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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Abscheulichkeit.
    Deka stöhnte neben mir auf. Er versuchte Magie zu sprechen, geriet aber immer wieder ins Stottern. Ich zwang mich dazu, auf den Knien zu bleiben, obwohl es leichter gewesen wäre, einfach umzufallen und zu sterben. Mühsam und zitternd vor Anstrengung hob ich den Kopf und sah, wie Ka’hel Itempas entgegentrat.
    »Du bist nicht der, den ich erwählt hatte«, sagte er mit bebender Stimme. »Enefa war das eigentliche Ziel meiner Rache. Ich würde mich sogar bei dir für ihren Tod bedanken, aber von den Dreien bist du im Moment am leichtesten zu töten.« Er kam näher und hielt eine Hand vor Itempas’ Gesicht. »Es tut mir leid.«
    Itempas wich weder zurück noch stürzte er, obwohl ich die Wellen der Macht sah, die Ka’hel aussandte. Wahrscheinlich benötigte er all seine Kraft, um aufrecht zu stehen –  doch so war mein heller Vater. Hätte nur der Stolz in seiner Natur gelegen, keine Macht des Universums wäre in der Lage gewesen, ihn aufzuhalten.
    »Aufhören«, füsterte ich, aber niemand hörte es.
    »Aufhören«, sagte eine andere Stimme, laut und hart und wütend.
    Glee.
    Trotz meiner schlechten Augen sah ich sie. Auch sie stand aufrecht. Ein blasser, kaum erkennbarer Nimbus umgab sie. Das war keine Luftspiegelung; man konnte ihn nur sehen, weil der Himmel sich zugezogen hatte. Sturmwolken wirbelten im Süden empor, ein starker Wind kam auf. Den Mahlstrom konnten wir nur in kleinen Fragmenten erkennen, wenn sich die Wolken kurz teilten, aber wir hörten Ihn: ein hohles, entferntes Brüllen, das stetig zunahm. Wir fühlten Ihn auch als Vibration tief in der Erde, die Yeine erschüttert hatte. Ein paar Stunden noch oder ein paar Minuten; niemand konnte sagen, wann Er eintrefen würde. Wir würden es herausfinden, wenn Er uns tötete.
    Itempas, der immer noch vor Ka’hel stand, stolperte, als er
sich zu seiner Tochter umdrehte. Vieles lag in diesem Moment in ihrem Blick, aber ich nahm nichts davon wahr, weil ich nur ihre Augen anstarrte, die tief und unheilvoll glühten wie die untergehende Sonne.
    Ka’hel hielt inne. Die Gottesmaske drehte sich leicht, als er Glee ansah. »Was willst du, Sterbliche?«
    »Euch töten«, antwortete sie. Dann brachen aus ihr weißglühende Flammen hervor.
    Die Sterblichen in ihrer Nähe schrien, einige liefen auf die Treppe zu. Itempas riss einen Arm hoch und warf sich zurück; Ahad, der neben ihr stand, schrie auf, verschwand und tauchte in meiner Nähe wieder auf; sogar Ka’hel stolperte. Das Wabern, das ihn umgab, wurde von Glees Gluthitze nach hinten gedrückt. Ich spürte, wie die Flammen meine Haut spannten, obwohl ich zehn Fuß entfernt kniete. Alle, die ihnen näher waren, riskierten Verbrennungen. Und Glee selbst …
    Als die Flammen erstarben, erwartete mich eine Überraschung, denn sie stand ganz in Weiß da. Ihr Rock, ihre Jacke … große Götter, sogar ihr Haar. Das Licht, das sie umgab, war so hell, dass man kaum hinsehen konnte. Ich kniff meine tränenden Augen zusammen und schützte sie mit der Hand. Einen Moment lang glaubte ich, Ringe zu sehen, Worte, die durch die Luft marschierten und über ihre Hände –  nein. Das konnte nicht sein.
    In ihren Händen lag das Schwert mit der weißen Klinge, mit dem Itempas Nahadoths Chaos zerschlagen und den frühesten Anfängen des Universums Struktur und Form gegeben hatte. Niemand außer ihm konnte es führen; Höllen, niemand außer ihm konnte sich dem verdammten Ding nähern, nicht in all den Äonen, seit er die Zeit erschafen hatte. Doch Itempas’ Tochter hielt es in beiden Händen vor sich, und ich zweifelte nicht daran, dass sie wusste, wie man damit umging.
    Ka’hel sah das ebenfalls; seine Augen weiteten sich hinter den Sehschlitzen der Maske. Natürlich: Er hatte die Ordnung aller
Dinge gestört, als er den Mahlstrom an einen Ort brachte, an den er nicht gehörte, und eine Macht an sich riss, die nicht die seine war. Solange der Kampf mit Stärke ausgefochten wurde, konnte er siegen, sogar gegen Nahadoth und Yeine, aber ein Gott bestand nicht nur aus Stärke.
    »Kontrolle«, sagte Itempas. Ich war ihm nahe genug, um seine Worte hören zu können, obwohl er leise und hastig sprach. Klugerweise trat er einen Schritt zurück, um einem weiteren Tod aus dem Weg zu gehen. Gleichzeitig beugte er sich so weit wie möglich zu seiner Tochter vor, gab ihr einen letzten Rat. »Denk daran, Glee, oder die Macht wird dich vernichten.«
    »Ich werde daran denken«, sagte sie.
    Und dann verschwand

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