Ritter des dunklen Rufes
verurteilen?«
»Ich werde nicht mit dir diskutieren, Vampir. Das hat keinen Sinn. Wo ist meine Rüstung?«
Paulus führte ihn zu einem großen Raum an der Rückseite der Ställe. Hier hingen auf hölzernen Ständern neun silberne Rüstungen. Manannans Zorn schwoll an, und er schluckte.
»Das ist alles, was von den wahren Rittern übrig ist, die hierher kamen! Die stolzen Männer, die sie trugen, sind tot – so wie du tot bist, Paulus. Du spazierst vielleicht noch im Sonnenlicht herum, aber du bist tot: ein ruiniertes, verdorbenes Etwas.« Er wandte sich an Morrigan. »Sattle Kuan.«
»Die Wachen scharen sich draußen zusammen«, informierte sie ihn.
»Kümmere dich nicht um sie. Sattle mein Pferd.«
»Sie werden uns nicht gehen lassen.«
»Dann schlage ich eine Bresche durch sie. Und jetzt sattle Kuan.«
»Es ist noch nicht zu spät für dich, Manannan«, wisperte Paulus. »Ich war vorhin etwas grob, aber du kannst dich uns noch immer anschließen. Warte und sprich mit Samildanach – er ist dein Freund.«
»Er ist tot, Paulus. Ich spreche nicht mit Toten.« Morrigan führte den eiskalten Hengst in den Raum, und Manannan ging zu seinem Pferd, Paulus mit sich ziehend. Er reichte Morrigan das Messer. »Wenn er sich auch nur um einen Fingerbreit bewegt, tötest du ihn. Kannst du das?«
»Es wäre mir ein Vergnügen«, sagte sie und setzte Paulus die Klinge an die Kehle.
Er lächelte dünn. »Und wie lange, meine Liebe, kannst du in der Welt aus Blut ohne dein Ambria überleben? Du wirst Nahrung brauchen – und deswegen wird man dich hassen. Sie werden dich vernichten.«
Morrigan sagte nichts, aber der Einstige Ritter sah, wie die Wahrheit ihr Furcht einflößte. Er fand keine Worte des Trostes für sie und ging zu seiner Rüstung.
»Pass auf!« rief Morrigan, und Manannan duckte sich gerade in dem Moment, als eine Lanze auf seinen Rücken zuschoss. Er riss einen Arm hoch und wehrte die Waffe ab, aber der Wächter, der sie geschleudert hatte, trat hinter einem Verschlag hervor und lief mit erhobenem Schwert auf ihn zu. Der Einstige Ritter zog seine eigene silberne Klinge aus der Scheide, die an dem Ständer hing.
»Du kannst es nicht mit mir aufnehmen«, erklärte er dem Wächter. »Sei vernünftig, wenn du am Leben bleiben willst.«
Der Wächter rief etwas Obszönes und stürmte vor. Manannan konterte den ungeschickten Hieb und zog dem Mann die Klinge quer über die Kehle. Der Kopf des Wächters fiel von den Schultern, der Körper sank auf den strohbedeckten Boden. Manannan zog seine Rüstung an, befestigte Brustplatte und Schulterstücke. Sein Magen bäumte sich auf, er zitterte am ganzen Körper, Schweiß rann ihm in die Augen.
»Sei stark, Manannan«, flehte Morrigan. Er zwang sich zu einem Grinsen und ging zu Paulus.
»So, Vampir – die letzte Gelegenheit, dich an dein Halbleben zu klammern. Öffne das Tor zwischen den Welten.«
»Das kann ich nicht. Nicht hier. Die Ungeheuer werden kommen. Es muss Platz sein für den Tunnel.«
»Dann stirbst du hier«, sagte Manannan sanft und drückte sein Schwert gegen Paulus’ Bauch.
»Warte!« bettelte der alte Mann. »Ich könnte Ollathair erreichen. Er könnte das Tor öffnen.«
»Dann tu das.«
Paulus nickte und schloss die Augen. Ein Kreis aus goldenem Licht erschien an der gegenüberliegenden Wand und wuchs, und Manannan sah eine Höhle, überfüllt von Menschen, darunter Ollathair, der mit einem großen, bärtigen Mann sprach. Er beobachtete, wie der Zauberer erstarrte und sich umdrehte. Ollathairs Stimme erklang flüsternd in Manannans Geist.
»Quäl mich nicht, Manannan. Verschwinde! Geh zu deinen Brüdern!«
»Ich brauche Hilfe, Ollathair«, sagte der Einstige Ritter laut. »Morrigan ist bei mir. Du musst das Tor öffnen.«
»Wenn das ein dämonischer Trick ist, wirst du es büßen.«
Manannan schüttelte den Kopf. »Öffne einfach das Tor, Waffenmeister. Ich werde dir antworten.«
»Betrachte es als geschehen«, sagte Ollathair, und die Vision schwand.
Manannan legte sein Schwert auf Paulus’ Schulter. »Morrigan, ich glaube, es ist am besten, dass du ebenfalls eine Rüstung anziehst. Nimm die ganz links, sie gehörte einst Pateus, und er war sehr schlank.«
Er sah zu, wie sie aus ihrem Kleid schlüpfte, dann wandte er sich wieder an Paulus. »Ich sollte dich töten«, flüsterte er. »Bei der Quelle, du verdienst es! Aber ich werde es nicht tun.«
»Komm mir nicht mit Moral, Manannan, nur weil meine Ansichten sich von deinen
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