Drag Queen , wie er einst hieß, 1978 für Transplantis

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