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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Tunika und enganliegende Hosen trug, hatte er einen silbernen Helm auf, dessen Visier hochgeklappt war. Er brachte seinen grauen Hengst etwa zehn Schritte vor den zwölf Gesetzlosen zum Stehen.
    »Guten Morgen, meine Damen«, sagte er. »Benötigt Ihr Hilfe?«
    Grunzer trat vor. »Verschwinde«, zischte er, »oder wir zerren dich vom Sattel und überlassen dich dann den Krähen.«
    »Ich habe nicht mit dir gesprochen, Bauer«, sagte der Reiter sanft. »Wo bleiben deine Manieren?«
    Grunzer wurde rot und zog seine beiden Kurzschwerter, während die elf Geächteten sich zu einem Kreis formierten.
    Der Reiter glitt aus dem Sattel und zog ein Langschwert, das im Sonnenlicht glitzerte. Er hielt es in beiden Händen.
    In dem Moment erfüllte das Donnern von Hufen die Lichtung.
    »Zurück!« schrie Grunzer, und die Geächteten rannten ins Unterholz, als ein Trupp von Soldaten herankam.
    Manannan steckte sein Schwert in die Scheide und ging zu den beiden Frauen hinüber. Er verbeugte sich.
    »Seid Ihr verletzt?« fragte er.
    »Nein, Herr«, erwiderte die kleinere der beiden. »Unseren Dank für Eure Ritterlichkeit. Ich bin Dianu, und das ist meine jüngere Schwester Sheera.«
    Manannan wandte sich dieser zu. »Mein Kompliment für Eure Schwertkünste, meine Dame. Ihr habt eine gute Hand.«
    Ein schlanker, hellhaariger Mann trat zu ihnen, er war glattrasiert und ohne Schwert, trug jedoch einen schönen Hornbogen. Seine Kleidung bestand aus weichem, gegerbtem Leder und war, wenn auch ohne Zierrat, von vollkommenem Zuschnitt. Seine Augen waren braun mit goldenen Sprenkeln, so dass sie gelblich wirkten wie die einer großen Katze. Er nahm Dianu in die Arme und küsste sie auf die Wange, dann wandte er sich an Manannan, Sein Lächeln war warm und freundlich, der Blick offen und ehrlich.
    »Ich danke Euch, Herr. Euer Mut ehrt Euch.«
    »Und Euch Euer Sinn für den richtigen Zeitpunkt«, erwiderte Manannan und reichte ihm die Hand.
    »Ich wünschte, er wäre besser gewesen – dann wären diese loyalen Männer noch am Leben. Ich bin Graf Errin von Laene«, sagte er.
    »Ihr seid gewachsen, seit ich Euch das letzte Mal sah. Wart Ihr nicht der Page des Herzogs von Mactha?«
    »Das war ich in der Tat – in dem Jahr, als er die Silberne Lanze gewann. Es tut mir leid, aber ich erinnere mich nicht an Euch, Herr.«
    »Ich heiße Manannan. Ich war damals etwas anders gekleidet und trug keinen Bart. Aber wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss weiter.«
    »Das ist nicht Euer Ernst«, sagte Dianu. »Ihr könnt nicht allein durch diesen Wald reiten. Dieser Räuber war Grunzer, er beobachtet uns bestimmt sogar jetzt noch. Ihr wärt in großer Gefahr.«
    »Er auch, meine Dame, wenn er noch einmal meinen Weg kreuzt! Aber fürchtet nicht um mich. Ich besitze keine Reichtümer, und Kuan trägt mich weit – und sehr schnell.«
    »Ihr seid herzlich willkommen, mit uns zu reiten, Herr Ritter«, fiel Errin ein. »Meine Güter liegen nur einen halben Tagesritt entfernt. Ein Bett für die Nacht und eine gute Mahlzeit?«
    »Ich danke Euch, doch nein. Ich muss einen Mann finden.« Manannan verbeugte sich vor den Frauen und ging zu seinem Pferd.
    Dianu beobachtete, wie er davonritt. »Ein seltsamer Mann«, meinte sie. »Er hätte sie nicht alle überwinden können – und doch war er bereit, es mit allen aufzunehmen.«
    »Ich kann mich nicht an ihn erinnern«, überlegte Errin. »Vielleicht war er einer der Wächter oder der diensthabenden Soldaten.«
    »Er war bestimmt mehr als das«, sagte Sheera. »Er bewegt sich wie ein Fürst.«
    »Nun, denn, ich fürchte, er wird ein Geheimnis bleiben«, sagte Errin. »Kommt, wir wollen diesen verfluchten Wald hinter uns bringen, ehe Grunzer mit noch mehr Halsabschneidern zurückkommt.«
     
    Ruad blieb eine Woche in der Hütte, die seine Werkstatt bildete – schmolz seine Barren, stellte Gold- und Silberdraht her, zarte Blätter und seltsame Ringe. In der achten Nacht erwachte er aus einem leichten Schlaf von dem Geräusch galoppierender Hufe. Er schwang sich aus dem Bett, reckte sich, legte einen Mantel um die Schultern und ging auf den Hof hinaus.
    Sechs Reiter hatten sich vor seinem Haus versammelt.
    »Wen sucht ihr?« fragte Ruad und bemühte sich, die Männer zu erkennen.
    »Wer sagt, dass wir jemanden suchen?« fragte einer der Reiter, sich im Sattel vorbeugend.
    »Es ist etwas spät, um zu jagen«, meinte Ruad, »und ich bin müde, also sagt, was ihr wollt.«
    »Er ist hier«, zischte der Reiter.

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