Ritter des dunklen Rufes
Pferd glitt aus und setzte sich auf die Hinterhand. Ein anderer Reiter kam heran.
»Gib mir deinen Bogen«, schrie Errin, ergriff die Waffe und legte einen Pfeil auf die Sehne. Lámfhada war fast in Sicherheit, als Errin die Sehne spannte, tief Luft holte, ausatmete und mit angehaltenem Atem den Pfeil losschickte. Der Pfeil schnellte auf sein Ziel zu und traf den Jungen hoch im Rücken. Er stolperte, stürzte jedoch nicht und erreichte die Zuflucht unter den Bäumen.
»Sollen wir ihm folgen, Herr?« fragte der Nomade.
»Nein, wir sind nicht zahlreich genug, um es mit den Rebellen aufzunehmen. Jedenfalls ist der Pfeil tief eingedrungen, er wird es nicht überleben.« Errin warf dem Reiter den Bogen zu und führte den Wallach den Hügel hinab. »Was hat der Junge da gerufen?« fragte er .
Der Nomade zuckte die Achseln. »Es klang wie ein Name, Herr: Ollathair.«
»Das habe ich auch verstanden. Aber warum gebraucht ein Flüchtling den Namen eines toten Zauberers? Und warum ist er so unglaublich schnell geworden?« Wiederum zuckte der Nomade mit den Schultern, und Errin lächelte. »Das interessiert dich nicht, was, Ubadai?«
»Nein, Herr«, gab der Nomade zu. »Ich folge nur seiner Spur. Und das mache ich sehr gründlich.«
»Das machst du tatsächlich. Aber mich interessiert es sehr, ich werde Okessa danach fragen, wenn wir heimkommen.« Der Nomade räusperte sich und spie aus. Errin kicherte. »Er kann dich auch nicht leiden, mein Freund. Aber sei vorsichtig, er ist ein mächtiger Mann, den man sich nicht zum Feind, machen sollte.«
»Man kann einen Mann nach seinen Feinden beurteilen, Herr. Und zwar eher nach den starken als nach den schwachen, denke ich.«
Errin grinste ihn an und führte die Gruppe zurück in die Sicherheit Macthas.
Unmittelbar hinter den ersten Bäumen blieb Lámfhada stolpernd stehen, eine große Müdigkeit überfiel ihn. Er versuchte weiterzugehen, aber er konnte nicht mehr klar sehen, und die Bäume schienen zu schwanken und sich zu bewegen. Der Erdboden kam ihm plötzlich entgegen, und seine Augen fielen zu.
Ein schlanker Mann trat hinter einer dicken Kiefer hervor und näherte sich dem gestürzten Jungen. Er trug ein Hemd aus himmelblauer Seide, lederne Beinkleider und silberbeschlagene Schuhe, um seine Schultern lag ein schöner Umhang aus Schaffell. Im Nacken wurde sein langes Haar von einem silbernen Band zusammengehalten. Seine Augen waren violett. Er kniete neben Lámfhada nieder, sah das Blut aus der Pfeilwunde sickern und wandte sich ab.
»Nun, wirst du ihn herausziehen?« fragte eine Stimme. Der Mann fuhr herum, sprang auf und sah den Neuankömmling, einen hochgewachsenen, breitschultrigen Krieger mit blondem Haar und rotgoldenem Bart.
»Ich verstehe nichts von Wunden. Vielleicht ist er tot.«
Llaw Gyffes grinste. »Dein Gesicht ist so grau wie der Winterhimmel.« Er ging an dem Mann vorbei auf den am Boden liegenden Jungen zu und riss dessen Hemd auf. Der Pfeil war tief eingedrungen und steckte unter dem Schulterblatt, das Fleisch um die Wunde herum war bereits geschwollen. Llaw ergriff den Pfeilschaft.
»Warte!«, sagte der andere. »Wenn er Widerhaken hat, wird es ihn in Stücke reißen.«
»Dann bete, dass er keine hat«, erwiderte Llaw und zog den Pfeil mit einem Ruck heraus. Lámfhada stöhnte, wachte aber nicht auf. Llaw hielt den Pfeil hoch, die Spitze trug keinen Widerhaken. Blut strömte jetzt aus der Wunde, und Llaw brachte es mit einem Fetzen des zerrissenen Hemdes zum Stillstand. Er nahm den Jungen hoch, legte ihn sich über die rechte Schulter und verschwand in den tiefen Schatten des Waldes.
Der andere Mann kam ihm nach. »Wohin gehen wir?« fragte er.
»Etwa eine Stunde von hier liegt eine Siedlung. Sie haben dort einen Kräuterkundigen und eine Heilerin«, erklärte Llaw.
»Ich heiße Nuada.«
Llaw ging weiter, ohne darauf einzugehen.
Die Sonne ging hinter den Bergen unter, als sie einen flachen Hügel oberhalb des Dorfes erreichten. Es bestand aus sieben Hütten und einer größeren am südlichen Ende, während sich am nördlichen Ende eine Koppel mit fünf Ponies befand.
Llaw wandte sich an seinen Begleiter. »Sieh nach, ob der Junge noch lebt«, befahl er.
Zaghaft ergriff Nuada Lámfhadas Arm und suchte den Puls. »Ja«, sagte er, »aber sein Herz schlägt unregelmäßig.«
Llaw gab keine Antwort, sondern begann den langen Abstieg zum Dorf hinunter. Als sie näher kamen, traten zwei Männer aus den nächstgelegenen Hütten, beide waren mit
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