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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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mit Entscheidungen; die Luft kräuselte sich in einer Verneinung des Lebens.
    Ich zuckte zusammen, obwohl ich es nicht wollte, als der Tod Ka’hel traf …
    … meinen unbekannten, ungewollten, unbeklagten Sohn, den ich geführt und beschützt hätte, wäre ich dazu in der Lage gewesen, dessen Liebe mir willkommen gewesen wäre, hätte ich die Gelegenheit bekommen …
    Aber nichts geschah.
    Nahadoth zischte mit zuckendem, reptilienhaftem Gesicht. »Die Maske schützt ihn. Er steht außerhalb unserer Wirklichkeit.«
    »Der Tod ist überall Wirklichkeit«, sagte Yeine. Noch nie hatte ich eine solche Mordlust in ihrer Stimme gehört.
    Die Welt erbebte unter uns, um uns. Die Stadtbewohner schrien verängstigt auf, fürchteten eine weitere Katastrophe. Ich glaubte zu wissen, was geschah, obwohl ich es nicht mehr fühlen konnte:
Die Erde bewegte sich unter uns und reagierte auf Yeines Hass. Der ganze Planet drehte sich wie ein gewaltiger, wütender Leibwächter ihrem Feind entgegen. Sie ging in die Hocke und spreizte die Hände. Ihre Haarlocken wurden von einer Böe zerwühlt, die niemand sonst spürte, und aus Augen so kalt wie längst tote Dinge starrte sie Ka’hel an.
    Meinen Sohn. Aber …
    Nahadoths Gesicht leuchtete. Er lachte, als ihre Macht stärker wurde, obwohl ihre Feindseligkeit ihn zwang zurückzutreten. Sogar Itempas starrte sie an. In seinem Blick kämpften Stolz und Sehnsucht miteinander.
    Es war, wie es sein sollte. Die ganze Zeit über hatte ich gewollt, dass die Drei sich versöhnten und wiedervereinten. Aber …
    … der Tod meines Sohnes!
    Nein. Das hatte ich nicht gewollt.
    Deka warf mir einen Blick zu und ergriff erschrocken meine Hand. »Si’eh!«
    Ich runzelte die Stirn, und er hob eine meiner Haarsträhnen, damit ich sie betrachten konnte. Sie war braun gewesen, von Weiß durchzogen, doch nun herrschte Weiß vor. Die letzten braunen Stellen verloren vor meinen Augen ihre Farbe. Mein Haar war auch länger geworden.
    Ich erwiderte Dekas Blick und sah die Furcht in seinen Augen. »Es tut mir leid«, sagte ich. Das stimmte, aber … »Ich wollte kein schlechter Vater sein, Deka. Ich …«
    »Hör auf.« Er ergriff meinen Arm. »Hör auf zu reden, hör auf, an ihn zu denken. Du bringst dich um, Si’eh.«
    Das tat ich. Doch es wäre auch so geschehen. Verdammt sei Enefa; ich würde denken, was ich wollte, den Sohn, den ich nie gekannt hatte, betrauern, wie es mir gefiel. Ich erinnerte mich an seine Finger in meinem Nacken.
    Er hätte mir vergeben, wenn es möglich gewesen wäre, dachte ich, wenn das Vergeben nicht im Widerspruch zu seiner Natur
gestanden hätte. Wenn er wegen meiner Schwäche nicht so sehr hätte leiden müssen. Alles, was aus ihm geworden war, hatte ich zu verantworten.
    Es knallte, als Yeine verschwand und die Luft zusammenfiel. Ich konnte nicht sehen, was dann geschah –  meine Augen waren nicht so gut wie früher, und meine Linsen schienen sich zu trüben. Doch hoch über mir knallte es erneut, ein donnerndes Echo, dann spannte sich Nahadoth an. Sein Lächeln erstarb. Itempas trat mit geballten Fäusten rasch neben ihn.
    »Nein«, stieß er hervor.
    »Nein«, wiederholte Nahadoth. Wie ein fimmernder Schatten verschwand er.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Deka kniff die Augen zusammen, sah nach oben und schüttelte den Kopf. »Ka’hel. Das ist unmöglich … ihr Götter, wie kann er …« Er holte tief Luft. »Yeine ist gefallen. Jetzt auch Nahadoth …«
    »Was?«
    Doch ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, denn an dem Platz, an dem Nahadoth und Yeine gestanden hatten, tauchte plötzlich jemand auf. Ka’hel. Wir alle fielen auf die Knie.
    Er trug die Gottesmaske –  und die Macht, die sie ausstrahlte, war das Schlimmste, was ich in meinem ganzen Leben gefühlt hatte. Schlimmer sogar als der Tag, an dem mich Itempas in einen sterblichen Körper zwang. Und das hatte sich angefühlt, als hätte jemand all meine Gliedmaßen gebrochen, um mich in ein Rohr zu quetschen! Schlimmer als der Anblick meiner toten Mutter oder Yeines sterblicher Tod. Eine Gänsehaut überkam mich, meine Knochen schmerzten. Um mich herum hörte ich, wie die anderen zu Boden fielen und schrien. Die Maske war falsch –   die Nachahmung eines Gottes, der allem, was existierte, fremd und widerwärtig erscheinen musste. In ihrer unvollendeten Form hatten nur Gottkinder spüren können, wie falsch sie war, doch nun
spürten alle Kinder der Drei, ob sterblich oder unsterblich, zugleich ihre

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