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Risikofaktor Vitaminmangel

Risikofaktor Vitaminmangel

Titel: Risikofaktor Vitaminmangel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Jopp
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Jahren umfangreiche Studien.

    Zusätzliche Folsäure ist vor allem vor der Schwangerschaft wichtig. Ihr Mikronährstoffbedarf steigt in der Schwangerschaft enorm an.
    1989, während der Haushaltskrise in den USA, wurde trotz dieser Studienergebnisse die Folatempfehlung von 400 μg auf 200 μg halbiert. Der deprimierende Grund: Je höher die empfohlenen Richtwerte sind, desto teurer wird das Sozialbudget. Das liegt daran, dass in den USA für Sozialhilfeempfänger Lebensmittelmarken ausgegeben werden, die den Zufuhrempfehlungen entsprechen müssen. In den Jahren darauf kam es traurigerweise zur Geburt von Tausenden behinderten Kindern.
    Noch 1992 wurden von der FDA, der amerikanischen Arzneimittelbehörde, Vitamintabletten konfisziert, bei denen auf der Packung angegeben war, dass Folsäure während und vor der Schwangerschaft das Fehlbildungsrisiko bei Säuglingen dramatisch senkt.
    Schon 1993 wurde aber der Druck der Öffentlichkeit so groß, dass die FDA ihre Haltung ändern musste. Im Journal der American Medical Association jubelte die FDA nun auf einmal, dass der Zusammenhang zwischen Fehlbildungen und Folatmangel »eines der aufregendsten Forschungsergebnisse Ende dieses Jahrhunderts« sei. Die Ergebnisse großer Studien lagen zu diesem Zeitpunkt ironischerweise bereits seit gut 20 Jahren vor! Der Wert wurde wieder auf 400 μg hochgesetzt. 1997, also 5 Jahre später, nahm dann auch die deutsche DGE endlich Stellung und gab zu, dass zumindest Frauen mit Kinderwunsch 400 μg Folsäure zusätzlich einnehmen sollten, weil der empfohlene Wert durch die Ernährung nicht zu erreichen sei. 143
Tatopfer Nr. zwei: Herzinfarkt-Opfer
Herzinfarkte durch Folatmangel sind häufig!
    Seit 1998 wird in den USA den Grundnahrungsmitteln per Gesetz Folsäure zugesetzt. Der Grund: 50 000 Herzinfarkte werden in den USA nur durch den Folatmangel verursacht. 15 000 entsprechende Fälle hat Prof. Pietrzik für Deutschland berechnet. Da sich bei Folatmangel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöht, ist es nur logisch, dass mit der zusätzlichen Gabe dieses Vitamins Geld im staatlichen Gesundheitsbudget gespart werden kann. In den USA wird auf diese Weise Forschung vernünftig in Prävention umgesetzt.
    Im Jahr 2000 setzte die DGE zaghaft die Empfehlung für alle Erwachsenen von 300 μg auf 400 μg herauf. Dies konnte laut DGE natürlich mit einer vollwertigen Ernährung erreicht werden. Da 90 % der Bevölkerung 300 μg schon nicht schaffen, zeigt sich daran die absurde Fehlinformation, mit der der Verbraucher in die Irre geleitet wird.
    2007 sieben Jahre später lädt die DGE zu einer Pressekonferenz ein »Folat – das vergessene Vitamin«. Nun jubeln die Experten, dass man das Mehl wie in den USA anreichern müsse, um den Folatmangel zu beheben. Es wird betont, dass Vitamintabletten das Problem aber auf keinen Fall lösen können. Politisch ist die gesetzliche Anreicherung leider nicht durchsetzbar. Bei der Geschwindigkeit deutscher Politik wird es aber sicher noch einmal 10 Jahre oder 14 000 Missbildungen und 155 000 Tote durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen dauern bis es eine gesetzliche Regelung zur Folsäure-Anreicherung gibt.
    Mein Tipp: Bis dahin können wir getrost Vitaminpillen mit Folsäure einnehmen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Krebs und Demenz eigenverantwortlich vermindern. Anhand dieses Willkür-Krimis kann man gut sehen, wie Zufuhrempfehlungen trotz vorliegender Forschungsergebnisse aus dem Handgelenk heraus halbiert und einige Jahre später, wenn es opportun erscheint, wieder verdoppelt werden. Dann plötzlich werden sogar Grundnahrungsmittel damit angereichert. Manche Länder verschlafen aber auch diese Maßnahmen wieder. Ähnlich wirr schwanken die Empfehlungen für andere Vitamine, zum Beispiel für Vitamin E und Vitamin C.
    Die Politiker in den USA setzten in diesem Fall die positiven Forschungsergebnisse eher um. Zuzugeben, dass das empfindliche Folat mit der derzeitigen Ernährung bei bis zu 99 % der Deutschen nicht gedeckt werden kann, würde die Sinnhaftigkeit von DGE-Werten insgesamt in Frage stellen. Nach dem Motto: Die DGE soll schließlich zeigen, dass man mit einer guten Ernährung alles Notwendige bekommt. Das schaffen ja auch immerhin 1 % der Deutschen. Das ist absurd.
    GUT ZU WISSEN
    Die Kurse der Zufuhrempfehlungen
    Wie bei Aktienkursen geht es mit den Zufuhrempfehlungen also hoch und runter. Eine wirkliche Analyse der Fundamentaldaten der neuen Stoffwechselforschung und

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