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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Dominikaner-Klosters das Land überwachte. Von dort hatte man einen wunderbaren Ausblick aufs Meer und den Ort - jedoch leider keinen Einblick in die Anlage des Klosters.
    Auch von Clément war nirgends eine Spur mehr, so sehr sie auch die Augen offenhielt.
    Des Morgens führte sie ihr erster Gang ans Ufer, wo sie auf den Fischer wartete. Nicht selten kaufte sie ihm einen Teil seines Fanges ab, um die Krebse und Fische Martial in die Küche zu legen. Der Fischer sprach eine wunderliche Mischung aus Okzitan und Catalan . Doch er lachte viel und herzlich – eine Sprache, die jedermann versteht. Einmal lud er sie in sein Haus ein, wo er mit seiner Frau und fünf kleinen Kindern lebte. Das schmale alte Fischerhäuschen hatte er von seinem Vater geerbt. Es war einfach, aber sauber, und die scheue Frau des Fischers bestand darauf, dass Rixende mit ihnen zu Mittag aß. Dort, im Kreise all seiner Kinder, fühlte sie sich zum ersten Mal seit Simons Abreise wieder wohl. Sie aß mit großem Appetit die Sardinen, die der Fischer auf offener Flamme briet, nachdem die Frau in die Bäuche wilden Fenchel gesteckt hatte, und sie trank mit Genuss das frische Quellwasser, das man ihr dazu reichte.
    Meist schlief sie gut und tief. Doch in einer Nacht träumte sie von Lusitana. Sie sah sie vor sich, als wäre sie wieder lebendig. Die Wahrsagerin trug das gleiche Gewand, das sie in der Schänke angehabt hatte und versuchte ihr andauernd etwas zu erklären. Als Rixende am Morgen schweißgebadet aufwachte, fiel ihr siedendheiß ein, was Lusitana ihr hatte sagen wollen: Paco, ihr Söhnchen, hatte den Mann beschrieben, der seine Mutter auf dem Gewissen hatte: er hätte einen komischen Bart getragen.
    Rixende war entsetzt. Sollte tatsächlich Lusitanas Mörder auf dem Schiff gewesen sein? Ein Kundschafter der Inquisition? Aber dann hätte Fulco ihn doch kennen müssen. Dann hatte er ihn ganz sicher gekannt!
    Ein weiterer böser Schatten fiel auf das kleine Pflänzchen Vertrauen, das sie dem Mann auf dem Weg hierher entgegengebracht hatte. Trieb er tatsächlich ein falsches Spiel mit ihr, wie Simon meinte und Mengarde ihr versichert hatte? Hatte Abbéville sogar zwei Kundschafter auf sie angesetzt, um auf alle Fälle zu verhindern, dass sie Fabris Vermögen verschwinden ließ? … Hatte Fulco von Saint-Georges sie deshalb nach Cotllioure begleitet?
    Rixende grübelte und grübelte und wurde von Tag zu Tag stiller.
    Nach zwei Wochen entschloss sie sich, einen Teil ihrer bösen Träume und Vorahnungen hierzulassen und nach Carcassonne zurückzukehren. Mit Pons Martial war alles besprochen. Sie würde Suleyman bitten, ihn mit allen Befugnissen auszustatten, die er benötigte, um das Lager in Cotllioure irgendwann selbständig weiterzuführen.
    Mit guten Pferden versehen und begleitet von vier schwerbewaffneten Dienern, machte sie sich auf den Rückweg.
    Ein Schiff hatte sie nicht wieder besteigen wollen, was Martial, nach allem, was ihr auf der „Jeanne“ geschehen war, gut verstehen konnte.

25
    Er riet den Pharisäern, besser richte
    man einen, eh`s um alles Volk getan ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Guillaume de Nogaret, der einflussreiche Berater des Königs, zog überrascht die Brauen hoch: Drei Petitionen auf einen Schlag und alle aus der Stadt Carcassonne?
    Erst gestern war der körperlich kleine, ja fast zierliche Mann, dessen halblanges braunes Haar tagein, tagaus das gleiche schwarze Samtbarett zierte, mit dem Tross des Königs nach Schloss Fontainebleau zurückgekehrt, und Philipp hatte sich drei Tage Ruhe ausbedungen, denn er war erschöpft von der langen Reise. Doch jene Sache schien heikel. Insgeheim triumphierte Nogaret. Möglicherweise konnte man mit dieser Geschichte Bonifatius ein Schnippchen schlagen. Er war schlau, der römische Hund, gewiss, aber vielleicht nicht schlau genug. Nogaret, selbst Theologe, hatte schon mehr als einmal den Versuch unternommen, den Heiligen Vater nicht nur theologisch-exegetisch, sondern auch juristisch zu belangen. Vergebens! Doch dieses Mal schien Bonifatius ein Stück zu weit gegangen zu sein in seiner Willkür und seinem verfluchten Hunger nach Gold. Der König war zwar ebenfalls ständig in verzweifelter Verlegenheit, ließ seit kurzem gar die jüdischen Geldverleiher verfolgen, um seine Kassen zu füllen, gerade deshalb aber würde er es dem Papst nicht gönnen, sich am Vermögen eines Carcassonner Geschäftsmannes zu bereichern, ob er nun ein Ketzer war oder nicht. Philipp, der sich

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