ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
durchgestrichen und darüber in krakeliger Schrift ‘Nur mit
Kon-’ geschrieben.
„Was solln das eigentlich heißen?!“, fragt Alex als er wiederkommt.
„Na, kann man doch sehen, oder nicht?! ‘Nur mit Kon-’ und dann ‘dom’.
Nur mit Kondom!“
„Das ist echt total scheiße“, sagt Benni und muss grinsen.
„So wie die da draußen aussehen, ist das genau ihr Humor. Wobei ich
nicht sicher bin, ob die wissen, was Kondome überhaupt sind. Sind echt
ein paar abgefuckte Gestalten dabei.“ „Sei du froh, dass deine Eltern damals noch nicht wussten was
Kondome sind!“, antworte ich.
„Halt dein Maul, Mark. Du Arschloch.“
Ich muss grinsen.
Alex zieht sich sein Bandana um den Kopf und verwuschelt sich die
Haare, die darüber hinausschauen. Dann malt er unbeholfen mit dem
Kajalstift um seine Augen herum.
„Sieht eigentlich wirklich gar nicht so scheiße aus mit dem Bandana“,
sage ich.
„Danke“, antwortet Alex, „aber glaub nicht, dass du wegen dem
bisschen schleimen jetzt auf ein mal kein Arschloch mehr bist!“
Jetzt grinsen wir beide.
„Bist fertig, Benni. Und was soll ich sagen - auch du bist wunderschön!“
„Danke“, antwortet er und patscht sich auf die Wampe, die danach noch
mindestens drei Sekunden in Bewegung ist, „dann kann‘s von mir aus
losgehen!“ 33. Auftritt im Pit‘s
Als wir auf die Bühne kommen wird tatsächlich geklatscht, und ich
glaube, dass ein Typ sogar kurz zu johlen anfängt. Applaus war in
unserer Bandkarriere bisher ein eher spärlich gestreutes Luxusgut und
ermutigt mich in diesem Moment ungemein. Ich werde trotz
Nüchternheit ein wenig lockerer als gestern. Auch das Licht ist nicht
ganz so einschüchternd hell. So weit so gut.
Hinter der Theke dreht Pit seine Musikanlage aus, auf der gerade etwas
von ‘Slime’ oder ‘Wilde Zeiten’ oder irgend so einer deutschen
Punkband läuft. Unsere Verstärker surren sowieso schon seit über einer
Stunde auf Stand-By, die Anlage hatten wir seit dem Soundcheck
angelassen. Sicher ist sicher.
„Moin, moin! Wir sind abgefuckt, angesoffen und eure heutige
Liveunterhaltung! Viel Spaß!“, brüllt Alex ins Mikrofon. Ohne
Umschweife haut Benni vier Takte auf der Snare vor und wir ballern
unseren ersten Song raus, meinen Lieblingssong, weil er relativ
kompromisslos nach vorne geht.
Im Publikum wird mitgewippt, zwei Typen in der zweiten oder dritten
Reihe sehe ich sogar headbangen. Das läuft doch ganz gut. Ich konzentriere mich auf meine Gitarre und bewege mich mit Bennis Beat.
Könnte das heute meinem Traum nahe kommen?! Wird das heute der
Abend, an dem wir unsere zukünftigen Gigs würden messen müssen?
Als ich gegen Ende des Songs aufblicke, sehe ich kritische
Gesichtsausdrücke. Ich sehe ein paar Leute, die sich gegenseitig ins
Ohr brüllen, kann aber nicht hören, was sie sagen. Mitwippen tut
jedenfalls niemand mehr.
„Vielen Dank, Bad Laasphe!“, brüllt Alex in den letzten ausklingenden
Akkord.
„Der nächste Song...“
„Ey, spielt mal was von den Pistols!“ brüllt jemand von ganz hinten.
„Ja, man! Oder the Clash!“, ein Typ mit zerrissenem T-Shirt in der ersten
Reihe, in dessen grau-blauen Augen ein wildes Funkeln zu erkennen ist.
„SHEENA IS A PUNKROCKER!!!“, wieder von weiter hinten.
„Ähm...“
Alex guckt zu mir rüber und ich zucke mit den Schultern.
„Ja, man! Sheena is a punkrocker wär geil“, wieder der Typ aus der
ersten Reihe, der mich mit seinen Augen fixiert hält, bis ich wegschaue.
„Also...“, beginnt Alex, „... wir covern eigentlich gar nicht.“ „Hä?!“, ein anderer Typ aus der ersten Reihe. Dahinter aufgeregtes
Gemurmel.
„Naja, also... wir haben halt eigentlich keine Cover im Programm. Wir
spielen eigene Songs!“
„Hier sind immer Cover!“, ruft der Typ mit dem zerrissenen Shirt
wütend. Neben ihm steht ein ziemlich hübsches Mädchen, dass
theatralisch mit den Augen rollt, den Kopf schüttelt, sich dann umdreht
und geht.
„Ja, also... wir spielen heute nur eigene Songs! Aber zu denen kann man
auch geil tanzen, also alles halb so wild! Oder?! Also. Der nächste Song
heißt ‘I hate all your friends and you‘re just not worth it’, viel Spaß!“
Ich sehe, dass von Seiten des Publikums durchaus noch
Diskussionspotential besteht und sich viele weiterhin aufgeregt
unterhalten, fange aber trotzdem den Song an, der mit
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