Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Bayle mit allem ausgestattet gewesen, was für ihr Wohlergehen notwendig war.
„Wir selbst, das Haus Fabri meine ich natürlich“, fuhr er ungewohnt ernst fort, „möchten bei Euch keinesfalls den Eindruck erwecken, dass wir mit der geplanten Eheschließung ein Auge auf Euren Anteil geworfen hätten.“
„Das hatte ich auch niemals angenommen“, antwortete Rixende verwundert und fragte sich, worauf dieses Gespräch hinauslief.
Fabri räusperte sich und setzte sich dann kerzengerade auf. Rixende bemerkte, dass er rotunterlaufene Augen hatte. Hatte er schlecht geschlafen in der Nacht?
„Rixende Ripoll“, fuhr er fort, „Ihr seid eine kluge Frau. Ihr werdet mir also eine ehrliche Antwort auf eine etwas unangenehme Frage geben, nicht wahr!“
Jetzt war Rixende erst recht beunruhigt. Sie zog die Brauen hoch, und sah Fabri offen ins Gesicht.
„Ehe bedeutet nicht gleich Liebe, dennoch gilt das Prinzip des gegenseitigen Einverständnisses“, sagte der alte Mann. „Mein Sohn hat mir gestern gestanden, dass er Euch aufrichtig liebt und begehrt. Doch wir machen uns Sorgen um Euch. Wie sieht es in Eurem Herzen aus? Ihr … nun, Ihr scheint Aimeric abzulehnen. Ist er Euch in irgendeiner Hinsicht zuwider? So etwas soll nicht selten vorkommen ...“
Rixende errötete bis unter die Haarspitzen. „Nein, nein ...“, entgegnete sie und das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Das ist es sicher nicht, Euer Sohn ist mir keineswegs zuwider, im Gegenteil, wenngleich ... wenngleich ich noch nicht sagen kann, wie tief die Zuneigung sein wird, die mich nach der Hochzeit mit ihm verbindet. Und wenn erst Kinder ...“
Rixende stockte. Sie dachte an Simon, der sie ein verwöhntes Ding gescholten hatte. Heute würde er ihr, wohl zu Recht, Undankbarkeit vorwerfen. Denn Aimeric war ein guter Mann, und alle hier im Haus waren freundlich zu ihr. Was war nur mit ihr los? Sie spürte, wie ihr heiße Tränen in die Augen schossen, senkte rasch den Blick auf ihre Hände und schwieg.
„Hm, ich verstehe“, Castel Fabri strich sich über seine Stirn, und sah Rixende eine Weile nachdenklich an. Dann meinte er in väterlichem Ton: „Verzeiht einem alten Mann, Rixende. Aber nachdem meine Frau tot ist, sah ich es als meine Pflicht an, Euch nach Euren Zweifeln zu fragen. Sollen wir die Hochzeit auf das nächste Frühjahr verschieben?“
Da schüttelte sie entschieden den Kopf, wischte sich die Augen und sagte: „Nein, sie soll stattfinden, wie von Euch geplant, in zwei Wochen. Ich bin dazu fest entschlossen. Es tut mir leid, Herr Fabri, wenn ich Euch und Euren Sohn durch mein Verhalten beunruhigt habe. Doch gehöre ich wohl tatsächlich zu den Frauen, die ein wenig länger Zeit brauchen, solcherlei Gefühle, wie sie mir Euer Sohn entgegenbringt, zu erwidern.“
„So sei es denn ...“, sagte der alte Mann stirnrunzelnd und erhob sich ziemlich schwerfällig von seinem Stuhl.
„Ich muss Euch noch etwas sagen, Rixende“, meinte er, als sie schon gehen wollte, „behaltet bitte in allen Testimonien den Namen Ripoll bei, damit man keine Rückschlüsse auf Eure wahre Herkunft zieht. Eure Eltern ... ihr wisst, was ich meine ... Die Inquisition ...“
Rixende nickte.
„Im übrigen, meine Liebe“, nun schmunzelte Fabri wieder, „würde Euch dunkelroter Samt gefallen für Euer Hochzeitskleid?“
„Ja, sehr“, erwiderte Rixende, überrascht von der plötzlichen Wendung des Gesprächs.
„Dann kommt mit mir in unser Lager, dass ich ihn Euch zeige.“
Als Rixende an der Seite Castel Fabris das Haus verließ – das Lager befand sich auf der anderen Seite der Gasse - kamen ihnen drei Gesellen entgegen, die gar wundersam gekleidet waren. Allesamt trugen sie seltsame gelbe Kugelhüte, auf denen schwarze Würfel mit weißen Augen aufgenäht waren. Die Männer grölten am helllichten Tage und foppten einen jungen Hund, der sie umkreiste und dabei aufgeregt bellte.
Castel Fabri schüttelte empört den Kopf.
„Die drei haben gegen das Würfelverbot verstoßen, das wir Senatoren vor einem Jahr ausgesprochen haben“, erklärte er Rixende. „Wir mussten ein Exempel statuieren, weil die Spielerei in den Trinkstuben unserer Stadt derart überhandgenommen hat, dass etliche dadurch ins Verderben gestoßen wurden.“
Seufzend sperrte er das blaue Tor zum Lager auf. Rixende sah den dreien hinterher und wunderte sich einmal mehr über diese Städter.
Das Lager war größer, als es von außen den Anschein hatte. Verborgen vor neugierigen Blicken,
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