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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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direkt proportional zu sein: Je mehr Geld man besaß, desto mehr Liebe empfing man auch.
    Kurz nach zwölf war ich wieder in meinem Büro. Briefe und Mitteilungen lagen säuberlich gestapelt auf meinem Schreibtisch. Flüchtig ging ich alles durch. Etwas Wichtiges war nicht dabei - nichts, worauf ich sofort hätte reagieren müssen. Ich blickte durchs Fenster. Es war wirklich ein wunderschöner Tag.
    Ich rief Eileen an. »Wie ist die Sitzung gelaufen?« wollte sie wissen.
    »Alles eitel Sonnenschein.«
    »Da bin ich froh.«
    »Ich habe eine Idee. Wie wär’s, wenn wir uns den Nachmittag freinehmen und zum Strand fahren würden?«
    »Tut mir leid. Aber ich kann nicht. Ich habe zwei Redaktionssitzungen und außerdem Besprechungen mit vier Autoren.«
    »Sag ihnen doch, sie sollen dich am .«
    Sie lachte. »Solche Angebote mache ich nicht. Im Ernst ... ich kann das nicht einfach alles absagen. Es handelt sich um seit langem vereinbarte Termine, und außerdem . wenn ich mich nicht schon jetzt um einiges kümmere, haben wir in der Nummer, die in drei Monaten herauskommen soll, einen Haufen leerer Seiten.«
    »Scheiße«, sagte ich.
    »Nun sei nicht deprimiert. Wir holen das ein anderes Mal nach.«
    Als nächstes versuchte ich’s bei Bobby, doch der steckte bis über die Ohren in Arbeit. Die Herstellung saß ihm im Nacken, weil sie sein Okay für einige Layouts brauchte. Drei Fotografen wollten von ihm neue Ideen, und in seinem Vorzimmer warteten neun Modelle auf seine Begutachtung.
    Marissa, die jetzt die Abteilung Reisen leitete, war gleichfalls unabkömmlich. Sie und Dieter hatten eine Verabredung mit Vertretern der Zahnärztlichen Vereinigung von Los Angeles, die im Mazatlan Lifestyle Hotel einen Kongreß mit rund sechshundert Leuten plante.
    Schließlich rief ich Denise an. »Heute ist doch dein Jahrestag«, sagte ich. »Laß vom Personalpool jemanden kommen, damit dein Schreibtisch besetzt ist, und wir beide werden den Nachmittag am Strand verbringen.«
    Aus ihrer Stimme klang aufrichtiges Bedauern. »O Gareth, ich kann nicht.«

»Was soll das heißen, du kannst nicht?«
    »Da ist eine Gruppe von Mädchen, die für mich nach Büroschluß in La Cantina eine Cocktail-Party geben.«
    Das gab mir den Rest. Ich knallte den Hörer hin. Alle in diesem gottbeschissenen Bau hatten etwas zu tun, nur ich nicht. Jetzt begriff ich, was es bedeutete, ein »gemachter« Mann zu sein - daß es für einen nichts mehr zu machen gab.
    Ich drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage. »Besorgen Sie mir sofort ein Auto.«
    »Ja, Mr. Brendan. Wollen Sie, daß Tony Sie fährt?«
    »Ich will, daß niemand mich fährt! Ich werde selbst fahren.«
    Ihre Verblüffung war unverkennbar. »Sie werden selbst fahren?«
    »Sie haben doch gehört!« knurrte ich.
    Es war ein Eldo-Cabriolet, das für mich bereitstand. Ich ließ das Verdeck herunter. Zwanzig Minuten später strebte ich vom Sunset Boulevard in Richtung Strand. Unterwegs kaufte ich noch eine Tragtasche mit einem Brathähnchen und ein SechserPack Bier. Dann fuhr ich weiter, den Pacific Coast Highway entlang, an Paradise Cove vorbei:    zu einem kleinen
    Strandstück, das mir als wenig benutzt in Erinnerung war.
    Als ich dort ankam, war es etwa halb zwei, und die Sonne stand hoch am Himmel. Ich parkte auf dem Felsen, nahm die
    Tasche mit dem Hähnchen und das Sechserpack und trottete hinab in den Sand. Schließlich fand ich eine Stelle, die wenigstens teilweise im Schatten lag. Ich zog mein Hemd aus, breitete es auf dem Boden aus.
    Bis auf einen Surfer, der immer wieder versuchte, eine große Welle zu erwischen, war ich hier allein. Ich stieg aus meinen Hosen und behielt nur meinen schwarzen Slip an. Dann setzte ich mich, lehnte mich mit dem Rücken an ein Felsstück und öffnete eine Bierdose. Kühl rann mir das prachtvolle Gesöff in die Kehle, ein herrliches Gefühl. Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und beobachtete in aller Muße den Surfer. Er ritt auf einem Wellenkamm. Doch die Woge besaß nicht genügend Kraft, um ihn zu tragen, und er versank im Wasser. Einen Augenblick später tauchte er mit seinem Surfboard wieder empor und paddelte abermals hinaus, um eine neue Welle abzupassen.
    Möwen kreisten und stürzten sich auf Fische hinab, Strandläufer jagten ihren eigenen Schatten nach. Ich holte meine Sonnenbrille hervor und setzte sie auf, das Licht war ganz einfach zu grell. Diesmal hatte der Surfer eine Prachtwelle erwischt. Ich folgte ihm mit den Augen. Fast

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