Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
Vom Netzwerk:
versprach der Bärtige.
    Llaw nickte und verschwand in den Schatten. Er stieg eine schmale Treppe hinauf, die in einen mit Teppichen ausgelegten Gang führte, an dessen Fenstern Vorhänge hingen. Er zog die Vorhänge beiseite und blickte auf einen Hof hinaus, der keine drei Meter unter ihm lag. Die großen Tore waren offen, und zwei Wachtposten standen schwatzend in den Schatten. Auf den Mauern zählte er fünf Bogenschützen. Jenseits der Tore konnte er die Lichter von Mactha sehen und die fernen Berge, die im Mondschein schimmerten. Er schob sich durch das Fenster und ließ sich lautlos auf das Pflaster fallen.
    Ein plötzlicher Ausruf ließ ihn erstarren, aber er kam aus dem Schloss.
    »Die Gefangenen sind frei!« rief jemand, als Llaw auf das Tor zulief.
    »Was ist passiert?« fragte einer der Wachtposten.
    »Die Gefangenen sind ausgebrochen«, erklärte Llaw. »Rasch, lauft zur Halle und bewacht die Treppen!«
    Die beiden Wächter rannten zu den Türen, und Llaw sah zu den Männern auf der Brustwehr empor. »Helft ihnen!« rief er. »Bewacht die Halle!«
    Die Bogenschützen liefen, um ihren Kameraden zu helfen, und Llaw ging langsam aus der Festung, umging Mactha und hielt dann auf die weit entfernten Berge zu.
    Später erfuhr er, dass die dreiundzwanzig Männer, die er befreit hatte, noch vierzig weiteren die Tür geöffnet hatten. Dreißig der Gefangenen starben bei dem Handgemenge im Schloss, zweiundzwanzig weitere wurden in den ersten drei Tagen erwischt, aber elf waren entkommen.
    Jetzt, sieben Monate später, als Llaw in seinem Baumversteck saß, suchten die Jäger erneut nach einem Flüchtigen.
    Llaw hoffte, dass sie ihn erwischten. Er wollte nicht, dass bewaffnete Männer durch seinen Wald ritten, das Wild aufscheuchten und ihn selbst in Gefahr brachten.
     
    Lámfhada duckte sich hinter zwei große Felsbrocken und beobachtete die Reiter. Der Regen rann ihnen in die Augen, aber sie kamen immer näher, angeführt von ihrem Fährtensucher, einem alten Nomaden mit schrägstehenden Augen. Lámfhada war sicher, dass der Nomade ein Mann der Magie war. Wie sonst konnte er ihm über Felsen und Geröll folgen?
    Der Junge warf einen Blick zurück auf die Berge und den Waldrand. Dort lag Sicherheit – aber bis dahin waren es noch mindestens anderthalb Kilometer, und das bergauf. Der heftige Regen ließ ihn frieren, und sein leerer Bauch knurrte. Hier an diesem elenden Ort fragte er sich, ob sein Entschluss zu fliehen, vernünftig gewesen war, und er verfluchte sich für seine Dummheit. War der Dienst bei dem Herzog denn so schlimm, verglichen mit dem hier? Er war … und das wusste er nur zu gut. Der Herzog ließ seine Sklaven oft auspeitschen, und bei der Wintersonnenwende hatte er einem älteren Sklaven wegen einer Indiskretion bei lebendigem Leibe die Haut abziehen lassen. Nein, dachte Lámfhada, dann lieber Flucht.
    Der nomadische Spurenleser blieb etwa zweihundert Schritt von den Felsen entfernt stehen und deutete plötzlich in seine Richtung. Lámfhada fuhr zusammen, als die Reiter ihre Pferde in Galopp fallen ließen. Der Junge sprang aus seinem Versteck und spurtete auf die Berge zu, wobei er auf dem Schlamm und den glitschigen Steinen oft ausglitt. Die Pferde donnerten hinter ihm her, und er konnte die Rufe der Reiter hören.
    In Panik schrie Lámfhada den magischen Namen, und augenblicklich fühlte er, wie sein Gewicht nachließ, seine Schritte länger wurden. Er schwebte geradezu über die Felsen. Er wich nach links aus, sprang drei Meter hoch auf einen Felsbrocken und dann wieder nach rechts auf einen schmalen Pfad, der auf die Bäume zuführte. Die Reiter konnten ihm nicht direkt folgen und mussten den Felsen umgehen, so dass sich der Abstand zwischen ihnen und dem Flüchtling vergrößerte. Wieder einmal war die Jagd aufgenommen.
    Graf Errin gab seinem riesigen schwarzen Wallach die Sporen, so dass er in schnellen Galopp fiel und stürmte hinter dem Flüchtling her. Er konnte kaum glauben, mit welcher Geschwindigkeit sich der junge Mann bewegte. Hätte er gewusst, wie schnell er war, hätte er nicht im Traum daran gedacht, ihn dem Herzog zum Geschenk zu machen, sondern ihn behalten und mit zu den Rennen nach Furbolg genommen. Zu spät, dachte Errin, während er aufholte.
    Als er das Hufgeklapper hörte, wandte sich Lámfhada nach links, erklomm einen Geröllhang und kletterte auf allen vieren über die scharfkantigen Felsen. Errin fluchte und lenkte den Wallach auf den trügerischen Hügel, doch das

Weitere Kostenlose Bücher