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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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gekettet, doch noch immer hinter Schloss und Riegel. Er nahm seine Ketten, ging zur Tür seiner Zelle und lauschte. Aus dem Gang dahinter drang kein Laut.
    Er ging wieder zu der Wand zurück und hängte die Halterungen lose an ihren Platz.
    »Wache!« brüllte er. »Wache!« Er hörte Schritte.
    »Was ist los? Weshalb schreist du so?«
    »Wache!«
    »Verdammt noch mal, sei still!«
    Doch Llaw brüllte weiter, so laut er konnte, bis sich das Gitter in der Tür öffnete und der Wächter hereinschaute und sah, dass der riesige Gefangene noch immer angekettet war.
    »Still, du Hurensohn, sonst komme ich und schneide dir die Zunge heraus!«
    »Dazu hast du nicht die Nerven«, zischte Llaw. »Du feiger Sack Kuhscheiße!«
    Das Gitter wurde zugeknallt, und Llaw hörte, wie der Riegel zurückgeschoben wurde. Dann ging die Tür auf, und er musste blinzeln, als ihn so plötzlich das Licht der Fackeln auf dem Gang traf.
    »Ich weiß, was du willst«, flüsterte der Mann. »Du willst, dass ich dich töte. Du kannst den Gedanken nicht ertragen, dass man dir die Glieder abreißen wird, du willst nicht daran denken, wie der spitze Pfahl durch deinen Körper fährt und dich zerreißt. Aber ich werde dich nicht töten! Ich werde nur dafür sorgen, dass du wünschst, du wärst tot.«
    Er zog eine Peitsche mit Ledergriff aus dem Gürtel.
    Llaw warf sich nach vorn, sein Körper traf den verblüfften Wächter wie eine Kanonenkugel. Sie gingen zu Boden, Llaws Hände schlossen sich um die Kehle des Wächters und drückten immer fester zu, bis dessen Genick brach und sein Körper sich einmal aufbäumte. Llaw stand auf und starrte auf den Toten nieder. Er empfand kein Bedauern, Lydias Tod und die Ungerechtigkeit seiner Verhandlung hatten die Seele des Schmieds verändert. Er sammelte seine Ketten ein und ging auf den Gang hinaus. Etwa fünf Meter zu seiner Linken befanden sich Tisch und Stuhl, an dem der Wächter auf seinem Posten gesessen hatte, und an einem Haken an der Wand hingen die Schlüssel zu seinen Ketten. Llaw schloss die Handschellen auf und ließ die Ketten auf dem Tisch liegen.
    Doch noch war er nicht frei. Er kannte weder den Grundriss des Verlieses, noch hatte er eine Ahnung, wie er entkommen könnte. Er wusste, dass er in der vierten unterirdischen Ebene war, und dass die eine Treppe zur Großen Halle führte. Auf diesem Weg gelangte er auf keinen Fall in die Freiheit. Aber er wusste nicht, wohin die anderen Treppen führten. Er setzte sich auf den Tisch, um nachzudenken. So weit zu kommen und noch immer gefangen zu sein, war ausgesprochen ärgerlich. Er ging in seine Zelle zurück und zog dem toten Wächter die livrierte Tunika aus. Am Gürtel des Toten hing ein Messer mit sehr scharfer Klinge. Langsam und unter Schmerzen schabte Llaw seinen rotblonden Bart ab und ließ nur den Schnurrbart stehen. Dann streifte er die Tunika des Toten über und kehrte an den Tisch zurück. Der Gang war etwa achtzehn Meter lang, auf jeder Seite befanden sich sechs verriegelte Türen. Rasch öffnete Llaw alle, ließ die Gefangenen frei und löste ihre Fesseln.
    Sie stolperten auf den Gang. Alle waren schmutzverkrustet, und viele hatten nässende Wunden an ihren skelettdürren Gliedern.
    »Ihr habt eine Chance freizukommen«, wisperte Llaw. »Aber seid leise und folgt mir.«
    Er lief die Treppen hinauf, ohne sich umzusehen, während die Gefangenen hinter ihm herschlurften. Auf der nächsten Ebene saß ein Wächter an einem Tisch und spielte gelangweilt mit Würfeln. Llaw winkte die Gefangenen zurück und näherte sich kühn dem Mann, der einen Blick auf eine markierte Kerze warf.
    »Du bist früh dran«, sagte er grinsend, »aber ich will mich nicht beklagen.« Er nahm seine Würfel und erhob sich – direkt in eine geballte Faust – und sank wieder auf seinen Stuhl, sein Kopf schlug auf die Tischplatte. Wieder öffnete Llaw die Zellentüren und befreite die Gefangenen. Er wusste nicht, welche Verbrechen sie begangen hatten, und es kümmerte ihn auch nicht, nur seine eigene Flucht zählte.
    »Jetzt macht, was ihr wollt«, sagte er zu den Gefangenen.
    »Aber wie kommen wir raus?« fragte ein untersetzter Mann mit Bart, der eine zackige Narbe auf der rechten Wange hatte.
    »Nimm die Treppen und befrei die anderen. Es sind noch zwei Ebenen«, erwiderte Llaw.
    »Was ist mit dir?«
    »Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    »Wer bist du?« fragte ein anderer.
    »Llaw Gyffes«, antwortete er.
    »Starkhand? Das werde ich nicht vergessen, Freund«,

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