Risikofaktor Vitaminmangel
der klinischen Studien fehlt in den meisten Fällen. Je nach politischer »Machbarkeit« können Mikronährstoffe auch mal wieder niedriger »notiert« werden. Zur Zeit steigen die »Mikronährstoffkurse « in den USA allerdings, wegen des letztlich erkannten Einsparpotenzials im Gesundheitswesen.
Antiquierte Vorstellungen über Vitaminmangel
Grundlage für die DGE-Werte ist die Verhinderung von Mangelerkrankungen, die durch Vitaminmangel entstehen. Dazu zählen zum Beispiel Skorbut (früher auch Matrosen-Krankheit genannt) bei Vitamin-C-Mangel, Anämie (Blutarmut) bei Folat- und Vitamin-B12-Mangel, Rachitis bei Kindern mit Vitamin-D-Mangel und Beriberi bei Vitamin-B1-Mangel. Zum Schutz gegen diese schweren Erkrankungen ist ein Minimum an Vitaminen notwendig. Natürlich stirbt an diesen Krankheiten heute kein Mensch mehr in Deutschland. Die gegenwärtigen Probleme und Kostentreiber im Gesundheitswesen liegen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Osteoporose und Demenz.
Nach der »Pi-mal-Daumen«-Methode wurde bei den Zufuhrempfehlungen auf das absolute Minimum zur Sicherheit noch etwas draufgesetzt, und so hatte man dann einen Wert für die tägliche Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen. Es ist natürlich blanker Unsinn, dass man den Vitaminverbrauch von Millionen Stoffwechselreaktionen milligrammgenau berechnen könnte, und dass dieser auch noch für jeden Menschen zwischen 18 und 65 Jahren mit unterschiedlichen Ernährungs- und Lebensgewohnheiten gleich wäre.
Bei anderen Vitaminen, bei denen ein Defizit nicht sofort Mangelsymptome oder Krankheiten hervorruft, sondern sich erst nach vielen Jahren die Folgen der Unterversorgung zeigen, wie zum Beispiel bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Vitamin-E-Mangel oder bei den Zellschäden durch Antioxidanzienmangel, ist die Empfehlung noch folkloristischer entstanden.
Der Richtwert in den USA von 12 mg Vitamin E pro Tag entstand, indem man berechnete, wie viel Vitamin E sich im Suppenteller des durchschnittlichen Amerikaners in den 50er Jahren befand, der keine größeren Anzeichen von Defiziten zeigte. Als Langzeitfolge zieht Vitamin-E-Mangel allerdings ein stark erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs nach sich.
Neue Orientierungswerte sind für Verbraucher daher heute notwendig. Minimalzufuhrwerte sind irreführend. Als Berechnungsbasis für die Zufuhr dürfen nicht die Kurzzeitfolgen, sondern die Langzeitfolgen eines Vitaminmangels müssen in den Fokus gerückt werden. Die Erfahrungen aus klinischen Langzeitstudien können dazu gute Anhaltspunkte geben.
GUT ZU WISSEN
Optimal- statt Minimalzufuhr
Durch die niedrigen Zufuhrempfehlungen wiegt sich der Verbraucher in einer falschen Sicherheit. Seit dem Beginn der Stoffwechselforschung in den 60er Jahren, auf der die DGEWerte größtenteils beruhen, gab es eine wahre Explosion des Wissens. Eine optimale Gesundheitsvorsorge berücksichtigt heute die Langzeitfolgen des Vitaminmangels und geht von einem höheren Bedarf aus.
Die sechs Stadien des Mikronährstoffmangels
Stadium 1 und 2: Entleerung der Gewebe- und Knochenspeicher
Warum merken Sie einen Mikronährstoffmangel anfänglich kaum?
Blutuntersuchungen für Mikronährstoffe außerhalb der Zellen zeigen sehr oft komplett normale Werte. Das liegt daran, dass eine mangelnde Zufuhr zunächst die Gewebe- und Zellspeicher der Mikronährstoffe innerhalb der Zellen entleert. Hier einige Beispiele:
Die weißen Blutkörperchen, die normalerweise den 40-fachen Gehalt an Vitamin C speichern, enthalten immer weniger Vitamin C. Dadurch verliert das Immunsystem an Schlagkraft. Sie werden infektanfällig. Die Blutuntersuchung misst aber den Vitamingehalt außerhalb und nicht in den Immunzellen.
Der Magnesiumgehalt im Blut ist normal, obwohl der Gehalt in den Zellen fällt. Dadurch wird der Stoffwechsel in der Zelle verlangsamt.
Der Gehalt an Vitamin E im Blut – also außerhalb der Zelle – ist normal, obwohl sich weniger von diesem Vitamin in den Zellmembranen befindet. Dadurch werden die Zellmembranen immer mehr durch freie Radikale geschädigt.
Der Kalziumgehalt im Blut ist normal, obwohl in den Knochen der Verlust an Knochendichte durch Kalziumverluste angezeigt würde.
Info
Erst entleeren sich die Gewebe- und Zellspeicher. Dann verlangsamt sich der Stoffwechsel. Hormonproduktion und Leistungsfähigkeit nehmen ab, Schäden an Blutbahnen, Nervenbahnen, Zellen und verändertes Genmaterial nehmen zu.
Vitaminmangel? Weniger Leistungsfähigkeit und
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