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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Nachbarn Lydias Schrei, aber niemand unternahm etwas. Nur ein junger Sklavenbursche hatte den Mut, zur Schmiede zu laufen. Llaw hatte seine Werkzeuge fallengelassen und war durch die engen Gassen nach Hause gerannt. Zwei Soldaten standen vor seiner Tür, doch ehe sie ihre Schwerter ziehen konnten, war er über sie hergefallen, und seine riesigen Fäuste hämmerten sie bewusstlos. Einem brach er den Kiefer, der andere trug drei Rippenbrüche davon. Als der Schmied die Tür eintrat, wobei er die bronzenen Angeln zerschmetterte, lag Lydia quer über dem Bett, mit leblosen Augen. Der Offizier machte gerade seinen Gürtel zu.
    Als Llaw Gyffes in den Raum stürmte, zog der Offizier sein Schwert und sprang vor. Die Klinge mit der flachen Hand beiseiteschlagend, landete Llaw einen wütenden Hieb in das Gesicht des Mannes, und der Offizier ging in die Knie, das Schwert entglitt seinen Händen. Llaw ging zum Leichnam seiner Frau hinüber und sah die dunkelroten Flecken an ihrem Hals. Dann entrang sich ihm ein Schrei des Entsetzens, und er wandte sich dem bewusstlosen Mörder zu. Einen Schlag nach dem anderen ließ er auf den Mann niederregnen, bis der gemarterte Schädel schließlich barst und Llaw zu sich kam, wie er vor etwas Undefinierbarem kniete. Er kam mühsam auf die Füße, die Hände besudelt von Blut und Hirn, und stolperte aus dem Haus – in einen frischen Trupp Soldaten hinein. Llaw machte keinen Versuch, sich zur Wehr zu setzen, und so schleppten sie ihn ins Gefängnis von Mactha.
    Zwei Monate blieb er, an eine Wand gekettet, in einem fensterlosen Verlies. Man brachte ihm nur schimmliges Brot und schales Wasser und ließ ihn in seinem eigenen Unrat sitzen. In diesem Zustand zerrte man ihn dann vor Gericht.
    Das Verfahren wurde in der Halle des Herzogs abgehalten, und Llaw erkannte viele der Gesichter auf den Galerien sowie links und rechts von ihm: Freunde, Nachbarn, Bekannte. Der Herzog saß auf einer Empore, flankiert von seinen Rittern, und der Ankläger stellte die Situation dar. Llaws Zorn flammte auf, als er die entstellte Version des vorgefallenen hörte: Im Hause des Schmieds hatte es Unruhe gegeben, und ein Trupp Soldaten, angeführt vom Neffen des Herzogs, hatte das Haus betreten. Dort stellten sie fest, dass der Hufschmied, Llaw Gyffes, seine Frau ermordet hatte. Maradin hatte beherzt versucht, den Mann zu überwältigen, doch der Schmied besaß ungeheure Kräfte und hatte gekämpft wie ein Dämon und so Maradin getötet und zwei weitere Soldaten schwer verletzt.
    Der Herzog lehnte sich vor, die Augen starr auf Llaw gerichtet. »Was sagst du dazu?« fragte er.
    »Ich glaube nicht, dass es eine Rolle spielt, was ich zu sagen habe«, erwiderte Llaw. »Hier sind lauter Männer, die die Wahrheit kennen. Dieser … Maradin … hat meine Lydia vergewaltigt und getötet – und er hat dafür bezahlt. Das ist alles.«
    »Dann ruf diese Männer vor, dass sie Zeugnis ablegen für dich«, sagte der Herzog. »Wo sind sie?«
    Llaw sah hoch und ließ seinen Blick über die Galerien schweifen. Niemand sah ihm in die Augen.
    »Das zeigt, was für ein Lügner du bist«, erklärte der Herzog. »Morgen früh wirst du gevierteilt und gepfählt. Schafft den Hund fort.«
    Zurück in seinem Verlies, wurde Llaw wieder an die Mauer gekettet. Doch jetzt wich die Niedergeschlagenheit, die ihn während seiner Gefangenschaft nicht losgelassen hatte, einem brennenden Hass. Er hakte die Hände um die Ketten und riss daran, um eine Schwachstelle zu entdecken. Die Kette an seiner rechten Seite gab ein wenig nach. Er riss mit aller Kraft daran, dann entspannte er seine Muskeln wieder. Er stemmte den Rücken fest gegen die Wand und ergriff den Ring, an dem die Kette in der Wand befestigt war. Er schien lose zu sein, und er konnte rostige Stellen an den Bolzen fühlen.
    Noch dreimal versuchte er, ihn loszubekommen. Der Ring war fast U-förmig verbogen, aber er hielt noch. Er probierte die linke Seite, aber dort rührte sich gar nichts. Tief und gleichmäßig atmend, sammelte er seine Kräfte und ergriff noch einmal mit der Rechten die Kette. Die Muskeln an seiner Schulter traten stark hervor, als er versuchte, den Arm durchzudrücken … das Metall ächzte, und quälend langsam glitten die Bolzen aus dem Mörtel, der sie hielt, die Kette kam frei. Llaw drehte sich um und konnte nun die linke Kette mit beiden Händen fassen. Er stemmte einen Fuß gegen die Wand und riss auch diese Halterung los.
    Nun war er zwar nicht mehr an die Wand

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