ROAD TRIP // Die erfolgloseste Band der Welt geht auf Tour (German Edition)
Kohlensäure wäre mal
geil, aber so was haben wir natürlich nicht im Gepäck.
„Wie du willst“, sagt Alex und trinkt die Flasche selbst. Dann zieht er
sich die Schuhe aus und geht runter zum See, was Benni und ich ihm
nachmachen.
Dort liegen wir fast eine Stunde lang ohne ein Wort zu reden. Alex
scheint zu schlafen, Benni schaut verträumt in den Himmel und summt
die Lieder mit, die wir leise aus seiner Anlage scheppern hören. Ich bin
weiter fasziniert von der traumhaften Kulisse und schaue ewig über
den See hinweg und auf die endlosen Waldlandschaften, die in der
einsetzenden Mittagssonne im strahlenden Grün erleuchten. Im Laufe
der Zeit tauchen ein paar Surfer auf, die ihr Lager wohl an der anderen Seite des Sees haben. Auch zwei bis drei Familien kommen zur
Mittagszeit auf unsere Wiese und gehen mit gebührendem Abstand
und kopfschüttelnd an Bennis rostiger Karre vorbei, aus der jetzt ‘Less
Than Jake’ ertönen, weil Benni nach dem zweiten Durchlauf von ‘Feine
Sahne Fischfilet’ auf meinen Wunsch hin murrend die Kassette
gewechselt hatte.
„Wir müssen gleich weiter, oder?“, sage ich um 13 Uhr, „Wenn wir drei
Stunden fahren müssen?!“
„Hmh. Stimmt schon. Aber nass werden will ich eigentlich schon noch“,
murmelt Benni mit geschlossenen Augen.
„Mit Boxershort oder wie?“
„Hab nur eine.“
„Och, Benni. Aber doch bitte nicht nackt. Hier sind Kinder!“
„Guckt doch keiner.“
„Guckt keiner?! Ich glaube schon, dass da einer guckt, wenn du jetzt
nackt in den See rennst!“
„Ist doch lustig“, mischt sich Alex murmelnd ein.
„Ich mach auch ganz schnell, nur ein mal rein!“, sagt Benni und steht
auf. Das T-Shirt und seine Schuhe hatte er eh schon ausgezogen. Bevor ich
meinen Blick abwenden kann fällt auch die Hose und er rennt los. Alex
setzt sich lachend auf und fängt an zu jubeln:
„Sauber, Benni! Arschbombe!“.
Benni rennt in den See und lässt sich nach ein paar Metern unter
lautem Platschen ins seichte Wasser fallen.
Es sieht wirklich sehr witzig aus. Benni schwimmt ein paar Meter und
als er untertaucht schaut kurz sein blasser, riesengroßer Arsch aus
dem Wasser und wird von der Sonne gleißend hell beleuchtet.
„Ein beschissener Wal, man!“, johlt Alex und ich muss lachen.
„Sagt mal, spinnt ihr?!“
Von etwas weiter weg kommt ein wütender Familienvater angelaufen.
„Hier sind Kinder, ihr Idioten! Hier kann man doch nicht einfach nackt
baden!“
„Wir sind vom Kloster“, ruft Alex ihm zu, „das ist ne heilige Badung!“
„Hä?!“
„Das ist Bruder Benni, der muss ein mal im Jahr eine heilige Badung
nehmen, gegen sein Lepra!“
„Gegen sein was?!“ „Lepra! Deswegen ist sein Schwanz auch so klein, der ist schon halb
abgefallen!“, sagt Alex im todernsten Ton und faltet dabei die Hände
wie ein Priester.
„Ihr Chaoten! Ich hol die Polizei!“, antwortet der Typ und schaut leicht
angewidert zu Benni rüber, der gerade wieder langsam aus dem Wasser
hinaus trottet.
„Lass uns abhauen, Benni! Der Nazi hier holt die Bullen!“, ruft ihm Alex
zu.
„Nazi?! Ich bin doch kein... was fällt dir ein, du kleiner Drecksack?!“
Benni läuft zu uns zurück, streift sich schnell seine Hose über und wir
laufen zum Auto.
Benni startet den Motor und drückt das Gas durch, während Alex dem
Typen durch das offene Beifahrerfenster grinsend seinen Mittelfinger
zeigt. Als wir mit quietschenden Reifen abhauen, hinterlassen wir mit
Sicherheit eine dicke Furche im sonst so schön gepflegten Rasen.
Das tut mir ein bisschen leid. Wegen der Mönche, die das dann sicher
wieder sähen müssen. Aber nicht wegen dem Typ. Der ist glaub ich
wirklich ein beschissener Spießernazi, wie er da steht mit hochrotem
Kopf und dem alten Nokia an seinem Ohr, dass er vorher hastig aus seiner am Gürtel befestigten Handytasche gefischt hat. Ein paar
hundert Meter weiter meine ich seine recht hübsche Frau ein wenig
grinsen zu sehen, während sie ihrem kleinen Sohn die Augen zu hält.
Ich kann mich aber auch täuschen. 29. Pit
„Alter, bist du sicher?!“
„Keine Ahnung. Eigentlich schon. Steht ja sogar ’Pit‘s Kneipe’ dran, da
wird‘s in Bad Laasphe nicht so viele von geben, oder?!“
„Und du bist sicher, dass der Gig stattfinden soll?!“
„Klar, man! Ich hab zweimal mit dem Typ telefoniert. Der war da total
begeistert von.“
„Ich weiß
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