Roberts Schwester
so geliebt hat, wie der Detektiv mir damals mitteilte, wird sie leiden. Nicht nur ein paar Wochen lang, sondern bis an ihr Lebensende, hoffe ich. Ich leide auch. Vor allem nachts, wenn es so still ist, dass ich nicht zur Ruhe komme, denke ich oft, ich wäre lieber tot. Genau genommen hatte ich den kleinen Colt doch auch für mich gekauft. Tagsüber fühle ich mich eigentlich ganz wohl. Es herrscht eine gewisse Disziplin, es herrscht Gleichmäßigkeit und Ordnung in einem Gefängnis. Und niemand macht Anspielungen über meinen Arm oder mein Aussehen. Niemand fragt mich, warum ich mich nicht endlich operieren lasse. Niemand sagt:
«Jetzt, wo Robert tot ist, haben diese Narben doch ihren Sinn verloren.»
Plastische Chirurgie! Vielen Dank! Meine Narben sind das Ergebnis der plastischen Chirurgie. Sechsmal insgesamt habe ich sie mit ihren Messern an meinem Gesicht fummeln lassen, gleich in den ersten Monaten nach dem Unfall, als ich noch in der Klinik lag. Ich wollte doch wenigstens mein Gesicht zurückhaben. Ich wollte es nicht einmal so sehr für mich, nur für Robert, um ihm die Schuldgefühle bei meinem Anblick zu ersparen. Vielleicht auch ein bisschen für Olaf, ein bisschen geliebt habe ich ihn doch damals. Jedes Mal versprachen mir die Chirurgen ein Wunder. Jedes Mal sah ich danach noch schlimmer aus. Robert war der einzige Mann, der mich noch ansehen konnte, ohne den Blick zu senken, so wie Wolberts Lehrling es am Anfang immer tat. Nun gut, Serge schaffte das auch, aber den musste ich dafür bezahlen. Manchmal denke ich an ihn, an seine Ähnlichkeit mit Robert. An das, was Piel erst kürzlich dazu sagte. Dass Serge für mich ein Ersatz war, eine Illusion, Roberts Doppelgänger und damit die Erfüllung meines Traumes. Vielleicht wäre es schön, ein Kind von ihm zu haben. Vielleicht würde es eines Tages so aussehen wie Robert. Ach, ich weiß nicht.
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