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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Was wir sahen, geschah wirklich,
obwohl die Entfernungen und Proportionen unmöglich waren. Der Mahlstrom hatte sogar Tempas Gesetze der Physik und der Zeit verzerrt. Wir verfolgten das langsame, schmerzhafte Ende unserer Sonne. Sie wurde auseinandergerissen und in den gewaltigen Strudel gesogen. Ihr Licht würde uns noch eine Weile begleiten, gefolgt von einer Dunkelheit, wie sie noch kein Sterblicher erlebt hatte. Wenn wir so lange durchhielten.
    Ich ergriff Dekas Hand. Wir standen nebeneinander und sahen zu, ohne Angst.
    Überraschte und nervöse Laute erregten meine Aufmerksamkeit. Sie kamen von der Mitte der Wiese. Dort waren Nahadoth und Yeine im rauschenden Seegras aufgetaucht. Die Arameri und die Schattenbewohner stolperten zur Seite, wobei einige der Letzteren niederknieten, sie anriefen oder weinten. Niemand wies sie zurecht, denn Hofnung war noch nie eine Sünde gewesen.
    Ich zog Deka hinter mir her durch die Menge. Itempas stand zwischen Nahadoth und Yeine; sie hatten ihn hergebracht. Alle Drei wirkten grimmig –  doch grundlos wären sie nicht gekommen. Nahadoth handelte vielleicht ziellos, aber Yeine neigte nicht dazu, und Itempas hatte das nie getan.
    Sie drehten sich zu mir um, als ich mich ihnen näherte. Plötzlich war ich mir sicher.
    »Ihr habt einen Plan«, sagte ich und drückte fest Dekas Hand.
    Sie sahen einander an. Hinter den Dreien schälte sich auch Shahar aus der Menge, gefolgt von Canru. Ehrfürchtig blieb er stehen. Shahar trat allein vor; ihre Hände hingen zu Fäusten geballt an ihren Seiten.
    An mich gewandt, neigte Itempas den Kopf. »Den haben wir.«
    »Welchen?«
    »Tod.«
    Ich hatte unzählige Ewigkeiten mit ihm und seinen Eigenarten verbracht; nur deshalb schrie ich ihn nicht an. »Könntest du dich etwas klarer ausdrücken?«

    Itempas’ Lippen zuckten kaum merklich. »Ka’hel hat den Mahlstrom gerufen, um sich mit Ihm zu verbinden«, sagte er. »Er wird Ihn in sich aufnehmen und –  so hoft er –  mit Seiner Kraft zum Gott werden. Wir werden Ka’hel töten und Ihm stattdessen einen neuen Sitz der Macht anbieten.«
    Er spreizte die Hände, damit klar wurde, dass er sich selbst meinte.
    Entsetzt hielt ich den Atem an, als ich den Plan begrif. »Nein. Tempa, du wurdest im Mahlstrom geboren. In Ihn zurückzukehren …«
    »Ich will es so, Si’eh.« Seine Stimme durchschnitt die meine, ebenso tröstend wie entschlossen. So war es immer gewesen. »Meine Natur erfordert dieses Schicksal. Seit Ka’hels Beschwörung habe ich gespürt, dass es dazu kommen könnte. Yeine und Nahadoth haben es bestätigt.«
    Yeine stand hinter ihm. Ihr Gesichtsausdruck war unleserlich und gelassen. Nahadoth wirkte fast ebenso ruhig, doch es lag nicht in seiner Natur, sich vollständig zu beherrschen. Vor mir konnte er seine Zweifel nicht verbergen.
    Ich sah Itempas wütend an. »Soll das eine Art fehlgeleitete Wiedergutmachung werden? Ich habe dir schon vor hundert Jahren gesagt, dass nichts deine Verbrechen sühnen kann, du sturer Narr! Und wieso willst du dich überhaupt opfern, wenn durch deinen Tod sowieso alles endet?«
    »Der Mahlstrom wird Seine Reise vielleicht abbrechen, wenn Er Ka’hels Zweck erfüllt hat«, antwortete Itempas. »Also die Erschafung eines neuen Gottes. Wir glauben, dass die Gestalt dieses neuen Gottes von der Natur und dem Willen seines Gefäßes abhängt. Ich werde dafür sorgen, dass ein passender Ersatz für mich geschafen wird.«
    Ich stolperte zurück; Deka legte besorgt eine Hand auf meine Schulter. Es war die gleiche Mischung aus Macht und Willen, die Yeine zu einer neuen Enefa geschmiedet hatte. Das war eine
wilde Tat gewesen, entstanden aus einer Reihe nicht ganz unabsichtlicher Zufälle. Itempas jedoch hofte, er könne ein solches Ereignis kontrollieren. Doch egal, welcher Gott entstehen würde, egal, wie rückschrittlich, Itempas würde sterben.
    »Nein«, sagte ich. Mein Körper zitterte. »Das kannst du nicht tun.«
    »Es ist die einzige Lösung, Si’eh«, hielt Yeine dagegen.
    Bevor ich widersprechen konnte, riss Nahadoth den Kopf hoch, und die Schwärze seiner Aura loderte dunkler als das Nichts des Mahlstroms.
    »Ka’hel«, stieß er hervor.
    Hoch über uns –  an dem gleichen Ort, von dem aus er den Weltenbaum zerstört hatte –  tauchte eine winzige, in zitternde und wabernde Magie gehüllte Gestalt auf.
    Ich konnte jedoch nicht darüber nachdenken, denn Yeines glühendheiße Wut warf mich beinahe zu Boden. Sie verschwendete keine Zeit

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