Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
überleben können. Andererseits brauchte ich mir auch keine Sorgen um ihn zu machen. Wenn er bis jetzt noch nicht tot war, dann würde er es voraussichtlich schaffen. Eine schlimmere Nervensäge als jetzt konnte er ja kaum werden.
    Er lief neben mir her, als ich mich umwandte und den Gang zurückging. Das war an sich schon peinlich, aber ich versuchte lieber erst gar nicht, ihn abzuschütteln, denn dann würde er nur noch mehr an mir kleben. Shuggie schien mich für eine Art unbezahlten Leibwächter zu halten.
    »Deine Schwester gefällt mir wirklich.«
    Der freche kleine Mistkerl. Was der für Nerven hatte! Da mir die Worte fehlten, ging ich einfach schneller.
    »Allerdings hängt sie so an diesem Aidan, dass ich im Moment wohl keine Chance habe.«
    »Shuggie, du wirst nie eine Chance haben, im ganzen Leben nicht.« Vor der Kantine blieb ich stehen und sah ihn
böse an. »Und ermutige sie nicht auch noch. Bestärk sie ja nicht mit diesem dämlichen Aidan.«
    »Ich kann nichts dafür. Du bist schließlich ihr Bruder.«
    »Ach nee. Hätte ich ja fast vergessen.« Ich suchte in der Menge der Schüler, die zum Mittagessen gingen, hoffte, sie zu entdecken, aber die Hoffnung brachte sie auch nicht hervor.
    »Du schiebst das Unvermeidliche bloß auf«, erklärte Shuggie und stellte einen Joghurt und einen Fruchtsaft auf mein Tablett.
    Ich stellte beides zurück. »Halt die Klappe.«
    »Wo willst du sitzen?«, fragte er und nahm sein eigenes Tablett.
    »Weit weg von dir.« Ich warf der Tante an der Essensausgabe einen bösen Blick zu, weil sie mir gerade eine Nudel ans Sweatshirt geschnippt hatte, wo sie wie ein Wurm kleben blieb. Sie warf immer mit Essen nach mir. Meiner Meinung nach mit Absicht. »Hau ab, Shuggie.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Bei wem willst du denn sonst sitzen?«
    »Bei niemandem«, knirschte ich. »Das hatte ich zumindest vor.«
    Er war in Allies Alter, verdammt noch mal. Schlimm genug, dass er ein schäbiger kleiner Niemand war, aber die Tatsache, dass er mit meiner Schwester in eine Klasse ging, machte es noch erniedrigender. Schon in der Grundschule hatten sie sich ständig gegenseitig besucht und auch nachdem sie auf die Craigmyle High gingen. Das war natürlich, bevor sie beschlossen hatte, die beste Freundin eines Jungen zu sein, der nicht existierte. Shuggie konnte kaum mit dem
mythischen Aidan konkurrieren, aber ich sah nicht ein, warum er deshalb mir auf die Nerven gehen musste.
    Jetzt versuchte er, sich auf den Sitz neben mir zu schieben. Der kleine Saftsack hatte das Feingefühl eines Nilpferds.
    Die anderen um uns herum unterhielten sich lauter miteinander und taten so, als hätten sie mich nicht gesehen, oder beendeten ihre Mahlzeit in Rekordzeit und machten sich aus dem Staub. Ich glaube, mein Schutzschild aus schlechter Laune hätte sogar Shuggie verscheucht, wenn ihn nicht in diesem Moment jemand an der Schulter gepackt und aus dem Weg gezerrt hätte.
    »Verpiss dich, Middleton«, verlangte der Neuankömmling.
    Verdammt. Ohne aufzusehen griff ich hinter mich, nahm Shuggie am Arm und zog ihn auf den Platz neben mir. »Hau du ab, Sunil.«
    Vielleicht war er ja ein lästiger Knabe, aber er war mein lästiger Knabe, und ich konnte nicht zulassen, dass ihn jemand wie Sunil herumschubste.
    »Was hast du denn für ein Problem, Nick?«, ärgerte sich Sunil.
    »Ich habe kein Problem«, erwiderte ich. »Nicht zurzeit.«
    Er beugte sich zu mir, damit Shuggie nicht mithörte: »Hör zu, ich dachte, wir könnten …«
    »Was?« Ich bedachte ihn mit meinem fiesesten Tarantino-Blick.
    »Ich dachte nur, ich könnte hier sitzen, das ist alles.« So langsam begann er zu kapieren und erstarrte vor Feindseligkeit.
    »Damit du und deine Kumpels mich wieder zusammenschlagen könnt? Vergiss es.«

    »Na gut. Wenn du stattdessen lieber mit Stephen Hawking Junior abhängst.« Sunil lachte kurz auf und schob ab.
    Schweigend machte ich mich daran, meinen gummiartigen Hamburger zu essen, auch wenn mir der Appetit vergangen war. Ausnahmsweise schien Shuggie mal zu verstehen und war still. Es bestand ja die Möglichkeit, dass Sunil wirklich nur nett sein wollte. Vielleicht wollte er sich mit mir aussöhnen. Das Risiko wollte ich allerdings lieber nicht eingehen, denn als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war es durch einen Blutschleier gewesen und ich hatte seinen Stiefel im Gesicht gehabt.
    Ich spürte einen brennenden Blick zwischen den Schulterblättern und drehte mich um. Orla und ihre Clique

Weitere Kostenlose Bücher