Riskante Enthüllung (German Edition)
gespenstisch still, nur mein Atem war zu hören. Mit einem Satz sprang ich über den niedrigen Zaun und konnte unerkannt um das Haus herumgehen. Alle Rollläden waren herunterg e lassen, außer an zwei großen Glastüren auf der Terrasse. Das Haus schien ve r lassen, aber der Polizist würde hier sicher keine Zeit vergeuden, wenn es nichts zu observieren gäbe. Natürlich wäre es mir lieber gewesen wenn Meier nicht zu Hause wäre, aber ich war sicher ich könnte mich im Schleichgang durch das riesige Anwesen bewegen, ohne dass er das Geringste bemerken würde.
Die Glastüren waren verschlossen und ich versuchte es an der Kellertür. A b geschlossen. Ich trat ein paar Schritte zurück und spürte den nachgiebigen Rasen unter meinen Sohlen. Über dem Kellereingang war ein kleines Fenster g e klappt, durch das ich mit etwas Glück durchpassen würde. So leise wie möglich zog ich eine große Müllto n ne auf Rädern heran und stellte sie vor der Kellertür ab. In einem der Nachbargärten bellte ein Hund und ich schrak zusammen. Dem Be l len folgte ein scharfer Ruf des Besitzers und der Hund verstummte.
Leise erklomm ich die Tonne und hob mit der Hand die Scheibe an. Sie blieb in dieser Position stehen. Ich klammerte mich am unt e ren Rand des Fensters fest und schwang mich mit den Füßen auf die schmale Kante der Kellertür, die mir genügte , um mich so weit abzustoßen, dass mein Oberkörper durch das Fenster schlü p fen konnte. Noch halb draußen hängend lauschte ich die Stille des Hauses nach verdächtigen Geräuschen ab, konnte jedoch nichts hören. Mit dem Kopf voran glitt ich langsam zu Boden und rollte mich ab. Die Du n kelheit wurde von einem schwachen Lichtschein unter einer Tür durchbrochen und reichte gerade aus , um sich z u recht zu finden. Hinter dieser Tür musste Meier sich aufhalten.
Ich hielt die Luft an und schwebte elfengleich an der Tür vorbei in Richtung Treppe. Für den Keller interessierte ich mich beso n ders, hatte Meier doch oft genug mit seiner dort befindlichen kleinen, unbedeutenden Artefaktensammlung geprahlt. Gleich würde sich he r ausstellen wie unbedeutend sie wirklich war.
Ich öffnete vorsichtig die Kellertür und rechnete mit einem knarrenden G e räusch, doch es blieb aus. Ich zog mein kleines Maglite aus der Hosentasche und leuchtete den Raum ab. Wie wahrschei n lich war es, dass Meier mitten in der Nacht noch in den Keller ging?
Ich ging auf eine andere Tür zu. Sie war nicht a b geschlossen. Außer dem Geräusch des Blutes in meinen Ohren war nichts zu hören. Dann schloss ich die Tür des zweiten Raumes hinter mir behutsam. Beeindruckt blickte ich mich um. Meier hatte die Wände mit polie r tem Holz verkleiden lassen und regelrechte Schreine für seine Kostbarkeiten ang e bracht. Er bewahrte unter anderem Schmuckstücke aus Gräbern auf, einen sehr alten Totenschädel und etliche Kleingegenstände, wie Speerspitzen und Gif t pfeile. Ich befand mich in einem Ersatzmuseum.
In der Mitte hatte er wirkungsvoll eine altertümliche Schriftrolle ausgestellt, die von einem Glasdeckel staubfrei gehalten wurde. Das war der reinste Frevel und er sollte es wissen. Im Raum war es warm, wie man es an einem Sommertag erwartet, und es herrschte kaum die Temperatur, in der man dieses Relikt au f bewahren sollte. In ein paar Jahren würde es zu Staub zerfallen, wenn es nicht b e reits zu spät war. Ich betrachtete das Papier näher und kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich den gesuchten Hinweis enthielt, durch den Meier auf die Pyramide aufmerksam wurde. Aber ich konnte es unmöglich stehlen, es wäre bei der geringsten Berührung zerbrochen. Ratlos versuchte ich es zu lesen, aber es war halb zusammengerollt und schei n bar in hebräischer Sprache verfasst. Ich konnte es nicht auf Anhieb entziffern. Ob es zu den vor einigen Jahren am Toten Meer gefund e nen und berühmt gewordenen Schriftrollen gehörte, und durch dun k le Kanäle, wie die meisten Teile davon, bis zu Meier vorgedrungen war?
Verdammt, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich suchte e i nen Beweis für Meiers Schuld, also musste ich bis in sein Büro vordri n gen, um mir seine Papiere anzusehen. Vielleicht fand ich eine verrät e rische Quittung, einen Beleg für seinen Verrat. Als ich mich der Tür zuwandte, hörte ich ein Geräusch.
Ich wagte kaum zu atmen und bemerkte, dass sich die Türklinke bewegte. Dicht an die Wand b e drückt schlich ich in die hinterste Ecke des Raumes und wartete mit klopfendem
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