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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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eine zirka sechs Meter hohe, aus Stahlträgern und Holz kombinierte Wand die Abtrennung der Halle. In die Wand eingelassen war ein doppelflügeliges Tor, das offenstand. Dahinter lag die Stallgasse, die zu den einzelnen Boxen führte. Vor einer der Boxen stand eine hoch mit Mist beladene Schubkarre.
    Wir waren vielleicht noch zehn Meter von der Karre entfernt, als Beate plötzlich mit einem Schmerzensschrei umknickte und sich den Knöchel hielt. Ich ließ sie sitzen, aber bevor ich die Box erreicht hatte, kam Jakob schon mit einer Mistgabel in der Hand heraus. Er trug eine blaue Latzhose und Gummistiefel, die an ihm aussahen wie von Versace und Gucci. Die verpflasterte Nase war die von Jack Nicholson in Chinatown. Im ersten Moment guckte er ungläubig, dann spießte er die Forke in den Misthaufen auf der Karre und fischte ein Handy aus der Latztasche.
    »Jetzt gehst du eindeutig zu weit«, sagte er, während er tippte. »Bisher hab ich dir gegenüber Nachsicht walten lassen, aber damit ist nun Schluß. Ab sofort gibt’s kein Pardon mehr.«
    »Wen willst du anrufen?«
    »Emmelmann, wen sonst? Du hast doch gehört, was er gesagt hat: Setzt du noch einmal einen Fuß auf meinen Grund und Boden, locht er dich ein.«
    »Leg das Ding weg, Jakob, und laß uns in Ruhe miteinander reden. Wie sich das für erwachsene Männer gehört.«
    Jakob bekam anscheinend keine Verbindung. Er ging ein paar Meter zurück und versuchte es erneut. »Zu spät, Tom. Die Gelegenheit hattest du, und du hast sie verpatzt. Was machst du eigentlich hier, Beate? Ich dachte, du sitzt längst im Zug.«
    Statt dessen saß sie noch immer auf dem Boden und massierte ihr Fußgelenk. »Ich wußte nicht, daß er zu dir wollte, sonst wär ich nicht mitgefahren. Er hat mich angelogen.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte ich. »Die Überraschung kommt gleich.«
    »Welche Überraschung?« fragte Jakob.
    »Steck das Handy weg und komm her, dann erfährst du’s.«
    »Glaubst du, ich hab Lust, mich noch mal auf die Nase schlagen zu lassen?« Gleichzeitig hackte er wütend auf dem Mobilphone herum. »Verdammtes Mistding!«
    »Ich versprech dir, dich nicht zu schlagen«, sagte ich. »Wenn du willst, schwör ich sogar auf irgendwas.«
    »Darauf pfeif ich.« Die Verbindung schien zustande gekommen zu sein, denn seine Gesichtszüge entspannten sich.
    Wenn gutes Zureden nichts half, mußte ich eben drohen. Ich öffnete die Lederjacke, zog die Ruger aus dem Hosenbund und jagte eine Kugel in die Schubkarre. Die Karre platzte förmlich, daß der Mist nach allen Seiten klatschte. Gleichzeitig sirrte die Mistforke davon und verfehlte Jakobs Kopf um Haaresbreite. Beate kreischte auf, und Jakob machte ein Gesicht, als hätte er gerade einen Flugzeugabsturz überlebt.
    »Legst du das Ding jetzt weg?« fragte ich und zielte auf seinen Unterleib.
    Das Telefon landete im Stroh, und er hob die Hände.
    »Ganz cool bleiben, Tom«, sagte er. »Verlier jetzt nicht die Nerven. Sagtest du, ich soll zu dir kommen?«
    »Genau das hab ich gesagt.«
    »Okay, Tom. Kein Problem. Alles, was du willst.«
    Langsam, die Trümmer der Schubkarre umkurvend, kam Jakob her. Er übte bereits wieder an seinem entwaffnenden Grinsen. Als er vor mir stand, war es schon wieder ganz breit.
    »Hattest du nicht was von einer Überraschung gesagt?«
    »So ist es«, sagte ich und drückte ihm den Lauf der Ruger in den Magen. »Keine Panik, das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    Ich wartete, bis er wieder etwas entspannter aussah. Erst dann riß ich ihm die Augenbrauen runter.
    Jakob schrie nicht auf, er zuckte nicht einmal großartig zusammen. Einzig sein Grinsen kam ihm abhanden.
    »Hallo, Josef«, sagte ich. »Schön, dich wiederzusehen.«

Kapitel 31
    »Steh auf«, sagte ich zu Beate.
    Sie starrte mich völlig verständnislos an, und da ich das ganze Theater leid war, verpaßte ich ihr einen Fußtritt, daß sie der Länge nach in den Dreck flog.
    »Steh auf. Oder soll ich dich hochprügeln?«
    Sie schnellte in den Stand, wie es eine Kunstturnerin nicht schöner gekonnt hätte. Gleichzeitig mutierte ihr hübsches Gesicht zu einer wutverzerrten Fratze.
    »Du elender, dreckiger Scheißbulle«, giftete sie. »Du fühlst dich doch nur mit ’ner Knarre in der Hand stark. Ist die für dich ’n Schwanzersatz? Weil du mir deinen nicht reinschieben konntest, zeigst du’s mir jetzt damit, wie? Wow, wie geil!«
    Ich wählte unter den drei mir verbliebenen Zahnstochern den schönsten aus. »Bist du fertig?«
    Ihre

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