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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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nicht kennen, obwohl wir Geschwister sind. Dass du mir nicht traust, tut mir im Herzen weh. Sind alle Katharer so wie du? Glaubt ihr vielleicht, etwas Besseres zu sein?“
    Simon war verstummt. Lange sah er hinaus aufs Meer, das im Sonnenglast flimmerte, und er biss sich dabei auf die Lippen, bis sie bluteten. Nach einiger Zeit fasste er nach ihrer Hand und sagte:
    „Du hast recht, Rixende. Verzeih! Ich habe vergessen, was du als Kind alles hast durchmachen müssen, ohne zu wissen, wer du eigentlich bist. Dass du dann den erstbesten, der dir vorkommt, als sei er dein Retter in der Not ....“
    „Aber er war tatsächlich mein Retter in der Not!“ unterbrach sie ihn, wobei ihre Stimme erneut brach. „Wenn es ihn nicht gegeben hätte, läge ich jetzt auf dem Grund der Aude, oder ich wäre mit dem Schiff verbrannt.“
    Simon nickte. „Schon gut, lass uns nicht weiter streiten. Dieser Clément jedoch, das sage ich dir, hat offensichtlich erst dich und dann auch mich beschattet. Das macht mir Angst. Ich verschwinde noch in der Nacht. Ich weiß Mittel und Möglichkeiten, ihn abzuschütteln. Dir jedoch rate ich, eine Weile hier bei Martial zu bleiben, bis ihr Misstrauen sich legt, und dabei die Augen offenzuhalten.“
    „Noch heute in der Nacht willst du reiten?“ Kaum hatte Rixende ihren Bruder wiedergesehen, rannte er davon.
    „Ja, ich darf mich nicht leichtfertig in Gefahr bringen, zu viele Leute hängen von dem Schutz ab, den ich ihnen als Statthalter auf dem Queribus gewähre.“
    „Katharer?“
    Simon nickte. „Aus dem umliegenden Orten. Sie lehren die Kinder der Armen und pflegen die Kranken im ganzen Umland. Was ist daran falsch, frage ich dich?“
    „Ich habe ja gar nicht behauptet, dass daran etwas falsch sei. Doch du bist mir noch eine Antwort schuldig. Wie bist du Statthalter auf dieser Burg geworden?“
    „Ich war wohl der tüchtigste Soldat. Und ich habe mich mit voller Absicht in das Vertrauen meines Vorgängers geschlichen, natürlich immer unter meinem falschen Namen, Simon von Festanière, als Atons Bruder. Das mögen manche Leute als hinterhältig betrachten, aber nur solange man meine Beweggründe und vor allem unsere Familiengeschichte nicht kennt.
    Dass ich seinerzeit glaubte, die Inquisition wäre mir auf den Fersen, hat sich glücklicherweise als falsch herausgestellt. Man verdächtigte mich nicht – Atons Name hat sich in all den Jahren bestens bewährt.“
    „Falsche Namen sind auch mir nichts Unbekanntes, wie du weißt“, meinte Rixende bitter.
    „Es ist wohl das Schicksal der Planissoles, in anderer Menschen Haut schlüpfen zu müssen, um die eigene zu retten“, sagte Simon. „Versteh mich bitte nicht falsch. Im Grunde bedeutet mir mein Leben nichts, in Gott allein ruht die Hoffnung. Doch ich werde noch gebraucht. Ich bin ...“ Simon hielt mitten im Satz inne und schüttelte dann bedauernd den Kopf.
    „Ich hätte mir gewünscht, dich einmal mitzunehmen, dir gewisse Leute vorzustellen, die uns wohlgesonnen sind ... Doch in Anbetracht der Dinge ... Ach, vergiss den üblen Streit. Lass uns wieder zu Martial zurückreiten.“ Er schwang sich auf sein Pferd.
    „Simon, ich kann wirklich nicht glauben, dass uns von Saint-Georges Gefahr droht ... so kann er sich nicht verstellt haben. Nein, niemals!“
    „In erster Linie ist er Inquisitor. Das darfst du nie vergessen, meine Kleine“, sagte Simon jetzt behutsam, als sie wieder nebeneinander her ritten und die Hufschläge hart die mittägliche Stille durchbrachen. „Er wäre der erste, der ehrlich ist. Weißt du noch, was Vater immer gesagt hat?“
    Rixende schüttelte den Kopf.
    „Für die Freiheit kämpfe ich, für das Entweder – Oder. Auch du wirst dich eines Tages entscheiden müssen, Rixende.“
    „Dieser Spruch ist auf schreckliche Weise auf ihn zurückgefallen!“
    „Und dennoch war er richtig. Entweder – oder. Wir haben keine Wahl. Das Böse oder das Gute. Das Dunkel oder das Licht. Gott oder ... Wir müssen uns entscheiden. Die Menschheit muss sich entscheiden …“

    Das Schöne entfaltet seine Wirkung oft schon bei der bloßen Betrachtung. Und Cotllioure war in der Tat unbeschreiblich schön. Nach Osten zu öffnete es sich unendlich blau zum Meer hinaus, auf den anderen Seiten wurde es geschützt durch grünbraune Hänge und Berge, Ausläufer der Pyrenäen, wo Rixende lange Jahre gelebt hatte. Nach Simons Abreise kletterte sie mit Martials Sohn, der sie an Paco erinnerte, hinauf zum Fort St. Elme, das oberhalb des

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