Roarke - der Abenteurer (German Edition)
sagte eine tiefe Stimme.
Daria wich vor Roarke zurück und sah zur Tür.
“Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du störst?” fragte Roarke, ohne den Blick von Daria abzuwenden.
“Ich hielt es für angebracht, meine neue Schwägerin in der Familie willkommen zu heißen”, erwiderte Mike. “Ich muss nämlich wieder weg.”
Roarke drehte sich zu seinem Bruder um. “Hast du eine heiße Verabredung?”
“Ich muss arbeiten. Der Kasinobesitzer auf einem der Flussdampfer verdächtigt seinen Manager des Betrugs. Ich spiele schon die ganze Woche Black Jack.” Lächelnd zeigte er Roarke und Daria die Hände. “Das sind die flinksten Finger in der ganzen Gegend.”
In der Nähe dieses netten Mannes, der seinem Bruder sehr ähnlich sah, entspannte Daria sich. “Vom Kartenspiel verstehe ich zwar nichts, aber die meisten Frauen bevorzugen Männer mit sanften Fingern.”
Sein herzliches Lachen brach sicher unzähligen Frauen das Herz. Doch so attraktiv und sympathisch sie ihn auch fand und so wohl sie sich auch bei ihm fühlte, er wirkte auf sie bei weitem nicht so stark wie sein Bruder.
“Ich bin Michael Patrick, der älteste und attraktivste O’Malley–Bruder. Willkommen in unserer Familie.” Er kam ans Bert, beugte sich herunter und küsste sie auf die Wange. “Ich bin überzeugt, dass du perfekt zu uns passt.” Nach dem brüderlichen Kuss wandte er sich an Roarke. “Wir müssen noch einmal miteinander reden.”
Roarke fürchtete ein eingehendes Verhör. Er wollte schon ablehnen, sah seinem Bruder jedoch an, dass er nicht nachgeben würde. Man hatte ihn oft stur genannt, aber was Sturheit anging, so übertraf niemand Michael Patrick O’Malley. Diese Eigenschaft hatte ihn nicht nur zu einem großartigen Polizisten gemacht, sondern oft genug auch seine Brüder schrecklich genervt.
Roarke wandte sich an seine angebliche Braut. “Mike muss sich mit mir um eine Familienangelegenheit kümmern, aber ich komme bald wieder.” Er streichelte Darias Wange. Das sollte bloß wie die zärtliche Geste eines Ehemannes wirken. Trotzdem freute es ihn, als sie etwas Farbe bekam.
“Gut.” Daria begriff es nicht, aber sie wollte nicht, dass er sie allein ließ. Damit sie aber nicht wie eine hilflose Frau wirkte, die sich an ihn klammerte, zwang sie sich zu einem Lächeln. “Ich laufe dir bestimmt nicht weg.”
Roarke vertraute ihr nicht im Geringsten. Um nicht zu riskieren, dass sie ihm noch einmal entkam, blieb er vor der Zimmertür auf dem Korridor stehen.
“Also, fang schon an.”
“Womit?”
“Mit der fälligen Predigt des großen Bruders.”
“Für dich hole ich nicht mehr die Kastanien aus dem Feuer, seit du Lila Comeaux’ zweifelhaften Ruf verteidigt und dich deshalb an der Sacred Heart High School mit der ganzen Footballmannschaft angelegt hast.”
“Hätte ich gewusst, dass sie es mit fast jedem Typen in der Schule trieb, wäre ich auch nicht für sie eingetreten”, erwiderte Roarke. Lila hatte ihm damals eine Szene gemacht, weil er Billy Jones zusammengeschlagen hatte, ohne zu wissen, dass der Fullback des Teams sie während eines Spiels hinter der Zuschauertribüne geschwängert hatte.
“Lila ist Schnee von gestern”, fuhr Mike fort. “Was die gegenwärtige Geschichte angeht, wollte ich dir nur sagen, dass das Fernsehen über den Mord im bekanntesten Hotel der Stadt berichten wird.”
Roarke fluchte leise vor sich hin. “Hast du das von deinen ehemaligen Kollegen erfahren?”
“Nein, von einer alten Freundin, Desiree Dupree.”
“Von der Reporterin, mit der du zusammengelebt hast, als ich das letzte Mal daheim war?”
“Ja, genau die meine ich. Sie hat einen anderen geheiratet, einen ehemaligen Staatsanwalt, der jetzt Romane schreibt, aber wir stehen noch in Kontakt.”
“Verstehe.”
“Du brauchst nicht so zu grinsen. Wir sind nur Freunde. Nicht jeder O’Malley-Bruder bevorzugt kurzlebige Beziehungen.”
Nein, nur Roarke und Shayne. Mike war stets verantwortungsbewusst gewesen. Das war kein Wunder. Ihr Vater war die meiste Zeit fort, und ihre Mutter wurde nicht mit drei Söhnen fertig. Mike hatte letztlich die Rolle des Vaters übernommen, während seine Brüder heranwuchsen.
Bei dieser Jugend war es kein Wunder, dass er Polizist geworden war. Auf diese Weise hatte er sozusagen auch außerhalb der Familie den großen Bruder gespielt, bis er in einen Strudel politischer Interessen geraten war.
“Was weiß die Presse?”
“Nur dass man eine Leiche in einem Zimmer
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