Rivalin der Götter erbin3
bei ihm gesehen, wenn er Magie sprach oder Siegel zeichnete. Diesmal begann er allerdings zu füstern, und seine Hand bewegte sich im Rhythmus der Worte. Verblüft lauschte ich dem, was er sagte. Doch das waren keine Worte. Es war nicht unsere Sprache, auch nicht irgendeine andere Sprache. Ich hatte keine Ahnung, was er tat.
Doch ich spürte es, als seine Worte begannen, entlang meiner Haut zu kitzeln. Ich zuckte zusammen und hätte mich aufgesetzt, wenn Deka mich nicht wieder niedergedrückt hätte. Er schloss die Augen, damit mein Zucken ihn nicht ablenkte. Und ich zuckte, weil es ein ausgesprochen seltsames Gefühl war. Wie Ameisen, die über mein Fleisch krabbelten, wenn diese Ameisen fach gewesen wären und aus Zischen bestanden hätten. In dem Moment bemerkte ich das sanfte schwarze Glühen von Dekas Markierungen, die weit mehr als Tätowierungen waren, wie mir endlich klar wurde. Das waren sie schon immer gewesen.
Doch etwas stimmte nicht. Die Markierungen, die er in mein Fleisch füsterte, hatten keinen Bestand. Ich spürte, wie sie sich um meine Extremitäten wanden und meinen Bauch hinunterglitten, doch sobald sie an Ort und Stelle angekommen waren, verblassten sie wieder. Ich sah, wie Deka die Stirn runzelte. Nach einer Weile hörte er auf. Die Hand auf meiner Brust ballte sich zur Faust.
»Ich nehme an, das ist nicht wie erwartet verlaufen«, sagte ich leise.
»Nein.«
»Was hast du denn erwartet?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Die Markierungen hätten deine angeborene Magie anzapfen müssen. Du bist immer noch ein Gott. Wärst du das nicht, hätte deine Antithese keine Wirkung auf dich. Ich sollte in der Lage sein, dein Fleisch daran zu erinnern, dass sein natürlicher Zustand jung und geschmeidig ist und nur von deinem Willen bewohnt wird …« Er biss die Zähne aufeinander und schaute weg. »Ich verstehe nicht, warum es versagt hat.«
Ich seufzte. Ich hatte keine wahre Hofnung gehegt. Wahrscheinlich, weil er mir nicht vorher gesagt hatte, was er plante. Darüber war ich froh. »Ich dachte, du willst, dass ich sterblich bin.«
Erneut schüttelte er den Kopf und presste die Lippen noch fester aufeinander. »Nicht, wenn es bedeutet, dass du stirbst, Si’eh. Das wollte ich nie.«
»Ah.« Ich legte meine Hand über seine Faust. »Danke, dass du es versucht hast. Doch es hat keinen Zweck, Deka, selbst wenn du mich wiederherstellen könntest. Gottkinder sind zerbrechlich im Vergleich zu den Drei. Wenn der Mahlstrom in dieses Universum einbricht, werden wir höchstwahrscheinlich …«
»Halt den Mund«, füsterte er. Ich gehorchte und blinzelte. »Halt einfach den Mund, Si’eh.« Er zitterte, und in seinen Augen standen Tränen. Zum ersten Mal seit seiner Kindheit sah er verloren, einsam und mehr als nur ein wenig verängstigt aus.
Wie er bereits gesagt hatte, war ich immer noch ein Gott. Es war meine Natur, verlorene Kinder zu trösten. Also zog ich ihn an mich und wollte ihn halten, während er weinte.
Er schob meine Hände beiseite und küsste mich. Dann, als ob der Kuss nicht Beweis genug dafür war, dass er kein Kind war, setzte er sich auf und begann, mir die Kleidung herunterzuzerren.
Ich hätte lachen oder nein sagen oder Desinteresse heucheln können. Doch es war das Ende der Welt, und er gehörte mir. Ich tat, was sich gut anfühlte.
Wir alle starben in drei Tagen, doch in der Zeit konnte man
noch so viel tun. Ich war nicht sterblich; ich wusste es besser und nahm Enefas Geschenk nicht als selbstverständlich hin. Jeden Moment meines verbleibenden Lebens würde ich auskosten, sein Mark aufsaugen, seine Knochen brechen. Und wenn das Ende kam … nun. Ich war nicht allein. Das war etwas sehr Wertvolles und Heiliges.
Am nächsten Morgen kehrten wir nach Echo zurück. Deka ging, schaute nach seinen Schreibern und fragte sie wieder einmal, ob sie ein Wunder gefunden hatten, das uns alle rettete. Ich suchte nach Shahar.
Ich fand sie im Tempel, der endlich als solcher geweiht worden war. Jemand hatte einen Altar hineingestellt, genau an die Stelle, an der Deka und ich uns zum ersten Mal geliebt hatten. Ich versuchte, keine unzüchtigen Gedanken über Menschenopfer zu denken, als ich vor dem Altar stehen blieb, denn ich weigerte mich, ein versauter alter Knacker zu sein.
Shahar stand hinter dem Altar unter dem farbenfrohen Wirbel, der jetzt ein schwaches Licht auf uns warf, das so blau war wie der wolkenlose Himmel draußen. Sie wandte mir den Rücken zu, doch ich war
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