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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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dahinzuwe l ken.«
    »Aber Renee hat mir doch geholfen, meine Knochen wiederz u finden!«
    »Weil sie das Beste für dich wollte. Und das war das Leben. O h ne sie wärst du nicht gestorben, also verhalf sie dir wieder zum Leben. Sie hatte das Gefühl, dir dies schuldig zu sein, als Wiede r gutmachung für die Zerstörung eines prachtvollen Menschen. Sie wußte ja nicht, daß du sie ebenfalls zurückholen würdest, und sie wußte auch nicht, wie sie damit zurechtkommen sollte. Sie hatte damit gerechnet, daß du wieder ins Leben eintreten, sie langsam vergessen und schließlich eine Neue finden würdest. Auf diese Weise hätte sie ihre grausamen Lügen endlich wiedergutgemacht.«
    Jordan dachte darüber nach.
    »Besonders angestrengt hat sie sich allerdings nicht, um mich zu überzeugen.«
    »Wozu auch?« fragte Ivy. »Du warst doch überhaupt nicht mehr offen für sie. Und sie ist eine stolze Frau. Betteln wollte sie nicht. Sie hat noch nie in ihrem Leben um etwas gebettelt. Sie hat immer nur das getan, was sie tun mußte. Und als du sie verstoßen hast…«
    Jordan war bestürzt. »Das stimmt, das stimmt! Ich habe ihr U n recht getan!«
    »Na ja, du wußtest ja nichts davon. Du bist ja auch irgendwie ziemlich stolz. Aber jetzt ist alles in Ordnung. Du kannst zu ihr gehen!«
    Jordan war völlig benommen. »Alles, was sie getan hat… hat sie nur aus Liebe zu mir getan! Sogar ihre grausamsten Lügen! Ich war ja nur zu bereit, an ihre Schuld zu glauben!«
    »Na, das war ich aber auch«, warf Ivy ein. »Bis mir Hugo alles e r klärt hat.«
    »Diese ganzen Jahrhunderte lang«, klagte Jordan. »Es ist wahr, was Renee mir gesagt hat – sie war unglücklich, weil sie ihre wahre Liebe nicht heiraten konnte, und das war ich! Ich muß sie um Ve r gebung bitten!« Er sprang auf und eilte in die Richtung davon, in der Threnodia verschwunden war.
    Pook wollte ihm schon folgen, doch dann entschied er sich d a gegen. Manche Szenen verliefen besser ohne Publikum. »Ich schätze, sie wird ihm schon verzeihen«, sagte Ivy zufrieden. »Sie kann ihre körperliche Gestalt verändern, folglich kann sie auch ihre Einstellung verändern.« Sie blickte sich um. »Ach, ich muß jetzt einfach jemanden umarmen! Dich!« Sie umarmte Pook und Peek und sogar die Nase des Grabenungeheuers. »Aber dich nicht«, entschied sie, als ihr Blick auf den Zombie fiel.
    Sie spähte in den Obsthain hinaus. Waren da nicht gerade zwei Gestalten hinter den Bäumen, die miteinander verschmolzen? Sie begriff, daß sie Jordan nun nicht mehr wiedersehen würde, denn Threnodia würde das Schloß niemals lebenden Fußes betreten. Nicht solange der Fluch auf ihr ruhte. Sie mochte zwar Dämone n brut sein, doch sie besaß Liebe und ein Gewissen und mit Siche r heit auch eine Seele, und sie wollte nicht, daß das Schloß einstür z te. Das glückliche Paar würde also woanders hinziehen müssen, und das bedeutete, daß auch Pook und seine Familie gehen wü r den. Ivy wußte, daß sie das sehr traurig machen würde, sobald sie ihr gegenwärtiges Glück hinter sich gebracht hatte.
    »Schätze, ich sollte meinen Eltern wohl besser mal erklären, wa r um wir zwei Gespenster und einen Drachen verloren haben, und warum das Schloß gewackelt hat«, sagte sie zu sich. Diese Aussicht gefiel ihr gar nicht, aber es war wohl das beste, die Sache so bald wie möglich hinter sich zu bringen.
    Sie ging hinein. Dort hatte man sich inzwischen ein wenig ber u higt. Ihre Mutter saß nachdenklich da, während Baby Dolph in seiner Wiege herumplärrte. »Was ist denn los, Mami?« fragte Ivy, nur zu bereit, das Unvermeidliche noch ein wenig hinauszuschi e ben.
    »Er ist so ruhelos«, sagte Irene. »Ich weiß nicht, was los ist. Z u erst dachte ich, es läge am Erdbeben, aber das ist ja schon lange vorbei. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter!«
    Ivy studierte ihren kleinen Bruder. Sie hatte ihn zwar praktisch seit dem ersten Augenblick, da er abgeliefert worden war, vera b scheut, hatte ihn aber noch nie richtig angeschaut. Er war ein ziemlich häßliches Ding, reichlich kahl und fett und zahnlos und sabbernd, und sie begriff nicht, wie man ihm nur so viel Aufmer k samkeit schenken konnte. Doch die Erinnerung an die Geschichte von Jordan dem Gespenst und Threnodia Dämonenbrut war noch frisch, und sie hatte gerade eine Lektion in Sachen Vorurteile e r halten. Wenn Jordan bereit gewesen wäre, die Wahrheit zu glauben anstelle der grausamen Lüge, die nur erzählt worden war, um ihn zu

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