Ritter des dunklen Rufes
Harmonie«, sagte Ruad. »Was haben wir erreicht? Ich stelle dir deine eigene Frage. Sieh dir die Welt doch an, jetzt, wo die Ritter fort sind! Und jetzt komm mit, ich habe ein Geschenk für dich.«
Ruad zog sich hoch und ging voran in die Höhle, in der zwei Kerzen brannten. An einem hölzernen Pfahl, der schimmerte wie geisterhaftes Silber, hing Manannans Rüstung in neuer strahlender Schönheit. Auf dem Helm prangte ein blütenweißer Federbusch.
»Zieh sie an. Ich helfe dir.«
»Wie hast du das gemacht?«
»Ich habe noch ein Tor zur Zitadelle geschaffen und sie zurückgeholt. Komm und trage sie, mit Stolz und Ehre.«
Manannan zog sich aus und streifte dann die lederne Untertunika über, darüber das Kettenhemd. Langsam schloss er die Brustplatte, befestigte die Schulterstücke und stand still, während Ruad die Beinschienen festmachte. Er zog die silbernen Handschuhe an und nahm schließlich den schrecklichen Helm auf.
»Darin war ich sechs einsame Jahre gefangen. Wird das wieder so sein?«
»Nein. Es gibt keine speziellen Bannsprüche, aber die Rüstung ist immer noch magisch und wird dich gegen die meisten Waffen des Bösen schützen.«
Manannan setzte den Helm auf und verschloss die Nackenstücke. Er öffnete das Visier. »Er kommt mir größer vor.«
»Du hast keinen Bart, Manannan. Du bist genauso wie in jener Nacht vor sechs Jahren. Hast du gebetet?«
Der Einstige Ritter lächelte grimmig. »Schon sehr lange nicht mehr.«
»Dann tu es jetzt – Ritter der Gabala.«
»Das wäre Heuchelei. Komm, Ollathair öffne das Tor.«
Sie gingen in das schwindende Tageslicht hinaus, und Manannan rief Kuan herbei. Er kletterte in den Sattel und wartete. Ollathair verharrte einige Minuten lang kniend im Gebet, dann hob er den Arm und sprach zwei Worte der Macht.
Vor dem Reiter sammelte sich Dunkelheit, die sich zu einem großen Rechteck formte. Aus der Mitte der Schwärze entwich zischend die Luft, und ein langer Tunnel erschien, aus dem ein eisiger Wind wehte.
Kuan wich zurück, aber Mannanan flüsterte ihm beruhigend ins Ohr.
»Reite los!« rief Ollathair. »Ich kann es nur noch für wenige Augenblicke halten!«
Die Angst kroch in Manannans Herz, kälter als der Wind aus dem Tunnel. Sein Körper begann zu zittern, sein Herz schlug unregelmäßig. »Oh, ihr Götter!« wisperte er. Kuan bäumte sich auf, als unirdische Schreie aus dem Tunnel kamen, und Manannan zog sein Schwert.
»Im Namen der Allerheiligkeit – reite!« schrie Ollathair.
Mit seiner behandschuhten Hand schloss Manannan das Visier seines Helms. Mit einem aus voller Kehle gebrüllten Schlachtruf trieb er Kuan zum Galopp und preschte schließlich mit dem Schwert in der Hand durch das Tor.
Lámfhada stöhnte im Schlaf und begann zu zittern. Auf der anderen Seite der Hütte wurde Elodan unruhig und setzte sich auf, dann ging er zu dem Jungen hinüber, der jetzt wild den Kopf drehte und stöhnte.
Elodan berührte Lámfhada an der Schulter. »Wach auf, du träumst.«
Plötzlich schrie Lámfhada auf. Er hob die Hand, und ein goldener Lichtblitz schoss aus seinen Fingern, der Elodan quer durch die Hütte schleuderte. Der Ritter kam mühsam auf die Knie und rang nach Atem, als Lámfhada erwachte und sich aus dem Bett schwang.
»Bist du in Ordnung?« fragte er, als er den Ritter auf dem Boden kauern sah.
»Was um Himmels willen hast du da gemacht, Junge?«
»Nichts. Ich habe ein Geräusch gehört und bin aufgewacht«, antwortete Lámfhada verwundert.
Elodan stand auf. Er entzündete eine Laterne und hielt sie vor seine Brust. Die Haut war gerötet und brannte in einem großen Kreis, der vom Hals bis zum Bauch hinab reichte.
»Was ist denn das? Wie hast du das gemacht?« fragte Lámfhada.
»Ich war das nicht. Das warst du. Du hast geträumt, dass ich versucht habe, dich zu wecken, und dann zuckten Blitze aus deiner Hand.«
»Ich kann mich an nichts erinnern – außer an den Mann mit der Kapuze. Es war ein Alptraum, den ich oft habe: Ein Mann singt auf einem Hügel, dann verwandelt er sich in einen riesigen Wolf. Und da sind noch Nebel und ein Schwert. Aber jetzt ist alles verschwommen.«
»Nun, der Blitz war jedenfalls kein Traum, Lámfhada. Du hast Magie in dir.«
Elodan ging wieder zu seinem Bett und setzte sich, während Lámfhada das ersterbende Feuer in dem Kohlenbecken wieder anfachte. Der Ritter saß minutenlang schweigend in Gedanken verloren da, dann sah er zu dem blonden Jungen auf. »Heute ist ein Reisender ins Dorf
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