Riskante Liebe
Luchsangriff, als sie ihm gestanden hatte, ihn schon seit seiner Ankunft zu lieben. Nur Seratta, die sich rasch wieder gefasst hatte, dachte nicht daran, Veeria in Ruhe zu lassen.
Ihre Augen waren vor Zorn tiefschwarz und der Wahnsinn loderte darin, als sie mit der Speerspitze noch stärker zudrückte und Veeria ein wimmernder Schmerzenslaut entfuhr.
Ohne sich nach den Wächterinnen umzusehen, behielt sie ihn im Blick und schrie:
»Packt ihn und werft ihn zu den Relianten!«
Da ging ihm auf, dass sie keine Ahnung davon hatte, was seine unscheinbar aussehende Pistole bewirken konnte. Er rief Veeria, die ihn angstvoll und flehend zugleich anstarrte, eine Warnung zu.
Geistesgegenwärtig rollte sie sich zur Seite, weg von der Speerspitze. Genau in diesem Moment feuerte er zweimal hintereinander. Seratta schrie markerschütternd, der Speer fiel zusammen mit ihr auf den Boden, wo sie sich zusammenkrümmte. Ihre rechte Hand und ihr linkes Schienbein bluteten stark. Er feuerte wieder und traf diesmal die Erde vor den Füßen der angstvoll zurückweichenden Wächterinnen. Auch sie ließen schnurstracks die Speere fallen und rannten, was das Zeug hielt, hinüber zum Dorf. In Sekundenschnelle war keine der Frauen, weder die Wächterinnen noch die anderen Zuschauerinnen, mehr zu sehen. Sie hatten sich ins Innere der Hütten verkrochen. Außer der mittlerweile ohnmächtig gewordenen Anführerin, die neben ihnen lag, waren Drake und Veeria allein. Er half ihr sanft vom Boden auf.
»Kannst du laufen, Waldfee oder soll ich dich zum Hubschrauber tragen?«
Sie spürte seine Arme um sich und begriff, dass sie nicht träumte. Ein schelmisches Lächeln erschien auf ihrem schmutzbedeckten Gesicht.
» Mit dir zusammen laufe ich überall hin. Und ich nehme alles zurück, was ich über deine Arbeit gesagt und gedacht habe, Drake. Du bist ein Held. Nicht nur in deinen Stücken.«
Sie begann, leise zu kichern und dann vernahm er das von ihm so ersehnte , erotisch klingende Lachen. Mitleidlos deutete sie auf die bewusstlose Seratta und keuchte:
»Zu schade, dass ich ihre Miene nicht sehen konnte, als du hinter diesem Baum hervorgetreten bist.«
Er wollte in ihr Lachen einstimmen, als sich ihr Gesicht verzog. Ihre Augen verdrehten sich nach oben und sie begann zu taumeln. Er konnte sie gerade noch auffangen, hielt ihren schlaff gewordenen Körper in den Armen und spürte entsetzt, wie ihm aus der, wie er erst jetzt erkannte, tiefen Wunde in ihrem Nacken das Blut über seine Hände sickerte. Verzweifelt legte er Veeria auf die Seite ab, riss sich sein Shirt vom Leib und drückte es zur Blutstillung auf die Wunde.
Auf einmal , ohne dass er ihr Herannahen bemerkt hätte, stand ein Mädchen vor ihm. Ein Kind noch, dessen leicht schräggestellte, gelbbraune Augen ihn aus einem spitzen, blassen Gesicht heraus ernst anblickten. Mit dunkler Stimme, die so gar nicht zu ihrem kindlichen Aussehen passte, erklärte die Kleine:
»Du musst sie ganz schnell von hier fortbringen. Seratta hat ihren Rücken beschädigt.«
Er hob Veeria sanft auf, während ihn Angstschauer durchliefen. Bilder von seinem verstorbenen Kollegen, Chris Reeve, dem Superman-Darsteller, der bei einer Nackenwirbelverletzung durch einen Reitunfall eine vollständige Lähmung seines Körpers erlitten hatte, durchzuckten seinen Kopf. Er ließ das Kind einfach stehen und hetzte mit der bewusstlosen Veeria in den Armen durch den Wald.
Nur ein einziger, immer wiederkehrender Gedanke schoss ihm wie ein Mantra durch den Kopf:
Veeria durfte nicht gelähmt werden oder gar sterben, nun, da er sie endlich gefunden hatte und mit sich nehmen konnte.
Als er, nach ihm endlos lang erscheinender Zeit, den Helikopter erreichte, atmete sie nur noch sehr schwach und stockend. Er bettete sie auf den Sitz neben sich, schnallte sie vorsichtig an und startete, noch bevor er seine eigenen Gurte befestigte. Mit Höchstgeschwindigkeit ließ er den Hubschrauber nach oben steigen und stellte sich, kaum dass sie über den Wipfeln der Bäume waren, intensiv die Wiese neben seiner Blockhütte vor. Als die graue Wolkenwand die großen Scheiben völlig verdeckte und das mittlerweile vertraute Pfeifen und Heulen ertönte, verfluchte er sich selbst. Er hätte sich wünschen und vorstellen müssen, in der Nähe einer großen Stadt mit einem gutausgestatteten Klinikum zu landen anstatt mitten in der Wildnis, wo weit und breit kein Arzt zu finden war. Verzweifelt umklammerte er Veerias leblosen Körper, um sie
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