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Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr

Titel: Rio Reiser - Das alles und noch viel mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hollow Skai
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Lewis hatte 1958 seine erst dreizehnjährige Cousine Myra Gayle Brown geheiratet, und als Elvis Presley seine Frau Priscilla kennen lernte, war sie erst vierzehn. Doch das waren Heteros, bei Schwulen wurde – und wird – mit zweierlei Maß gemessen.
    Thomas Müller hatte sich 1987, als er schon lange nicht mehr mit Rio, sondern mit dem Fassbinder-Schauspieler Kurt Raab zusammen war, die Pulsadern aufgeschnitten – nicht ohne das vorher dem stern -Reporter Kai Hermann anzukündigen. Müller hatte Rio Ende der Siebziger einen langen Brief geschrieben, woraufhin die beiden sich getroffen und ineinander verliebt hatten. »Es war wie im Märchen«, erzählte er Hermann, der zuvor die Geschichte der Christiane F. recherchiert hatte. »Ich konnte gar nicht begreifen, dass ausgerechnet mich einer liebte, den Tausende bewunderten, der den Durchblick hatte, der unheimlich sensibel war. Ich hatte das Gefühl, den ersten Menschen getroffen zu haben, der begriff, was ich fühlte.« Müller sei sich wie im Paradies vorgekommen – bis er mitkriegte, »dass da genauso viel Psycho ablief wie überall. Der Mann, der mich angeblich liebte und diese tollen Songs gegen die Macht sang, übte selber die totale Macht aus.«
    Angeblich habe Rio seiner Band, den Strichern, deren Sänger er war, befohlen, nicht mehr mit ihm zu arbeiten – das erzählte Müller zumindest dem stern -Reporter, der die Thomas Müller Story aus dem Gedächtnis niederschrieb. Laut Jochen Hansen, einst Bassist der von Rio produzierten Stricher, gehöre das jedoch ins Reich der Fabeln. Vielmehr sei Müller mit der gesamten Gage, die sie für einen Auftritt erhalten hatten, durchgebrannt, bevor ihre Platte rauskam.
    Auch sonst wird im Zusammenhang mit Thomas Müller wenig Schmeichelhaftes erzählt. So heißt es in Kai Sichtermanns Scherben-Buch, dass er, während Rio auf Tour war, die Carambolage-Gitarristin Elfie Steitz geschwängert habe und dass Elfie »auf Rios Wunsch« hin dann Fresenhagen verlassen musste. Als sie, die seit Anfang der neunziger Jahre in Portugal lebt und das Buch gar nicht kannte, dazu befragt wurde, fiel sie aus allen Wolken. Ja, es stimme, dass sie ausgezogen sei, aber nicht, weil sie schwanger war und Rio sie des Hofes verwiesen habe, sondern weil damals der Einzug von Claudia Roth und Richard Herten bevorstand. Im Übrigen habe sie ein paar Jahre später wieder in Fresenhagen gewohnt und für Rio auch zwei Jahre lang die Buchführung gemacht. Thomas Müller habe ihr zudem erzählt, dass Rio das Kind adoptieren wollte; mit Rio habe sie allerdings nie darüber gesprochen.
    Mit Niels, der ihm von seinem Freund Corny vorgestellt worden war, schwebte Rio zunächst jedenfalls auf Wolke sieben. Während seine Band in einem Frankfurter Fernsehstudio auf ihn wartete, flogen die beiden frisch Verliebten nach Miami. Kaum angekommen, fand sich Rio dort schon bald im Jackson Memorial Hospital wieder, aus dem er aber im Schlafanzug flüchtete. Angeblich hatte ihm ein Barkeeper K.O.-Tropfen in den Drink geschüttet, woraufhin er vom Barhocker gefallen und abtransportiert worden sei. Später hieß es, er sei mit Hepatitis C infiziert worden, einem Virus, das damals nur mit aufwändigen und nicht sonderlich zuverlässigen Tests aus dem Blut diagnostiziert werden konnte und z. B. auch beim Austausch von Körperflüssigkeiten übertragen werden kann; bei einer sexuellen Übertragung ist die Infektionsrate deutlich höher als beim HI-Virus.
    Zurück in Fresenhagen probte er mit seiner Band für die bevorstehende Tour, sang aber stets nur kurz und legte sich gleich wieder ins Bett. Als Lutz Kerschowski auffiel, dass er ganz gelb im Gesicht war, brachte Lanrue ihn ins Kreiskrankenhaus nach Niebüll, von wo aus er schließlich in die Berliner Schlosspark-Klinik verlegt wurde, einem Trockendock für Promis, in dem auch Harald Juhnke hin und wieder behandelt wurde. Die Bildzeitung schloss daraus messerscharf, dass Rio möglicherweise Aids habe und sorgte sich auf der Titelseite um ihn. »Die hatten mich schon abgeschrieben«, erinnerte er sich 1996 in der Südthüringer Zeitung . Wenigstens erhielt er nun die Blumensträuße, auf die er an seinem Geburtstag am 9. Januar vergebens gewartet hatte.
    In der Klinik rasierte er sich den Schädel kahl, so dass er »wie ein Buchenwald-Häftling« aussah. Besuchen durften ihn nur seine engsten Freunde und Verwandten – Niels, Lanrue, Lutz Kerschowski, Gert und Peter Möbius und »Tante« alias Edith Susini, die ihm

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