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Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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unterscheiden. In deiner kleinen Welt sterben Tausende in Kriegen, durch Krankheiten, Seuchen und Blutvergießen. Ihre Leichen dienen keinem Zweck. Hier gibt es verhältnismäßig wenig Todesfälle, denn bei uns gibt es keine Schwachen und keine Kranken. Mein Volk ist ein kultiviertes Volk.«
    »Du lebst vom Tod, Paulus – vom Unglück anderer Menschen. Winseln sie um Gnade, wenn ihr sie tötet? Haben sie Angst, wie du vor einigen Augenblicken Angst hattest? Betteln sie um ihr Leben, wie du es tun wolltest?«
    »Ich nehme es an«, gab Paulus zu, »obwohl die Ambria-Gewölbe im Norden der Stadt liegen und ich es noch nie für nötig befunden habe, sie zu besichtigen. Aber in deiner Welt lassen Könige und Fürsten doch auch Menschen töten, oder? Haben sie nicht Sklaven, deren Leben nur von der Laune ihrer Herren abhängt?«
    »Es gibt nichts, was einer von uns sagen könnte, um den anderen zu überzeugen«, sagte Manannan. »Du und dein Volk, ihr seid böse, aber für dich ist das nur ein Wort. Ihr werdet vernichtet werden – wenn die Zeit kommt.« Er warf einen Blick auf Morrigan, die die silbernen Beinschienen anlegte, wartete, bis sie ihr Schwert umgegürtet hatte und klopfte Kuan den Hals. »Komm, Großherz, wir reiten nach Hause.«
    »Er hört dich nicht«, sagte Paulus. »Der Hengst ist tot. Aber du wirst feststellen, dass er schneller ist als je zuvor, er wird dich nicht im Stich lassen.«
    »Lebendig hätte er mich auch nicht im Stich gelassen – und das aus freien Stücken«, erklärte Manannan. »Geh, Paulus. Du bist frei.«
    Der alte Mann drehte sich um und fand sich Morrigan gegenüber, die ein Schwert in Händen hielt.
    »Was willst du?« flüsterte Paulus. »Er sagte, ich wäre frei.«
    »Vielleicht hat er das gesagt«, zischte Morrigan, »aber ich gehöre zu den Vyre, und ich bin böse. Ich bin, was ihr aus mir gemacht habt.«
    »Nicht! Bitte. Ich flehe dich an, Morrigan. Ich bringe dir Ambria … ich …«
    Ihr Schwert bohrte sich in seine Seite und riss ihm die Eingeweide heraus, und er fiel schreiend zu Boden.
    Morrigan lief zu Manannan und schwang sich hinter ihm in den Sattel. »Los!« rief sie.
    Der tote Hengst spannte die Muskeln und galoppierte aus dem Stall. Die Wächter warfen sich zur Seite, als das Pferd durch sie hindurchfegte. Pfeile prallten von Manannans Rüstung ab, dann waren sie durch und in freiem Gelände.
    Vor ihnen lagen die Bäume und der dunkle, von finsteren Schatten umgebene Eingang zum Tunnel des Tores.
    »Warum hast du ihn getötet?« rief Manannan.
    »Warum hast du es nicht getan?« gab sie zurück.
    Kuan rannte in gleichmäßigem Tempo weiter. Pfeile ragten aus seinem toten Fleisch, und Manannan empfand einen schmerzlichen Verlust und tiefe Traurigkeit. Sie kamen in vollem Galopp in den Tunnel. Alles Licht verschwand, aber als Manannan sein Schwert hochhielt und »Ollathair!« rief, leuchtete die Klinge in einem weißen Licht, das von zahlreichen Augen links und rechts von ihnen reflektiert wurde.
    »Die Ungeheuer kommen«, schrie Morrigan, und Manannan blickte sich um und sah ein Rudel riesiger, geduckter Wolfswesen, die sie verfolgten. Er sah wieder nach vorn – der Tunnel war fast zu Ende.
    Und noch immer war das Tor geschlossen.
     
    »War das der Feind?« fragte Llaw, als das golden glühende Fenster verblasste.
    »Ich hoffe nicht«, antwortete Ruad. »Das war Manannan. Ich habe ihn durch das Schwarze Tor geschickt, um die Gabala-Ritter zu suchen, und ich muss ihn zurückholen.«
    »Aber du hast gesagt, das Böse jenseits des Tores hat sie überwältigt. Wie willst du wissen, dass es nicht auch auf Manannan gewirkt hat? Es könnte ein Trick sein.«
    »Wenn es einer ist, wird er – und nicht nur er – das bereuen. Ich bin nicht machtlos. Morgen früh bin ich zurück.« Als Ruad schon auf dem Weg zur Tür war, rief Llaw ihn noch einmal zurück.
    »Soll ich dir ein paar Männer mitgeben?«
    »Nein. Wenn es eine Falle ist, könnten sie mir doch nicht helfen, und wenn es keine ist, brauche ich sie nicht.«
    Der Zauberer wanderte in den Schnee hinaus, froh, der Höhle zu entkommen und der Hoffnung, die sich in Llaw Gyffes’ Augen zeigte. Woher sollte der Mann auch die Wege der Magie begreifen? Er war Schmied und wenig gebildet. Soweit es ihn betraf, handelte es sich bei dem Feind lediglich um gewöhnliche Sterbliche. Die Tatsache, dass sie über eine enorme Macht durch das Rot verfügten, berührte ihn nicht. Schließlich stand der große Ollathair jetzt den

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