Roarke - der Abenteurer (German Edition)
Maschine, sagte er sich. Zwar hatte die Erfahrung ihn gelehrt, dass das Leben nicht fair war, doch er wollte nicht glauben, dass das Schicksal so grausam war, zwei seiner Geliebten durch Explosionen sterben zu lassen.
Nataschas Tod hatte ihn beinahe dazu gebracht, seinen Beruf aufzugeben. Falls Daria in dem explodierenden Hubschrauber gesessen hatte, wollte er nicht weiterleben.
Daria lag auf dem kalten und nassen Untergrund. Zwar hatte sie das Bewusstsein wiedererlangt, war jedoch benommen und durcheinander. Noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, als sie glaubte, trotz Regen und Donners ein vertrautes Geräusch zu hören.
“Das ist er nicht”, warnte sie sich. “Du fantasierst. Er weiß gar nicht, wo er nach dir suchen soll.”
Doch sobald sie zusammenhängend denken konnte, war ihr klar, dass die allmählich erlöschenden Flammen jemanden angelockt hatten. Vielleicht war es nicht Roarke, sondern ein Fallensteller, der die Explosion gesehen hatte. Doch das reichte ihr.
“Bloß nicht die Nacht hier draußen verbringen müssen”, murmelte sie schaudernd.
Das Geräusch kam immer näher. Daria hob mühsam den Kopf und blickte sich angestrengt um.
Und dann sah sie Roarke, wie er das flache Boot aus dem Wasser zog und auf sie zulief. Sie versuchte aufzustehen, doch die Beine trugen sie nicht. Regentropfen und Freudentränen liefen ihr über das Gesicht, als sie auf ihn zukroch.
Sein Herz schlug so heftig, dass Roarke schon glaubte, einen Herzinfarkt zu bekommen. Seine Beine zitterten, als er Daria erreichte, auf die Knie sank und sie in die Arme zog.
Er küsste sie – ihre Lippen, die geröteten Wangen, die Stirn, die Lider. Er schmeckte salzige Tränen und wusste nicht, ob er oder Daria sie weinte.
Er hatte einen Beruf gewählt, in dem man redegewandt sein musste, und während er das Boot durch das Bayou gesteuert hatte, war ihm alles durch den Kopf gegangen, was er ihr sagen wollte, was er ihr sagen musste. Er wollte ihr so viel versprechen.
Doch das konnte warten. Sie hatten viel Zeit, ein ganzes Leben.
Zärtlich legte er die Hände an ihre Wangen. “Du wirst mich heiraten.”
Daria lachte und weinte gleichzeitig. “Ist das ein Heiratsantrag?”
“Hat es sich vielleicht nicht so angehört?”
“Es hat sich wie ein Befehl angehört.” Wie ein wunderbarer, herrlicher, himmlischer Befehl.
“Na bitte, das habe ich davon, dass ich mich in eine Juristin verliebt habe”, beklagte er sich. “Warum sagst du nicht einfach ja, verdammt nochmal?”
Er liebte sie! Nicht nur das, er hatte diese alles entscheidenden Worte auch ausgesprochen. Obwohl sie bereit gewesen wäre, so lange wie nötig darauf zu warten, war es Daria doch lieber, sie jetzt schon zu hören. Es ließ sie den Regen, die Kälte und die Schrecken vergessen.
“Ja, verdammt nochmal!” Daria lachte über den Ausdruck grenzenloser Erleichterung, der auf seinem Gesicht erschien, und küsste ihn.
– ENDE –
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