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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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unwirtliche kleine Cottage bei den neolithischen Steinkreisen erschien ihm plötzlich wie ein angenehmer Aufenthaltsort. Erst nach dem Essen, als er einen halben Krug Cider getrunken hatte, ging sein Puls wieder normal. Das Feuer flackerte in die Nacht hinaus, und irgendwann klangen die Geräusche wieder vertrauter, und die Schatten blieben da, wo sie hingehörten.
    Als sie aufgeräumt hatten, krochen sie in ihre Schlafsäcke. Caffery zog sich seinen um die Schultern, lehnte sich mit dem Rücken an den alten Wassertrog und streckte den verletzten Knöchel aus. Der Walking Man zog die Knie an und lehnte sich an einen Baum.
    »Tja«, sagte er und öffnete einen neuen Krug Cider. Das scharfe Ploppen des Korkens hallte in der Nacht. »Der Polizist hat heute viel gesehen. Das steht ihm ins Gesicht geschrieben. Bitte erzählen Sie mir Ihre Geschichten. Ich höre zu gern von Tod und Zerstörung.«
    Caffery grunzte. »Es gibt keine Geschichten.« Er dachte an Tig, der sich nie geändert hatte, seit er die alte Lady halb tot 
    geschlagen hatte, der nie von der Gewalt losgekommen war. Er dachte an sich und daran, wie überzeugt er davon gewesen war, dass er nie wieder die Kontrolle verlieren würde wie schon einmal Vorjahren. Er dachte an das, was hätte geschehen können, wenn Flea heute nicht in diesem Badezimmer gewesen wäre. Und dann dachte er an Penderecki, den Mann, den er in Wirklichkeit geschlagen hatte, immer und immer wieder. »Ich habe nur herausgefunden, dass Sie recht haben.«
    »Dass ich recht habe?« Er hob die Brauen. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Sie haben mal gesagt, Sie glauben nicht an Erlösung, und jetzt weiß ich, dass Sie recht haben. So etwas gibt es nicht.«
    Der Walking Man lachte. Er lehnte am Baumstamm, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, beobachtete ihn und wartete darauf, dass er weitersprach. Caffery sah ihm an, dass es ihm Spaß machte zu sehen, wie er Wahrheiten entdeckte, die er selbst schon seit Jahren kannte. Er griff in seine Tasche und fing an, eine Zigarette zu drehen.
    »Und wenn es keine Erlösung gibt, was bleibt uns dann? Rache? Rache und dann der Tod?« Er steckte die Zigarette in den Mund, zündete sie an und sah dem Walking Man in die Augen. Das Gesicht, dachte er, war nicht sehr faltig. Warum also sah er immer so alt aus? »Ich hab Sie schon einmal gefragt, und Sie haben mir nicht geantwortet. Was haben Sie gemeint, als Sie sagten, ich suche den Tod?«
    Der Walking Man zupfte den Zahnstocher aus seinem Schweizer Messer und begann, sich sorgfältig die Zähne zu säubern. »Sie haben zwei Kinder in Ihrem Leben, Jack Caffery. Das eine, das tot ist, und das andere, das noch nicht existiert. Das Kind, das sein könnte.«
    »Ja.« Caffery lachte. »Was für ein Scheiß.«
    »Sie hatten eine Frau in London, haben Sie mir erzählt; die wollte ein Kind, und Sie sind weggegangen. Also müssen Sie sich fragen: War das meine letzte Chance?«  

    Caffery seufzte. Er rieb sich den schmerzenden Knöchel, den Flea mit ihrem Schlagstock halb zertrümmert hatte, und schaute über das Tal hinaus zu einer Reihe Pappeln am Horizont. Plötzlich hatte er das Bild einer Frau vor seinem geistigen Auge. Sie war blond und trug Jeans, aber er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Sie wandte ihm den Rücken zu und schaute in einen Teich. Er wollte, dass sie sich umdrehte. Er wollte wissen, ob es Flea war. Aber was er auch tat, sie rührte sich nicht.
    »Nein«, sagte er, »es wird keine Kinder geben.« Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Und bei Ihnen?«
    Der Walking Man gluckste. »Sehen Sie mich an. Ich könnte der Vater eines Kindes sein, aber können Sie sich die Mutter vorstellen? Bei Ihnen ist es anders. Sie haben vielleicht noch eine Chance.« Er fand etwas an seinem Zahnstocher und wischte es am Gras ab. Dann vergrub er den Zahnstocher wieder in seinem Mund. »Als ich sagte, Sie suchen den Tod, meinte ich damit, dass Sie sich entschieden haben, dem Kind zu folgen, das verschwunden ist. Jeder Schritt, den Sie in Ihrem Job tun, alles, was Sie tun, ist ein Geschenk an ihn - an Ewan. Jeder Fall, den Sie aufklären, ist eine weitere Gabe, die Sie an seinem Altar niederlegen. Und so haben Sie den Tod gewählt. Auf diese Weise wird er nicht schmerzhaft sein, Ihr Tod.«
    »Was soll das heißen?«
    Der Walking Man sah ihn unverwandt an. Seine Stimme klang sehr leise. »Es bedeutet...«, flüsterte er. In seinen Augen spiegelte sich das Feuer, und in diesem Moment sah er monströs

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