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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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beobachteten mich voller Hass, und Gina flüsterte kichernd etwas in Orlas Ohr. Ich wollte ihr schon den Stinkefinger zeigen, als mir einfiel, wie grauenvoll das Mittagessen gestern gewesen war. Eigentlich natürlich genauso wie jeden Tag. Allie, die neben einem leeren Stuhl saß, das Kinn in die Hand gestützt und in die Luft lächelnd. Ein paar Schüler kicherten prustend los, andere schwiegen verlegen, die Lehrer tuschelten bedeutungsvoll. Sowohl höhnische als auch mitleidige Blicke wurden in meine und Allies Richtung geworfen. Orlas Clique giggelte. Und Orla selbst stand schließlich mit vor Missbilligung ganz düsterem Gesicht auf und rauschte – ihr Gefolge im Schlepptau – ungnädig ab.
    Ich war gedemütigt und wütend auf alle. Allie war vielleicht ein bisschen exzentrisch, das war alles. Ein wenig seltsam. Sie hatten kein Recht, sie auszulachen.

    Aber am meisten Wut hatte ich auf Allie. Wie konnte sie sich das antun? Wie konnte sie mir das antun?
    So gesehen war ich, eingedenk des schrecklichen Mittagessens gestern, froh, dass sie heute nicht in der Schule war. Ich wünschte, sie würde wegbleiben. Für immer.
    Die Schuldgefühle trafen mich wie ein Springerstiefel.
    »Ich werde sie wohl suchen müssen.« Ich rieb mir die Augen.
    »Ja«, bestätigte Shuggie und schaufelte sich Joghurt ins Gesicht.
    Ich sah auf die Uhr. »Am besten gleich.«
    »Ich denke, du hättest schon vor fünf Minuten gehen sollen, du nicht auch?«
    Natürlich hatte er recht. Ich hatte diesen Augenblick nur aufgeschoben, weil ich keinen Ärger wollte und weil ich für meine verrückte Schwester nicht die Verantwortung haben wollte. Aber ich konnte es nicht länger hinauszögern, also schlich ich mich aus der Kantine und unbemerkt vom Schulgelände, zutiefst verletzt und mit dem Gefühl, dass es alle auf mich abgesehen hatten. Orla. Ihre Clique. Allie, weil sie mir das antat. Und sogar Shuggie, diese juckende Laus am Hintern der Schülerschaft. Gelegentlich fühlte ich mich fast genauso lausig. Wenn man bedachte, dass ich mal eines der Alphamännchen gewesen war!
    Ich suchte in der ganzen Stadt nach Allie, und das war nicht so einfach. Da sie keine Lieblingsläden hatte, musste ich überall nachsehen, und als ich mit der einen Seite der Einkaufsstraße fertig war, hatten die Sicherheitsleute wahrscheinlich schon miteinander telefoniert. Da kommt ein Glatzkopf
auf dich zu, Darren. Narbe über der rechten Augenbraue. Gebrochene Nase. Schließ die CDs weg.
    Für die richtigen Ladendiebe muss ich an diesem Tag echt ein Segen gewesen sein, denn auf die achtete niemand mehr.
    Das galt auch für meine Schwester, die ich schließlich in einer Drogerie fand, wo sie sich eine Flasche Shampoo unters Sweatshirt steckte.
    »Stell das wieder hin«, knurrte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    Allie seufzte dramatisch und ließ die Flasche wieder in ihre Hand fallen, wo sie die Inhaltsangaben las.
    »Hau ab, Nick.«
    Ich stellte mich direkt neben sie und studierte die Haarpflegespülungen.
    »Nein.«
    »Verschwinde.«
    »Allie, werd erwachsen!«
    »Nein.« Sie machte Anstalten, das Shampoo wieder unter ihr Sweatshirt zu stecken, also griff ich danach, löste ihre Finger davon und knallte es heftig wieder ins Regal.
    »Und das andere auch«, verlangte ich.
    »Was bitte?«
    »Den Rest. Leg es nicht darauf an, dass ich dich durchsuche, Allie. Tu das nicht!«
    Ihre Hand wanderte zu ihrer Tasche, allerdings ohne viel Enthusiasmus. Da verlor ich die Geduld, zog ihr Handgelenk fort, griff mit meiner eigenen Hand in ihre Tasche und holte drei Lippenstifte heraus. »Wo stand das Zeug?« Ich fühlte
schon die Panik in mir aufsteigen. So etwas brauchte ich nicht. Ich wollte keinen Ärger.
    Ich spürte jemanden hinter uns, groß, bedrohlich, muskulös. Noch größer als ich. Ich wandte den Kopf.
    »Belästigt er dich, Kleines?« Der Wachmann sprach zwar mit Allie, hatte den Blick jedoch auf mich gerichtet. Ich richtete meinen Blick wütend auf das Shampoo. Ich würde sie umbringen. Umbringen.
    Allie ließ elegant eine Flasche Nagellackentferner aus ihrer Tasche zurück ins Regal gleiten, wandte sich um und schenkte dem Kerl ein breites Lächeln. Auf ihren Wangen erschienen Grübchen, ihre großen Augen strahlten und die Haarspitzen fielen bezaubernd vor ihre Augen.
    »Schon gut, Richie«, sagte sie. »Wirklich. Mit dem werde ich fertig.«
    Richie? Richie? Die kleine Kriminelle duzte sich mit dem Sicherheitspersonal!
    »Na, ich weiß nicht so recht, Süße.«

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