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Rittermord

Rittermord

Titel: Rittermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Noske
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ja.«
    »Warum ein derart öffentlicher Mord mit so hohem Risiko? Du hättest deinen Bruder doch auch hier in der Güllegrube ersäufen können.«
    »Genau darum. Wer würde darauf kommen, daß der eigene B ruder derart Vabanque spielt, wenn es für ihn einfachere Möglichkeiten gibt? Außerdem mußte ich an Gina denken. Sie war der größte Risikofaktor. Nur wenn sie Josef sterben sah, würde sie mir den Jakob abkaufen. Verstehst du?«
    »Das hat sie auch. Bis letzte nacht.«
    Wie ein fernes Wetterleuchten flackerte Unsicherheit über Josefs Gesicht. »Hast du sie gesehen? Was hat sie gesagt?«
    »Nichts. Aber du kannst schon mal vorab alles Geld, das sie dir für’s Tütenkleben zahlen werden, darauf setzen, daß sie dich erkannt hat.«
    »Was war letzte Nacht zwischen Gina und dir?« Beinahe unbemerkt hatte sich Beate erhoben und starrte wutschnaubend auf Josef. »Hast du mit ihr geschlafen?«
    »Das war nur ein Test«, sagte er. »Ein Test, ob sie –«
    »Du verlogener Hurenbock!« Beate trommelte mit den Fäusten auf Josef ein, der schützend die Arme hob. »Du hattest versprochen, es sei Schluß! Du hattest es versprochen!«
    Wie das bei solchen Attacken ist, sie erlahmen mit der Zeit. Deshalb kümmerte ich mich auch nicht weiter darum, sondern wartete, bis Beate die Schlagkraft ausging und sie heulend auf die Knie sank. Als Josef seine Hand nach ihr ausstreckte, schlug sie sie weg.
    »Ihr werdet im Knast noch Gelegenheit genug haben, über eure Beziehung zu sinnen«, sagte ich. »Vielleicht gibt’s auch Papier, und ihr könnt euch Briefchen schreiben.«
    »Wieso Knast?« fragte Beate mit völlig verheultem Gesicht. »Ich hab nichts getan.«
    »Wer hat Josef in der Mordnacht auf dem Autobahnparkplatz abgeholt? Wer hat ihm ein falsches Alibi gegeben? Dachtest du etwa, so etwas bleibt ungestraft?«
    »Es war nur wegen dem Pferd. Ich hab doch mal in ’ner Abdeckerei gearbeitet. Noch Sekunden vor ihrem Tod haben einen die Tiere mit ihren großen Augen angesehen, als wollten sie fragen: Stimmt es wirklich, daß man hier ermordet wird? Nach drei Tagen mußte ich da weg. Als ich mir dann vorstellte, daß Bobby genauso …«
    »Erzähl das dem Richter, vielleicht ist er ja ein Pferdenarr. Was war mit den Eiern?«
    »Was soll damit gewesen sein?« fragte Josef und fuhr Beate, die ihren Kopf auf seinen Oberschenkel gelegt hatte, durchs Haar.
    »Wie bist du darauf gekommen, daß da was faul ist?«
    »Durch einen Zeitungsartikel. Ich hab mir dann ’ne UV-Lampe besorgt und Stichproben gemacht. Die Hälfte war positiv.«
    »Hast du deinen Bruder darauf angesprochen?«
    »Das wollte ich, weil ich mir sicher war, daß er Eier aus Legebatterien einkaufte und hier umpacken ließ, um sie mit ÖEE-Stempel weiterzuverkaufen. Dazu kam es aber nicht mehr, weil mein Plan schon feststand.«
    »Dann hast du die Sache überhaupt nicht weiter verfolgt?«
    »Nein.«
    »Dann weißt du auch nicht, wer sich hinter dem holländischen Lieferanten verbirgt?«
    »Keine Ahnung. Ist mir auch scheißegal. Ich hätte die Verträge sowieso zum nächsten Termin gekündigt.«
    »Letzte Frage: Wer hat van der Wimst vom Dach geschossen. Warst du das?«
    »Nein. Ehrlich nicht.«
    »Wer dann?«
    »Dreimal darfst du raten, Söhnchen«, sagte eine schnarrende Stimme hinter mir. Diesmal spürte ich nicht die Zinken einer Mistgabel, sondern den Druck eines Gewehrlaufs im Kreuz.

Kapitel 32
    Meine Nahkampfausbildung war Jahre her, und schon damals, obwohl ich da noch schlank und fit gewesen war, hatte ich mich nicht mit Ruhm bekleckert. Ich war immer der Auffassung gewesen, wenn es wirklich darauf ankommt, dann kann man das. Das war jetzt so eine Situation. Ohne mich zu wehren, würde ich das Tageslicht nicht wiedersehen.
    »Vorsicht, Hermann, er hat einen Revolver«, sagte Josef. »Ich nehm ihn ihm ab.«
    Beate und er drängelten gleichzeitig auf mich zu, wobei sie ein Gesicht machte, als wolle sie mir in die Eier treten. Ehe sie die kritische Distanz erreicht hatte, fuhr ich herum und schlug den Gewehrlauf zur Seite. Im selben Moment ging die Flinte los. Beate wurde schlagartig blaß und kippte weg.
    Bevor ich mich versah, hagelten Gewehrkolbenschläge auf mich nieder. Gleichzeitig umschlang mich Josef von hinten. Als Hermann erneut die Waffe hob, trat ich zu, aber der alte Sack war verdammt flink und wich geschickt aus.
    So gut er tanzen konnte, so schlecht konnte er zielen. Mit dem nächsten Kolbenstoß traf er Josef am Arm, der jaulend von mir abließ.

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